In Kiel stehen zwei Männer wegen eines Messerangriffs vor Gericht. Die Polizei sichert den Saal ab und führt Einlasskontrollen durch.
Kiel. Sieben Monate nach einer Messerattacke auf zwei junge Männer hat am Freitag vor dem Kieler Landgericht ein Prozess gegen drei Hells Angels begonnen. Die Rocker sollen die jungen Männer für verfeindete Bandidos gehalten und ihnen vor einem Fitnessstudio in Kiel aufgelauert haben. Die Anklage wirft ihnen gefährliche Körperverletzung vor. Strenge Einlasskontrollen sollten Zwischenfälle verhindern. Vor dem Gebäude war aber wenig Polizei zu sehen. Ob sich die angeklagten Männer im Alter von 37, 41 und 46 Jahren zum Tatgeschehen äußern werden, war zunächst offen.
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Kiel: Messerattacke auf Bandido-Nachwuchs
Es könnte die erwartete Racheaktion nach den Schüssen auf das Haus des Kieler Hells-Angels-Bosses gewesen sein: Unbekannte griffen am Montagabend gegen viertel vor acht einen 21-Jährigen vor einem Kieler Fitnessstudio an und verletzten ihn mit Messerstichen schwer. Er kam in ein Krankenhaus. Sein 20-jähriger Begleiter wurde leicht verletzt. Die Täter flüchteten und konnten trotz groß angelegter Fahndung entkommen. Die Ermittlungen wurden wie alle anderen Fälle im seit Monaten schwelenden Rockerkrieg der im Oktober vergangenen Jahres gegründeten Sonderkommission "Rocker" übertragen.
Nach Informationen auf der Homepage der Bandidos soll es sich bei den beiden Verletzten um die Kinder eines sogenannten Prospects (Probemitglieds) des Bandido-Chapters in Neumünster handeln. Die Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) in Kiel wollten dies nicht bestätigen. Ihren Angaben zufolge soll der Schwerverletzte aus dem Umfeld der Bandidos stammen, aber weder Mitglied des Rockerklubs noch des Supporter-Klubs "Contra" sein. Der 20-Jährige hingegen soll keine Beziehungen zur Rockerszene unterhalten.
Wenige Minuten nach dem Übergriff wurde der Tatort von neun Mitgliedern der Bandidos "gesichert". Um weitere Konflikte zu unterbinden, wurden die Rocker von einem Großaufgebot der Polizei in Gewahrsam genommen. Sie kamen aber im Laufe der Nacht zu Dienstag wieder frei. Noch am Montagabend kontrollierte die Polizei zudem sämtliche Personen, die sie an den Treffpunkten der Hells Angels in der Kieler Umgebung antrafen. Dies sei Teil der "Gefahrenabwehr", gab die Polizei bekannt.
Am Mittwoch vergangener Woche hatten Unbekannte das Wohnhaus des Kieler Hells Angels-Bosses beschossen. Verletzt wurde niemand. Die Täter flüchteten unerkannt. (dfe)