Jetzt liegt der dicke Packen auf dem Tisch: “Schulentwicklungsplan 2010-2017“ heißt das 104 Seiten starke Werk plus Kartenteil, das Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) im Rathaus vorstellte.
Auch wenn Details im Zuge der Beratungen bis November noch verändert werden können: Die konkrete Architektur der großen Schulreform, wie sie sich die schwarz-grüne Koalition vorstellt, steht nun fest.
Aus den 210 Grundschulen sollen 162 Primarschulen entstehen, in denen die Kinder bis zum Ende von Klasse sechs gemeinsam unterrichtet werden. Aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen gehen 52 neue Stadtteilschulen hervor, die das Abitur nach 13 Jahren anbieten. 32 Stadtteilschulen haben eigenständige Oberstufen. Alle 61 Gymnasien bleiben erhalten. Mit der Haupt- und Realschule Langenhorn soll nur ein einziger Schulstandort aufgegeben werden.
Acht Monate lang haben Lehrer, Eltern, Schüler und Bezirkspolitiker in 22 Regionalen Schulentwicklungskonferenzen (RSK) Vorschläge für die künftigen Standorte entwickelt. In rund 70 Prozent der Fälle folgte die Behörde den Vorschlägen der RSK. Bei 22 Prozent entschieden sich Goetsch und ihre Mitstreiter für eine von mehreren vorgeschlagenen Alternativen. Bei dem Rest wurden die Vorgaben verändert, zum Beispiel was die Aufteilung von Klassenstufen auf mehrere Standorte angeht.
Auch wenn die Zahl der Primarschulen kleiner ist als die der Grundschulen: Kein Standort soll geschlossen werden. Vorgesehen ist aber, dass 64 Primarschulen zwei oder in wenigen Fällen sogar drei Zweigstellen haben. An vielen Standorten werden die Klassen 1 bis 6 unterrichtet, sodass das Prinzip "Kurze Beine - kurze Wege" laut Goetsch gewahrt bleibt. Aus diesem Grund soll es auch sieben kleine Primarschulen mit nur zwei Parallelklassen in ländlichen Gebieten wie den Vier- und Marschlanden geben.
Eine Aufteilung in die Klassen 1 bis 3 an dem einen und 4 bis 6 am anderen Standort einer Primarschule ist nur vorgesehen, wenn die Lehrer, Eltern und Schüler dies wollen. Im Vorfeld war besonders umstritten, inwieweit Primarschulen eine engere Kooperation mit Gymnasien oder Stadtteilschulen eingehen. Laut Plan sollen 29 Primarschulen frei werdende Räume an einer weiterführenden Schule nutzen. Das war der CDU besonders wichtig. Gymnasien sollen in den Räumen auch Arbeitszimmern für Lehrer einrichten können. "Das hat die Lage an den Gymnasien entspannt", sagte Projektleiter Hans-Peter de Lorent. Vor allem an Gymnasien hatte es Kritik an der Reform gegeben.
Goetsch glaubt, die meisten Gymnasien auf ihrer Seite zu haben. "Aber einige haben noch Bauchschmerzen." Wie gesichert werden kann, dass die Primarschulen die speziellen sprachlichen oder musischen Angebote der Gymnasien anbieten, muss noch im Detail geklärt werden. Goetsch: "Die Grundschulen sind selbstbewusster geworden. Primar- und weiterführende Schulen sprechen jetzt auf Augenhöhe."
Die Reform schafft einen großen Bedarf an Zu- und Umbauten vor allem an den Primarschulen. Der Senat will in den nächsten drei Jahren 190 Millionen Euro in den Schulbau investieren. Darin enthalten ist der Bedarf, der sich aus der Verkleinerung der Klassen ergibt. In den Klassen 1 bis 6 sollen nicht mehr als 25 Kinder sitzen, in sozialen Brennpunkten nur 20 Kinder. "Die Finanzierung ist komplett gesichert", sagte Goetsch. Rund 50 Millionen Euro stammen aus dem Konjunkturprogramm. Ob das Geld am Ende ausreicht, ist noch unklar. "Ich möchte keine Probleme", sagte Goetsch aber schon jetzt.