Zwar liegt der Süden im Ländervergleich vorn - doch entscheidet dort auch die soziale Herkunft am stärksten über den Bildungserfolg.
Berlin. Bei einem neuen Schul-Leistungsvergleich hat Bayern am besten abgeschnitten. In dem von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegten Ländervergleich wiesen die bayerischen Schüler die besten Leistungen im Lesen auf, gefolgt von den Neuntklässlern aus Sachsen und Baden-Württemberg. Am Ende der Rangliste standen Hamburg , Berlin und Bremen. Auch in Englisch lagen Bayern und Baden-Württemberg vorn. Schlusslichter waren Brandenburg und Bremen.
Grundlage für die Studie waren die nach dem schlechten Abschneiden Deutschlands bei der internationalen PISA-Schulstudie in allen Bundesländern eingeführten Bildungsstandards. Diese wurden nun vom Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität überprüft. Bundesweit getestet wurden die Leistungen von 41.000 Schülern der 9. Klasse in Deutsch und Englisch.
Die Studie zeigt zugleich, dass fast zehn Jahre nach dem ersten PISA-Schultest die Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland nach wie vor extrem groß ist. Ein Kind aus der Oberschicht hat gegenüber einem Schüler aus einer Facharbeiterfamilie auch bei gleicher Intelligenz und gleichem Lernvermögen eine 4,5 mal so große Chance, ein Gymnasium zu besuchen. Besonders ausgeprägt ist dieses soziale Bildungsfälle in Baden-Württemberg. Und in Bayern - dort ist aber auch das soziale Bildungsgefälle besonders ausgeprägt: Akademikerkinder haben im Vergleich mit Facharbeiterkindern eine sechsmal bessere Chance auf den Besuch einer höheren Schule.
Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat Defizite bei der Chancengerechtigkeit im bayerischen Bildungssystem eingeräumt – trotz des Spitzenplatzes im Bildungsvergleich der Länder. „Das besonders Erfreuliche ist, dass Schüler aller Schularten diese Spitzenergebnisse erzielen“, sagte Spaenle. „Das ist aber verbunden mit einem klaren Handlungsauftrag, die Teilhabegerechtigkeit zu verbessern.“ Die Staatsregierung setze auf individuelle Förderung, um soziale Nachteile von Kindern aus sozial schlechter gestellten Haushalten und Zuwandererfamilien zu verbessern.
Auch in Baden-Württemberg hängt der Schulerfolg immer noch stark von der sozialen Herkunft der Schüler ab. Die Kluft zwischen Akademiker- und Facharbeiterkindern sei aber geringer worden, sagte Kultusministerin Marion Schick (CDU) in Stuttgart. Bei einer Untersuchung der sprachlichen Fähigkeiten habe sich gezeigt, dass in den besten Gruppen mehr Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern zu finden seien als bei der PISA-Studie
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat nach dem erneut schlechten Abschneiden Bremens beim Schul-Ländervergleich reagiert und ein Ende der chronischen Unterfinanzierung der Bildung gefordert. Zudem müsse die frühe Trennung der Kinder nach der vierten Klasse aufgehoben werden, sagte der Sprecher der GEW in Bremen, Harry Eisenach. Bei dem neuen innerdeutschen Schul-Leistungsvergleich in Deutsch und Englisch bei Schülern der 9. Klassen ist Bremen wieder bei fast allen Disziplinen Schlusslicht. Schon bei den früheren PISA-Bundesländervergleichen hatte das kleinste Bundesland schlecht abgeschnitten.