Hamburg. Ufer der Wandse soll teils gesperrt werden. Diese und weitere Vorhaben sorgen für Kritik. Bezirk agiere nach „Gutsherrenart“.
Eigentlich gehört es zu den Vorzeigeprojekten der Stadt: Wandsbeks grüne Lunge – der Eichtalpark – wird umgestaltet. Mit neuen Wasserflächen, vielen Stegen, Brücken und Bohlenwegen.
Das Ziel ist ein sogenannter Klimapark, der den Bürgerinnen und Bürgern unter anderem auf Schautafeln und mit einem grünen Klassenzimmer zeigen soll, wie Stadt und Klima zusammenwirken.
Wandsbek: Eichtalpark – Bund fördert die Umgestaltung der Grünfläche
Die finanzielle Förderung für die Umgestaltung kommt aus Berlin. Die Bundestagsabgeordnete für Hamburg-Wandsbek, Aydan Özoğuz, hatte sich in der Hauptstadt dafür eingesetzt, dass auch ihre Heimat bei den bundesweit geplanten Öko-Projekten berücksichtigt wird. Mehr als 3,7 Millionen Euro sollen investiert werden, um den im 19. Jahrhundert angelegten Park fit für die Zukunft zu machen. 90 Prozent gibt der Bund dazu.
Doch bei den Anwohnern regt sich Widerstand. Insbesondere der Verein Freunde des Eichtalparks e. V. bangt um die Natur, die der Grünstreifen entlang der Wandse bietet. Der Hauptkritikpunkt: Eine Fläche etwa so groß wie ein Fußballfeld, die ein Altarm der Wandse hier munter plätschernd umfließt, wird nach den Plänen des Bezirks bald nicht mehr zugänglich sein. Auf der Wiese, wo die Hamburger an schönen Tagen ihr Handtuch ausbreiten oder Ball spielen, soll eine Überflutungsfläche entstehen.
Wandsbek: Areal im Eichtalpark soll überflutet werden
Die Folge: Statt der Trampelpfade, auf denen Nachbarn ihre Hunde ausführen, dürfte sich dann ein unzugängliches Schilfgebiet ausbreiten. „Das ist hier immer meine Runde zum Gassigehen“, sagt Mathilda Schöler, eine Neunjährige, die ebenfalls in der Nachbarschaft wohnt und sich jetzt fragt, warum sie die Wiese und die prima zum Spielen geeigneten Uferflächen an dem kleinen Fluss bald nicht mehr nutzen kann. Mathilda ist die Tochter von Dennis Schöler, Vorstand der Freunde des Eichtalparks. Der Verein setzt sich für den Erhalt des Grüns für die Menschen ein.
Etliche Schülerinnen und Schüler der benachbarten Schule am Eichtalpark, aber auch Bewohnerinnen und Bewohner des Matthias-Claudius-Heims direkt neben dem umstrittenen Areal sorgen sich laut Verein um die Zukunft des Parkstreifens – und zwar in einer Gegend, die ohnehin durch viele Neubauten belastet sei.
Bezirk Wandsbek will Ausgleichsfläche im Eichtalpark schaffen
„Es ist richtig, dass ein Teil der derzeitigen großen Wiesenfläche an der Wandse zukünftig bei stärkeren Regenereignissen zur Rückhaltung von Niederschlagswasser genutzt wird“, bestätigt Claudia Petschallies, Sprecherin des Bezirksamts Wandsbek, die geplanten Änderungen.
Doch es sei ein Ersatz geplant: „Als Ausgleich wird eine gleich große zusätzliche Fläche im Südosten dem Park zugeschlagen und durch einen neuen Weg sowie eine neue Brücke für die Bürgerinnen und Bürger erschlossen“, heißt es vom Bezirk. Es gebe somit keinen Verlust an Freifläche für die Besucher.
