Deutschlands Schüler legen im internationalen Vergleich offenbar leicht zu. Migrantenkinder fallen erneut ab. Die Ergebnisse kommen am Dienstag.
Berlin. Die Schüler in Deutschland sind im PISA-Vergleich offenbar besser geworden. Zehn Jahre nach dem ersten PISA-Test haben die deutschen Schulen im weltweiten Leistungsvergleich leicht aufgeholt. Gleichzeitig liegen die getesteten 15-Jährigen aus Deutschland aber immer noch erheblich hinter Gleichaltrigen aus PISA-Spitzenländern wie Finnland oder den asiatischen Staaten.
Die PISA-Ergebnisse des jüngsten Tests aus dem Jahre 2009 sollen am kommenden Dienstag in Berlin offiziell vorgestellt werden. Der Sprecher der deutschen PISA-Forscher, Eckhard Klieme, bezeichnete am Sonnabend im Deutschlandfunk die Vorabmeldungen über die Ergebnisse als „Ratespiele, die man von früheren Studien her kennt“. Der Wissenschaftler verwies auf die internationalen Abmachungen, die Ergebnisse nicht vorab zu kommentieren.
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Laut „Focus“ gibt es Leistungszuwächse in Mathematik und Naturwissenschaften sowie „zufriedenstellende“ Ergebnisse in der Schlüsselkompetenz Lesen und Textverständnis. Laut „Spiegel“ darf die Bundesrepublik hoffen, „dass ihre Schüler im Durchschnitt ein bisschen besser geworden sind, und sie muss befürchten, dass Migranten und andere Risikokandidaten erneut erschreckend schlecht dastehen“. Das Blatt zitiert Klieme mit dem Satz: „PISA sagt uns nicht, was wir tun müssen, sondern erst einmal nur, wo die Probleme liegen.“
PISA ist der weltweit größte Schulleistungstest. Die Abkürzung steht für „Programme for International Student Assessment“. Die Erhebung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris gilt als einziger internationaler Leistungsvergleich von Schülern gegen Ende ihrer Pflichtschulzeit. An der jüngsten Untersuchung nahmen fast eine halbe Millionen 15-jährige Schüler aus 65 Nationen teil, darunter alle 34 OECD-Länder. In Deutschland machten diesmal 4970 Schüler aus 223 Schulen mit.
Die Veröffentlichung der ersten Studie aus dem Jahr 2000 hatte in Deutschland einen Schock ausgelöst. Die Schüler aus Deutschland hatten in allen drei Wissensdisziplinen schlechter als der Durchschnitt der 30 wichtigsten Industrienationen abgeschnitten. Die Studie förderte zudem zu Tage, dass über ein Fünftel der 15-Jährigen in Deutschland nur auf Grundschulniveau lesen und rechnen konnte. Auch zeigte sich, dass in keiner vergleichbaren Industrienation die Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft so ausgeprägt ist wie in Deutschland. Forscher erstellen die Studie seit 2000 in einem Rhythmus von drei Jahren. Weitere PISA-Tests gab es demnach 2003 und 2006.
Mit den Tests wird überprüft, ob die 15-Jährigen das in der Schule Erlernte auch im Alltagsleben einsetzen können. Dafür müssen die Schüler lebensnahe Aufgaben lösen. Neben den Leistungen werden familiärer, sozialer und schulischer Hintergrund der jungen Menschen erfasst sowie Motivation, Lernmethoden und Unterstützung durch die Lehrer untersucht. Weltweit arbeiten mehr als 300 Wissenschaftler und ihre Mitarbeiter an Erstellung und Auswertung der Tests.
Bei jeder Untersuchung wird ein bestimmter Schwerpunkt abgefragt. 2000 stand die Lesekompetenz im Mittelpunkt, 2003 mathematische Kenntnisse und 2006 das naturwissenschaftliche Verständnis der Jugendlichen. 2009 lag der Fokus erneut auf dem Lesen. PISA 2009 ist gleichzeitig die größte der bisherigen vier Studien.
Die deutschen PISA-Ergebnisse verbesserten sich seit der ersten Untersuchung nur mäßig. Bei der zweiten Studie von 2003 arbeitete sich Deutschland ins Mittelfeld vor. 2006 erreichten die deutschen SChüler in Naturwissenschaften sogar erstmals einen Rang oberhalb des OECD-Durchschnitts. In der Mathematik und beim Lesen blieben sie dagegen Mittelmaß.
Auch an einem anderen Punkt änderte sich kaum etwas: Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien hatten in der schule noch immer deutlich schlechtere Chancen als ihre Mitschüler aus bessergestellten Familien. Bildungsexperten gehen davon aus, dass sich hieran auch in der neuen Studie wenig geändert hat.
Nach dem PISA-Schrecken vor zehn Jahren hatte die Politik zahlreiche Reformen angestoßen – unter anderem die Stärkung der frühkindlichen Bildung und den Ausbau der Ganztagsschulen. Die Neuerungen brauchen jedoch Zeit, um zu wirken. Einige Änderungen dürften sich erst in den kommenden Jahren bei der Untersuchung niederschlagen.