Hamburg. Schleichwege und mehr Staus durch neue Regelung der Autobahn-Abfahrt. Weiteres Problem: Google ignoriert neue Verkehrsführung noch.

Wenn Sabine Steinfeldt aus ihrer Tiefgarage kommt und Richtung Autobahn fahren will, muss sie meist viel Geduld mitbringen. „Die Jürgen-Töpfer-Straße ist zum Schleichweg geworden“, sagt die Abendblatt-Leserin, die in dem dicht bebauten Neubaugebiet in Othmarschen in der Nähe der A7 wohnt.

Seit vergangener Woche werden Autos, die an der Anschlussstelle Bahrenfeld auf die Autobahn auffahren wollen, über eine provisorische Rampe bis zur Auffahrt Othmarschen geführt und gelangen dort über zwei Linksabbiegerspuren auf die A7 nach Süden. Seither habe sich die Situation rund um die Baustelle weiter zugespitzt, sagt die 65-Jährige, denn die Straßen in Othmarschen seien jetzt noch voller. „Jetzt staut sich der Verkehr auf der Behringstraße oft bis zurück zur Tankstelle an der Griegstraße.“

A7 in Othmarschen: Anwohnerin beklagt Zunahme von Schleichwegverkehr

Es sei oft unmöglich, als Anwohner aus der Jürgen-Töpfer-Straße auf die Behringstraße zu kommen, beschreibt Steinfeldt die Situation, die sie jetzt häufiger erlebt habe: „Auf der Rechtsabbiegerspur tut sich Ampelphase für Ampelphase gar nichts. Wer gleich rechts auf die Spur möchte, die zur Autobahnauffahrt Richtung Norden führt, hat keine Chance. Schöpft man gerade Hoffnung, vielleicht in die nächste Lücke zu rutschen und vorwärtszukommen, kommt der nächste Bus und blockiert wieder.“

Behringstraße Richtung A7
An der Behringstraße wollen Autofahrer weiter ins westliche Othmarschen, oder sie biegen rechts auf die A7 Richtung Flensburg oder links Richtung Hannover ab. © Elisabeth Jessen | Elisabeth Jessen

„Der Linksabbieger in Richtung Ottensen lädt ebenso zur Geduldsprobe ein, da die Kreuzung permanent geblockt wird“, sagt die Frau aus Othmarschen. Auch die vielen Busse, die kurz vor der Baurstraße an der Busstation hielten, trügen zum Chaos bei.

Google schickt Autofahrer in gesperrte Straße in Hamburg-Othmarschen

Die Situation sei schon vor der neuen Streckenführung sehr nervig und angespannt gewesen, sagt die Hamburgerin, die seit 2015 in dem Neubaugebiet lebt. „Was sich jetzt hier abspielt, ist jedoch das pure Chaos.“ Sie beklagt, die Verkehrsplanung habe die Realität des täglichen Berufsverkehrs übersehen.

Google schickt derzeit auch noch Autofahrer, die über die provisorische Rampe kommen, nach links in die Jürgen-Töpfer-Straße. Diese Linksabbiegemöglichkeit ist aber verboten, was sowohl durch Schilder als auch durch Absperrbaken angezeigt wird.

Appell an Autofahrer: „Orientieren Sie sich an aktueller Beschilderung“

Karina Fischer appelliert daher an alle Autofahrer, „sich nicht an die von Google vorgeschlagenen Wege zu halten, sondern sich an der aktuellen Beschilderung zu orientieren“. Die Projekt- und Verkehrskoordinatorin der Autobahn GmbH des Bundes hatte im Vorfeld den Bau der provisorischen Rampe damit begründet, dass die umliegenden Straßen im Stadtgebiet den Extraverkehr nach dem Wegfall der Auffahrt Bahrenfeld nicht auffangen könnten. Allerdings könne man Autofahrer nicht daran hindern, einen Schleichweg zu nutzen.

Von der Baurstraße darf man nicht mehr in die Jürgen-Töpfer-Straße abbiegen.
Wer über die provisorische Rampe kommt, darf von der Baurstraße nicht mehr in die Jürgen-Töpfer-Straße abbiegen. Schilder und Absperrbaken zeigen das, bei Google Maps hat sich die neue Verkehrsführung jedoch noch nicht herumgesprochen. © Elisabeth Jessen | Elisabeth Jessen

Ähnlich verworren ist die Google-Route, will man als Autofahrer von der Baurstraße nach links auf die Behringstraße Richtung Ottensen abbiegen. An der Baurstraße/Ecke Behringstraße gibt es zwei Fahrstreifen. Auf dem rechten darf man nur rechts abbiegen, auf dem linken nach rechts oder links. Diese Wegeführung kennt Google Maps ebenfalls noch nicht und schickt Autofahrer erst nach rechts zur Walderseestraße und dann in einem U-Turn zurück auf die Behringstraße.

Anwohnerin sagt, sie müsse mehrfach die Woche auf die Autobahn

Karina Fischer sagt, Google habe die Informationen rechtzeitig im Vorfeld bekommen und wisse Bescheid, es dauere aber leider immer etwas, bis das durchschlage.

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Für Anwohnerin Sabine Steinfeldt ist der Umstieg auf Bus und Bahn leider nicht immer eine Option. „Ich fahre bis zu zweimal die Woche mit meiner Polly zum Hundetraining nach Pinneberg. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln würde ich pro Strecke etwa eindreiviertel Stunden brauchen, mit dem Auto sind es, wenn es gut geht, 25 Minuten.“ Die Aussicht, dass der Zustand in Othmarschen Jahre andauern soll, sei niederschmetternd.