Hamburg. Dubiose Vorgänge im renommierten Hamburger Golfclub. Was bei der Mitgliederversammlung am Sonntag geschah und wer dabei fehlte.
Der Abendblatt-Bericht über den eskalierten Streit im Golf & Country Club Hamburg-Treudelberg, für den maßgeblich das Vorstandmitglied Paul Schmidt (Name geändert) verantwortlich gemacht worden ist, hat die Führung des renommierten Vereins veranlasst, noch am Sonnabend einen „dringlichen Newsletter“ an seine Mitglieder zu verschicken. Die Darstellungen im Artikel seien „falsch“, hieß es darin. Leider sei dafür nur „belastendes Material mit unbewiesenen Anschuldigungen“ zur Verfügung gestellt worden.
Es habe ein „gründliches sogenanntes vereinsinternes Verfahren bezüglich dieser angeblichen Verfehlungen“ durch den Vorstand und den Beirat gegeben (es ging um Bargeldtransfer auf einer Mannschaftsreise in die Karibik und eine außergewöhnlich hohe Fördersumme für einen auswärts wohnenden Spieler), wird darin betont.
Golfclub Treudelberg: Nach Rücktrittswelle geschrumpfter Vorstand wieder komplett
In einem Schreiben, das dem Newsletter angefügt war, hieß es: Es liege weder ein vereinsschädigendes noch eines die Gemeinnützigkeit schädigendes Verhalten vor. Das werde auch durch die schriftliche Stellungnahme eines anerkannten Experten für Vereinsrecht „untermauert“. Konkrete Anhaltspunkte, was und wie genau geprüft wurde, führt das Schreiben jedoch nicht auf.
Paul Schmidt selbst fehlte aus gesundheitlichen Gründen auf der Mitgliederversammlung am Sonntag, auf der mit Karlo Ulatowski ein neuer Präsident und mit Schatzmeisterin Lucia Athen eine neue Vizepräsidentin bestätigt wurden – jeweils einstimmig. Mit ihnen ist der nach einer Rücktrittswelle zwischenzeitlich geschrumpfte Vorstand nun wieder komplett.
Hamburg: Treudelberg-Mitglieder hoffen auf neuen Nutzungsvertrag
Das dürfte für etliche Mitglieder ein Anlass sein, zu hoffen, dass die bereits erfolgte Kündigung durch die Betreibergesellschaft nicht das endgültige Aus für den Verein bedeutet. Die Betreiberin der Golfanlage und des benachbarten Steigenberger Hotels Treudelberg hatte in diesem Zusammenhang betont, dass das weniger akzeptable Verhalten einiger Vorstandsmitglieder, „insbesondere im Fall von Herrn Schmidt“, zu einem „bedauerlichen Vertrauensverlust“ geführt und die Entscheidung, die Rahmenvereinbarung mit dem Golfclub zu kündigen, „maßgeblich beeinflusst“ habe.
„Es gab schon einige Kündigungen in der Vergangenheit, auf die dann neue Nutzungsverträge zwischen Verein und Betreibergesellschaft folgten“, sagt eine Hamburgerin, die seit 30 Jahren Mitglied im Golfclub Treudelberg ist. Sie und viele weitere Mitglieder seien zuversichtlich, dass sich die Vertragspartner doch noch einigen können.
Golfclub Treudelberg: Vorstand konnte auf Versammlung nicht entlastet werden
Bis dahin dürften auch die eher nichtigen Buchungsfehler im Kassenbericht geklärt sein, die laut Abendblatt-Informationen aufgefallen waren, aber nicht im Zusammenhang mit den Vorwürfen standen – was dazu geführt hatte, dass der Vorstand auf der Versammlung am Sonntag nicht von den Mitgliedern entlastet werden konnte.
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Deshalb – und auch weil wegen der Aufarbeitung des Streits andere Punkte wie das Fortbestehen des Vereins nicht ausreichend diskutiert werden konnten, soll eine weitere, außerordentliche Mitgliederversammlung noch dieses Jahr stattfinden.
Streit im Golfclub: Neuer Präsident wollte „Feuer, das entstanden ist, nicht schüren“
Schmidt, so wurde auf der Mitgliederversammlung bekannt gegeben, werde sich auf eigenen Wunsch zum Jahresende aus dem Vorstand und aus der ehrenamtlichen Tätigkeit für den Golfclub zurückziehen. Auf die Frage, warum der Vorstand vergangene Abendblatt-Anfragen nicht beantwortet hatte, sagt der neu ernannte Präsident Karlo Ulatowski: „Ich wollte das Feuer, das entstanden ist und sicher seine begründeten Ursprünge hatte, nicht weiter schüren.“