Hamburg. Dubiose Vorgänge, Kündigung – und nun „gravierende Buchungsfehler“. Was Karlo Ulatowski helfen kann, alles in Ordnung zu bringen.
Karlo Ulatowski hat kein leichtes Erbe angetreten. Der Golf & Country Club Treudelberg e.V., dem er als neuer Präsident vorsteht, blickt in eine ungewisse Zukunft. Denn dem Verein wurde durch die Gesellschaft, die den Golfplatz in Lemsahl-Mellingstedt und das dazugehörende Steigenberger Hotel betreibt, gekündigt. Und dann ist da noch der um ein Vorstandsmitglied entbrannte heftige Streit,der unter den Mitgliedern für Aufregung gesorgt hatte und sogar vor Gericht gelandet ist.
Es gibt also viel zu tun für den 72-Jährigen, der sein früheres Ehrenamt als Kapitän für die Ü50-Mannschaft nach vier Jahren aufgegeben hatte. Er habe „eigentlich nur Golf spielen wollen“, sagt er – und das Organisieren von Turnieren und Siegerehrungen, das Besorgen der Preise und die Buchführung seien doch sehr viel Aufwand gewesen. „Aber ich bin nicht der Typ, der sagt: ,Das war mein letztes Wort.‘“
Golfclub Treudelberg: Neuer Präsident hat „ein Faible für originelle Charaktere“
Und so lehnte er nicht ab, als er gefragt wurde, ob er nicht als Präsident für den in Schieflage geratenen Verein kandidieren wolle. Im Gegenteil: Schon in den mehr als 30 Jahren, in denen er sich – zuletzt in der Leitung – im Rauhen Haus um die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen gekümmert hat, habe er „ein Faible für originelle Charaktere“ gehabt, so der Heilpädagoge.
„Mich erschrecken Leute nicht, die andere komisch finden“, sagt er, der sich selbst „Akzeptanz und Unvoreingenommenheit“ zuspricht. Diese Attribute sehen offenbar auch die „Treudelberger“ in ihm: Bei der Mitgliederversammlung am 28. April wählten sie ihn einstimmig zum Präsidenten.
Streit im Golfclub: Umstrittenem Vorstandsmitglied fehle „diplomatisches Geschick“
Es gebe immer eine individuelle Erklärung für ein bestimmtes Verhalten, so Ulatowski. Damit spielt er auf die Kritik an dem Vorstandsmitglied Paul Schmidt (Name geändert) an, dem einige Mitglieder ein „patriarchisches“ Vorgehen und unseriöses Handeln vorwerfen und der nach wie vor dem Vorstand angehört.
„Ich kann mir keinen besseren Sportverantwortlichen im Vorstand vorstellen“, sagt Ulatowski. „Der Verein und seine ehrenamtliche Arbeit stehen für ihn an erster Stelle. Aber ihm fehlt diplomatisches Geschick, daher eckt er bei manchen an.“ Wenn Schmidt sich, wie angekündigt, Ende des Jahres aus dem Verein zurückziehe, hinterlasse er „sehr große Fußstapfen“.
Neuer Treudelberg-Präsident: „Die Ungereimtheiten haben mich überrascht“
Zur Erinnerung: Der Streit im Golfclub Treudelberg ging unter anderem darauf zurück, dass Schmidt im Rahmen einer Mannschaftsreise in die Karibik drei junge Spieler rund 1000 Euro Bargeld hatte transportieren lassen und einem Profispieler eine außergewöhnlich hohe finanzielle Förderung zugesagt hatte. Mehrere Mitglieder hatten daraufhin den Beirat des Vereins gebeten, diese Vorkommnisse zu prüfen.
„Die Ungereimtheiten, auf die hingewiesen wurde, haben mich als einfaches Mitglied überrascht. Es war sicher richtig, hier den Finger in die Wunde zu legen, aber sie lagen Jahre zurück.“ Und der gesamte Vorstand sei in dieser Zeit immer entlastet worden.
Golfclub Treudelberg: „Gravierende Buchungsfehler“ irritieren Mitglieder und Spender
Auf der Mitgliederversammlung am 28. April war das nicht der Fall. Denn es wurden Buchungsfehler entdeckt, die keinesfalls „nichtig“ waren, wie dem Abendblatt anschließend berichtet worden war. Vielmehr wurden Ausgaben so gravierend fehlerhaft verbucht, dass laut Ulatowski der Eindruck entstehen konnte, ein viel zu großer Teil des verfügbaren Vereinsvermögens sei an den Spitzensport (etwa an die Herrenmannschaft Blue Boys, die in der 2. Bundesliga spielt) geflossen und ein viel zu geringer an den Breitensport.
„Durch Fehlbuchung auf falsche Konten ist hier der Eindruck entstanden, dass zehn Spieler drei Viertel des gesamten Budgets bekommen haben – das hat bei vielen Vereinsmitgliedern und Spendern für Irritation und Unmut gesorgt“, so Ulatowski, der mit der neuen Kassenführerin ein übersichtlicheres System installieren will.
Nach Streit im Golfclub: Neuer Präsident setzt auf „konstruktive Gespräche“
Die größte Aufgabe, die vor ihm liege, sei aber, die Zukunft des Vereins zu sichern. Wie berichtet, hatte die Betreibergesellschaft dem Golf & Country Club Treudelberg e.V. gekündigt – unter anderem wegen des Verhaltens von Vorstandsmitglied Schmidt, heißt es in einem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt.
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„Ich setze jetzt auf konstruktive Gespräche mit der Hoteldirektion und dem Sportmanagement“, so Ulatowski. Diese seien als Teil der Betreibergesellschaft unterhalb der Geschäftsführung angesiedelt (von der die Kündigung kam) und kümmerten sich mit der sogenannten Sportrezeption um die sportlichen Belange des Vereins: Sie führen dem Präsidenten nach unter anderem die Handicaps der Vereinsmitglieder, bereiten Turniere vor und drucken Einladungen aus. „Das sind eine Menge administrativer Aufgaben“, so Ulatowski.
Treudelberg: Verein ist Gast auf Golfplatz, aber mit vertraglich vereinbarten Rechten
Weil es sich dabei um Hotelangestellte handele, könne es gut sein, dass die Betreibergesellschaft das künftig nicht mehr für den Verein leisten wolle. „Wir sind ja auf dem Platz nur Gast, aber mit vertraglich vereinbarten Rechten. Dass wir viel Zeit zum Spielen beanspruchen, ist schlecht für die Vermietung an Greenfee-Spieler, die keine Vereinsmitglieder sind, sondern gegen Entgelt auf dem Platz spielen.“
Er habe Verständnis dafür, dass die Betreibergesellschaft die Eigenregie für den Platz anstrebe – gerade, wenn sich wie zuletzt die Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Golfclubs als schwierig erwiesen habe. „Doch mit dem neu zusammengesetzten Vorstand wird das besser laufen. Wir sind zu freundlichen, zugewandten Gesprächen bereit“, verspricht Ulatowski. Er hoffe, dass bei den Gesprächen etwas herauskomme, was den „Treudelbergern“ Hoffnung auf ein Fortbestehen des Vereins gebe.