Eichtalpark: Störender Lärm von der Ahrensburger Straße auf geplanter Ruhezone
Doch auch diese Lösung kritisieren die Freunde des Eichtalparks. Der Vorstand des Vereins bemängelt die Abschirmung der Ausgleichsfläche im Südteil des Parks gegen Lärm als „völlig unzureichend – besonders wenn man daran denkt, dass ausgerechnet in diesem Bereich eine Ruhezone eingerichtet werden soll“. Immerhin befinde sich dieses Areal direkt an der viel befahrenen, sechsspurigen Ahrensburger Straße. Und: Als es dort früher noch einen Spielplatz gegeben hat, sei dieser aus Emissionsschutzgründen verlegt worden.
Der Verein Freunde des Eichtalparks bezeichnet darüber hinaus die Einbeziehung der Interessen von Anwohnerinnen und Anwohnern als unzureichend. Einladungen zu Infoveranstaltungen etwa seien zu kurzfristig verschickt worden. Der Bezirk agiere hier „nach Gutsherrenart“, sagt Dennis Schöler. Und Gerhard Jeske, ebenfalls Vorstand des Vereins, beklagt, dass die Nachbarn sehr verunsichert seien.
Wandsbek: Nachbarn kritisieren Entwicklung des Eichtalparks zum „Klimazoo“
Schließlich wollten sie hier keinen „Klimazoo“, sondern ihren Park als Treffpunkt bewahren, sagt der 70-Jährige, der als unmittelbarer Anwohner am Flusslauf der Wandse allerdings auch die Folgen des hiesigen potenziellen Überschwemmungsgebiets zu spüren bekommt: Eine neue Hausratversicherung könne er leider nicht abschließen, dafür schätze die Versicherung die Risiken der Überflutung als zu hoch ein.
Zwar setze sich der Verein auch angesichts solcher Entwicklungen ebenfalls für Klimaziele ein, aber die Nachbarn seien bei den Maßnahmen für den Park „nicht mit ins Boot geholt worden“, sagt der Rentner.
Bezirk Wandsbek: Die Maßnahmen für den Park müssen förderfähig sein
Diesen Einwand weist der Bezirk zum Teil zurück. Es seien Informationsrunden veranstaltet und Anregungen aus dem Quartier aufgenommen worden.
Es seien jedoch „strenge Vorgaben des Fördergebers zu beachten“, da das Vorhaben an Bundesfördergelder gebunden ist. So sei das Projekt bis zum 31. Dezember 2024 befristet, was längere Abstimmungszeiträume ausschließe. Und: Nur solche Themen und Maßnahmen könnten umgesetzt werden, die förderfähig seien, so der Bezirk. Weiter heißt es: „Aus diesem Grund konnten einige gewünschte Ideen nicht aufgenommen werden.“
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Der nächste Schritt ist nun, dass die Fläche im Sommer umgestaltet wird. Derzeit beginnen vorbereitende Maßnahmen, heißt es vom Bezirk Wandsbek.
Eichtalpark in Wandsbek: Toilette am Spielplatz schon lange ein Wunsch
Der Verein Freunde des Eichtalparks hat noch ein weiteres Anliegen: Schon länger setzen sich die Ehrenamtlichen, die hier häufiger Führungen und Feste anbieten, für eine Toilette neben dem Spielplatz im Park ein. „Sonst müssen die Kinder hinter die Hecke gehen“, so Dennis Schöler. Doch dieser Wunsch wurde vom Bezirk ebenfalls abgelehnt – aus finanziellen Gründen.
Da ein reguläres WC auch wegen eines an der Fläche fehlenden Wasseranschlusses ein teures Projekt wäre, hat der Verein nun einen alternativen Vorschlag eingebracht. Eine Öko-Toilette, wie sie etwa bereits in Berlin genutzt wird, käme ohne fließendes Wasser aus, wirbt der Vereinsvorstand für eine günstigere Lösung. Hier ist allerdings noch keine Entscheidung gefallen.