Zwei Stunden lang lag ein gestürzter Zeitungsbote im Schnee. Der 75-Jährige kam mit starken Unterkühlungen in eine Klinik.
Hamburg/Kiel/Schwerin. Kräftige Schneefälle haben für rutschige Straßen in Hamburg und Norddeutschland gesorgt. Es kam zu mehreren Glätteunfällen, die jedoch glimpflich verliefen – es blieb bei Blechschäden. Auf der Elbe bei Geesthacht waren Eisbrecher im Einsatz, die Elbfähre zwischen Glückstadt und Wischhafen (Kreis Stade) stellte ihren Betrieb wegen des Eisgangs ein. In Schleswig-Holstein mussten ein gestürzter Zeitungsausträger und eine verletzte Autofahrerin in der eisigen Kälte hilflos auf Rettung warten.
In der Hansestadt hatte der Neuschnee den Verkehr am Morgen zunächst stark behindert. „Auf fast allen Straßen ist eine geschlossene Schneedecke, die Autos schleichen auf den Autobahnen“, berichtete ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale. Im Laufe des Vormittags entspannte sich die Situation auf den Autobahnen, weil mehr gestreut wurde. Am Nachmittag waren die Hauptstrecken und die Autobahnen frei: „Da haben wir keine Probleme.“
Auf Nebenstraßen mussten die Fahrer dagegen besonders vorsichtig sein. Auf der A1 bei Stillhorn drehte sich ein Wagen auf schneeglatter Fahrbahn, niemand wurde verletzt. Auf der Autobahn-Auffahrt Billstedt kam ein Lastwagen wegen der Glätte auf einer leichten Steigung nicht voran. In Winterhude prallte ein Auto gegen einen Ampelmast. Die Ampel fiel etwa vier Stunden lang aus.
Eine Gefahr für Fußgänger und Autofahrer wurde am Nachmittag vom Hamburger Fernsehturm beseitigt: Arbeiter mussten in etwa 100 Meter Höhe Schnee und Eisplatten von einer Plattform des Fernsehturms herunterschieben. Die Polizei sperrte aus Sicherheitsgründen alle Wege und Straßen rund um den Fernsehturm, bis die Plattform eisfrei war.
In Schleswig-Holstein zählte die Polizei bis zum frühen Nachmittag etwa 15 Glätteunfälle. Verletzt wurde dabei niemand. Dagegen harrte ein Zeitungszusteller nach einem Sturz in Kropp (Kreis Schleswig) rund zwei Stunden bei frostigen Temperaturen aus. Der 75-Jährige kam mit starken Unterkühlungen in eine Klinik. Die Nachtschwester einer Psychiatrie hatte die Hilferufe des Mannes gehört. Auf dem Gelände der Einrichtung entdeckten Polizisten den 75-Jährigen, der sich nur noch schleppend fortbewegen konnte. Er hatte sich beim Hinfallen am Fuß verletzt. „Die größte Sorge des Zeitungszustellers galt seinen Lesern“, hieß es im Polizeibericht. Der Mann erklärte den Beamten: „Nach kurzer Aufwärmpause muss ich die restlichen Zeitungen aber noch zustellen.“ Die Arbeit übernahm dann aber ein anderer Bote.
Nach einem Autounfall in Lohe-Rickelshof (Kreis Dithmarschen) war eine verletzte Frau bei eisigen Temperaturen und Dunkelheit mehr als eine Stunde in ihrem Auto gefangen. Nur durch Zufall entdeckten drei junge Menschen die 49-Jährige, so ein Polizeisprecher in Heide. „Sie verdankt ihnen ihr Leben.“ Die Frau war in der Nacht mit ihrem Wagen in einem tiefen Graben gelandet. Dort blieb das Auto seitlich liegen – und war kaum zu sehen. „Die Frau schaffte es nicht, sich aus eigener Kraft aus dem Wagen zu retten“, sagte der Sprecher. Als die jungen Leute an der Unfallstelle vorbeifuhren, sahen sie das Dach des Autos – und befreiten die verletzte Frau. „Es war purer Zufall, dass sie entdeckt wurde“, betonte der Polizeisprecher. „Es war in einer Nebenstraße, die nachts so gut wie gar nicht befahren ist.“
In Mecklenburg-Vorpommern hat starker Wind auf vielen Straßen wieder für Schneeverwehungen gesorgt. Am Nachmittag waren die Straßen bis auf einige nicht gekennzeichnete Nebenstrecken jedoch alle wieder befahrbar, so die Polizei. Vor allem auf Rügen und in Ostvorpommern behinderten Schneewehen zwischen 20 und 40 Zentimetern zeitweilig den Verkehr. Betroffen waren besonders Nebenstraßen, auf Rügen aber auch die B96 zwischen Altefähr und Rambin und die B196 zwischen Baabe und Göhren. In Ostvorpommern war die B199 zwischen Klempenow und Anklam nur teilweise befahrbar. Auch in Nordwestmecklenburg meldete die Polizei Verkehrsbehinderungen.
Der Wind war nach den Worten eines Polizeisprechers in Stralsund so kräftig, dass es auf Rügen trotz des Straßenwinterdienstes in kürzester Zeit immer wieder zu Verwehungen kam. Im westlichen Mecklenburg, wo am Sonntag noch etwa fünf Zentimeter Schnee fielen, war eine Straße bei Rehna wegen eines querstehenden Lastwagens zeitweilig gesperrt. Ansonsten seien Autobahnen, Bundes- und Landstraßen aber befahrbar. „Der Verkehr läuft.“ Dass nicht die allerletzte Ortsverbindungsstraße sofort geräumt werden könne, sei für den Einzelnen sicher ärgerlich, „aber es ist nun mal Winter“, so ein Polizeisprecher.
Der Engpass bei Streusalz in einigen Kommunen dürfte bald kein Problem mehr sein. Am Sonntag erreichte der Frachter „Sea Orchid“ mit 8700 Tonnen Streusalz aus Sizilien den Hamburger Hafen. Das Salz ist für den Einsatz auf den Straßen in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern vorgesehen. Bereits am Sonnabend war ein weiterer Salzfrachter aus Marokko eingelaufen.