Damit hatte Schulleiter Gero Brüning nicht gerechnet: Seine Grundschule Müssenredder (Poppenbüttel) gehört zu den drei Fällen, in denen die Schulbehörde nicht den Empfehlungen der Regionalen Entwicklungskonferenzen (RSK) gefolgt ist.
"Wir sind sehr überrascht, dass wir jetzt mit der Integrationsschule Hinsbleek zu einer Primarschule fusionieren sollen", sagt Brüning. "Das wird eine sehr anspruchsvolle Aufgabe." Nicht nur, dass die Schulprofile sehr unterschiedlich sind, zwei Kollegien vereint werden müssen und von zwei Schulleitern nur einer überbleibt: Beide Standorte trennt zudem eine vierspurige Straße.
Während Schulleiter Brüning sich gestern mit Kritik an dem Entwurf zum Schulentwicklungsplan zurückhielt, kamen aus der Politik und von Verbänden deutliche Reaktionen auf das gut 100 Seiten starke Konvolut. Die oppositionelle SPD warf der Schulbehörde eine unseriöse und geschönte Planung vor. "Es wird ein böses Erwachen geben, wenn in den nächsten Jahren das Ausmaß dieser Politik sichtbar wird", sagte Schulexperte Ties Rabe gestern. Er bezweifelte vor allem die angegebene Höhe der Baukosten. Die Abgeordnete Britta Ernst (SPD) kritisierte gestern während einer Bürgerschaftsdebatte vor allem die Zerschlagung der sogenannten Langform-Schulen (Gesamtschulen von der Klasse 1 bis 13). "Ich finde es unmöglich, dass die besten Schulen Hamburgs kaputt gemacht werden."
Auch von der Elternkammer kamen, bei grundsätzlich positiver Bewertung, Bedenken. Dabei geht es vor allem um die räumliche Kooperation von 29 Primarschulen mit weiterführenden Schulen. "Es besteht die Gefahr, dass Eltern diese Schulen zukünftig anwählen, um ihrem Kind schon im Vorwege einen Platz in einer weiterführenden Schule zu sichern", sagte der stellvertretende Kammervorsitzende Peter Albrecht.
Genau das war dem Koalitionspartner CDU besonders wichtig - auch weil der Druck der Basis groß ist. Erwartungsgemäß lobte der schulpolitische Sprecher Marino Freistedt (CDU) den Entwurf. Auch die GEW zeigte sich grundsätzlich zufrieden, forderte jedoch zusätzliche Ressourcen für Personal und Sachaufwendungen. "Wir brauchen mindestens 1000 zusätzliche Lehrerstellen dafür", sagte der GEW-Vorsitzende Klaus Bullan.
Scharfe Kritik kam von der Volksinitiative "Wir wollen lernen", die den Erhalt der Gymnasien von der fünften Klasse an fordert. Sprecher Walter Scheuerl: "Die Senatorin setzt auf das langsame Sterben der Gymnasien ab 2012, wenn bei mehr als einem Drittel durch den Wegfall der Jahrgänge 5 und 6 die Schülerzahlen unter das erforderliche Maß sinken."