Die beiden 20 Jahre alten Männer gaben vor der Jugendkammer des Landgerichts zu, ihr Opfer abgewehrt und getreten zu haben.
Hamburg. Im Prozess um eine brutale Prügelattacke auf einen 19-Jährigen in einem Hamburger Linienbus haben die beiden 20 Jahre alten Angeklagten am Montag vor Gericht ein Teilgeständnis abgelegt . Sie müssen sich am ersten Verhandlungstag des Wiederholungsprozesses wegen versuchten Totschlags vor der Jugendkammer des Hamburger Landgerichts verantworten. Laut Anklage sollen sie den jungen Mann am 13. Februar in einem Hamburger Linienbus brutal verprügelt haben , weil sich dieser über laute Handy-Musik beschwert hatte. Der 19-Jährige wurde lebensgefährlich verletzt, erlitt ein Schädel- Hirn-Trauma.
Das Opfer sagte am Montag vor Gericht als Zeuge aus, er könne sich an die eigentliche Prügelattacke kaum noch erinnern. Er sei an dem Abend vom Feiern auf der Reeperbahn auf dem Weg nach Hause in die Metrobuslinie 2 gestiegen. Dort forderte er die zwei Angeklagten auf, ihre Handy-Musik leiser zu stellen. Als diese nicht reagierten, habe er es noch einmal „patziger“ gesagt. Dann sei einer der Männer aufgestanden, „und dann habe ich auch gleich einen Schlag oder einen Tritt gespürt und bin zu Boden gegangen“, sagte der 19-Jährige, der kurz nach der Tatzeit einen Alkoholwert von 1,65 Promille im Blut hatte. Erst neun Stunden später im Krankenhaus setzt seine Erinnerung wieder ein.
Die beiden 20-Jährigen räumten am Montag ein, ihr Opfer abgewehrt und getreten zu haben. „Ich bin selbst über mein brutales Verhalten entsetzt“, sagte einer der Angeklagten. Er sei am Tatabend sehr betrunken gewesen und auf dem Heimweg schon im Bus eingeschlafen. „Ich war nicht auf Krawall aus, sondern einfach nur müde.“ Die laute Musik habe er zunächst gar nicht bemerkt. Dann habe sich der 19-Jährige lautstark beschwert und sei aggressiv auf die beiden jungen Männer zugegangen. Daraufhin kam es zu einer Auseinandersetzung und Faustschlägen. „Er fiel vor meine Füße und ich trat zu. Aber ich wollte ihn nicht lebensgefährlich verletzen“, sagte der 20-Jährige.
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Er hatte sich kurz vor dem Prozess schon mit einem Entschuldigungsschreiben aus der Untersuchungshaft an den Verprügelten gewendet. „Ich dachte es hilft ihm auch, wenn ich zu der Tat stehe.“ Demgegenüber sagte der 19-Jährige: „Für eine Entschuldigung war es für mich schon zu spät, das kam mir vor wie eine Taktik.“
Auch dem Mitangeklagten tue die Tat „sehr leid“. Er habe vor der Tat ebenfalls erhebliche Mengen Alkohol getrunken. Zudem sei er noch von einer anderen Schlägerei vom Dezember 2009, bei der er selbst das Opfer wurde, traumatisiert. Er habe den 19-Jährigen im Bus mit dem ausgestreckten Bein abwehren wollen, weil sich dieser bei seiner Beschwerde „sehr aggressiv auf uns zugegangen war“. Er wollte sich am Montag vor Gericht noch bei dem Opfer entschuldigen. Das lehnte der Geschädigte jedoch ab: „Die Tat ist nicht mehr zu entschuldigen.“
Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil wird nicht vor Mitte Oktober erwartet.