Hamburg. Das historische Gebäude in Eilbek steht zum Verkauf – für mehr als 2 Millionen Euro. Wie es mit der Gastronomie weitergeht.

Der Hamburger Immobilienmarkt ist um ein ganz besonderes Objekt reicher: Der historische Bahnhof Hasselbrook steht zum Verkauf. Ein Schnäppchen ist das Gebäude in Eilbek sicherlich nicht – immerhin wird ein Kaufpreis von 2,26 Millionen Euro für die Immobilie veranschlagt. Aber wer kann schon von sich behaupten, einen Bahnhof zu besitzen?

Bislang noch Diana Nußbaum. Die gelernte Hotelfachfrau ist Eigentümerin des historischen Gebäudes und Inhaberin der Factory Hasselbrook – des Eilbeker Restaurants mit dem großen Biergarten. Die Entscheidung, das Gebäude zu verkaufen, sei ihr nicht leichtgefallen, sagt die Gastronomin. „Es war ein längerer Prozess, aber es ist der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt.“

Immobilien Hamburg: Ungewöhnliche Immobilie in Eilbek steht zum Verkauf

Nußbaum hatte das Gebäude 2008 gekauft, sieben Jahre zuvor bereits die Factory übernommen. Jetzt will sie Restaurant und Immobilie trennen. Dann habe sie „eine Baustelle weniger“. Sie verkaufe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagt Nußbaum. „Nach 22 Jahren steckt hier natürlich viel Herzblut drin.“

Historisches Bahnhofsjuwel im Angebot: Hamburgs Hasselbrook sucht neuen Besitzer
Historisches Bahnhofsjuwel im Angebot: Hamburgs Hasselbrook sucht neuen Besitzer

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    Die Gastronomie soll aber bestehen bleiben. „Ich will die Factory auf jeden Fall erhalten und weiterbetreiben“, sagt Nußbaum. Im Kaufvertrag solle daher eine Bestandsgarantie für das Restaurant verankert werden. Als neuen Eigentümer für den historischen Bahnhof wünsche sie sich jemanden, der den historischen Wert des Gebäudes zu schätzen wisse.

    Immobilien Hamburg: Bahnhof Hasselbrook wurde 1906 erbaut

    Fahrgäste sind am historischen Bahnhof schon länger nicht mehr ausgestiegen. Mittlerweile steht nur noch die Empfangshalle des 1906 gebauten Bahnhofs. Entworfen wurde das Ensemble von Architekt Eugen Göbel, ehemaliger Oberbaurat in der Hamburger Bauverwaltung und Schöpfer zahlreicher Bahnhöfe für U- und S-Bahn.

    Das Innere des historischen Gebäudes ist ein echter Hingucker und beherbergt das Restaurant Factory Hasselbrook.
    Das Innere des historischen Gebäudes ist ein echter Hingucker und beherbergt das Restaurant Factory Hasselbrook. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

    Die Immobilie an der Hasselbrookstraße nahe des Jacobiparks wurde im gründerzeitlichen Stil errichtet. Ein besonderer Hingucker ist der Turm mit sogenanntem Zwiebeldach – ein Stilmittel der Architekturströmung des Historismus. Der historische Bahnhof Hasselbrook ist eines der letzten Gebäude dieser Art in Hamburg und wurde schon 1989 als Kulturdenkmal eingestuft.

    Restaurant Hamburg: Factory Hasselbrook soll trotz Verkaufs am Standort bleiben

    Anfang der 1990er-Jahre wurde das Gebäude schließlich aufwendig restauriert und ist seither die Heimat der Factory Hasselbrook. Nußbaum vermietet die Location auch für Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern. 15 bis 25 solcher Feiern gebe es pro Jahr, sagt die Gastronomin. Das besondere Ambiente im Inneren wird ergänzt durch einen gemütlichen Biergarten auf dem Außenareal – stilecht mit Kiesboden und unter Kastanienbäumen.

    „Wir machen spätestens zum 1. Mai wieder auf“, verrät Nußbaum. Wenn es das Wetter zulasse, sei auch eine vorzeitige Öffnung des Biergartens denkbar. 300 Plätze finden sich außerhalb des historischen Bahnhofsgebäudes, 120 im Inneren. Auf der Karte stehen Schnitzel, Burger, Flammkuchen, Currywurst – deutsche Küche ohne viel Schnickschnack. Jeden Sonntag gibt es zudem ein großes Brunchangebot.

    Immobilie in Eilbek hat einen der schönsten Biergärten Hamburgs

    Zwischen April und September sei der Publikumsverkehr besonders groß, da habe die Factory Hochsaison, sagt Nußbaum. „In Spitzenzeiten arbeiten hier 30 Angestellte.“ Der Biergarten unterhalb des historischen Bahnhofs habe eine eigene Bar mit Zapfanlage, dafür werde extra Personal benötigt.

    Der Biergarten der Factory Hasselbrook unterhalb des historischen Bahnhofsgebäudes gehört zu den schönsten in Hamburg und bietet etwa 300 Menschen Platz.
    Der Biergarten der Factory Hasselbrook unterhalb des historischen Bahnhofsgebäudes gehört zu den schönsten in Hamburg und bietet etwa 300 Menschen Platz. © J.P. Mohr

    Inhaberin Diana Nußbaum packt auch selbst im Laden mit an. „Das lasse ich mir nicht nehmen, ich mache das einfach gern.“ Als Gastronomin habe sie viele Krisen bewältigen müssen. „Corona, EHEC, Energiekrise – ich habe mich immer durchgebissen“, sagt Nußbaum, die sich als Vollblutgastronomin bezeichnet.

    Hamburger Kulturdenkmal ist besondere Immobilie – auch für den Makler

    Bleibt die Frage, wer sich überhaupt so eine Immobilie leisten kann. Der Kaufpreis liegt immerhin bei 2,26 Millionen Euro. Vermarktet wird der ehemalige Bahnhof von Nils Tinnemeyer, geschäftsführender Gesellschafter der Immobilienkollektiv GmbH. „Ich dachte erst, ich hör nicht richtig, als wir beauftragt wurden“, sagt Tinnemeyer.

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    „So ein Objekt ist schon etwas ganz Besonderes. Wann kann man schon mal ein Kulturdenkmal kaufen?“, fragt Tinnemeyer. Nach Aussage des Maklers ist die Immobilie zum ersten Mal auf dem offenen Markt. Historische Objekte habe das Immobilienkollektiv schon häufiger vermarktet, „aber nichts, das so geschichtsträchtig war“.

    Immobilien Hamburg: Historischer Bahnhof in exzellenter Lage

    Erwerben könne das Gebäude theoretisch jeder, der den Kaufpreis aufbringen kann, so Tinnemeyer. Deshalb wird das Objekt auch auf den einschlägigen Portalen angeboten. Das sei die Philosophie des Immobilienkollektivs. Kurz vor Ostern sei mit der Vermarktung begonnen worden. Erste Interessenten hätten sich schon bei den Maklern gemeldet, sagt Tinnemeyer.

    Sorgen, dass der Bahnhof nicht verkauft werden könnte, macht sich der Makler nicht. „Es gibt hier mit der Factory Hasselbrook einen sehr starken Ankermieter“, sagt Tinnemeyer. Hinzu komme die exzellente Lage in einem stetig wachsenden Stadtteil mit direkter Bahnanbindung und geringer Konkurrenz in der näheren Umgebung. Die Chancen, dass der historische Bahnhof den Besitzer wechselt, stehen also nicht schlecht.