Hamburg. Aus kurzer Entfernung wurden fünf Schüsse auf einen 23-Jährigen abgegeben. Dem Schützen wird unter anderem versuchter Totschlag vorgeworfen.
Der Ostersonntag war erst wenige Stunden alt, da fielen nahe dem Hamburger Hauptbahnhof Schüsse. Fünfmal hallte es durch die Straßen. Der Mann, der getroffen wurde, konnte zunächst noch flüchten, dann brach er schwer verletzt zusammen. Er kam ins Krankenhaus und wurde notoperiert. Mehrere Tage schwebte der 23-Jährige in Lebensgefahr.
Am Dienstag begann vor dem Landgericht Hamburg der Prozess gegen den Mann, der im Verdacht steht, die Schüsse in St. Georg abgegeben zu haben. Laut Anklage hat Ahmed A. die Absicht gehabt, das Opfer zu töten. Dem 28-Jährigen werden versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung sowie Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Zu den Vorwürfen äußerte sich der Angeklagte nicht.
Prozess in Hamburg: Schüsse am Hauptbahnhof aus zehn bis 15 Meter Entfernung
So hat sich die Tat der Anklage zufolge abgespielt: Das spätere Opfer sitzt mit mehreren Begleitern in einem Restaurant am Steindamm und isst etwas. Auch der Mann, der schließlich die Schüsse abgegeben haben soll, befindet sich mit weiteren Leuten in dem Lokal. Es kommt zu einer kurzen Begrüßung. Dann verlässt der 23-Jährige das Restaurant. Ahmed A. steht einige Augenblicke später ebenfalls auf und geht.
Vor der Tür gerät das spätere Opfer mit einem weiteren Mann in Streit, versetzt diesem schließlich einen Faustschlag. Nun soll Ahmed A. einen Revolver gezogen und aus zehn bis 15 Meter Entfernung „ohne rechtfertigenden Grund“ fünfmal auf den 23-Jährigen geschossen haben. Vier Kugeln trafen das Opfer in Oberschenkel, Hüfte und Gesäß. Ein weiteres Projektil blieb in der Leber des Opfers stecken. Der 23-Jährige kam ins Krankenhaus.
Schüsse am Hauptbahnhof: Hintergrund könnten Drogengeschäfte sein
Was ist der Hintergrund der Gewalttat? Es könnte sich um eine Auseinandersetzung zwischen konkurrierenden Gruppierungen handeln, die Rauschgiftgeschäfte abwickeln. Möglicherweise hat bei der Tat einer der meistgesuchten Männer Europas die Fäden gezogen: Mansour Ismail. Der 29-Jährige wird verdächtigt, als Führungsperson einer kriminellen Organisation zu agieren. Der mutmaßliche Drogenboss soll als Auftraggeber für Morde verantwortlich sein. Er hatte sich 2020 nach Spanien abgesetzt und befindet sich weiterhin auf der Flucht.
Der Angeklagte, ein junger Mann mit zurückgegeltem Haar, sagt zu den Vorwürfen, die ihn auf die Anklagebank gebracht haben, kein Wort. Es werde auch an den nächsten Verhandlungstagen keine Einlassung seines Mandanten geben, erklärt Verteidiger Alexander Kienzle, der jedoch für den nächsten Prozesstag ein sogenanntes „Opening Statement“ ankündigt. Dabei werde es auch um die Frage einer „potenziellen Nothilfe“ gehen, sagt der Anwalt.
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Auch von dem Mann, der Ostersonntag so schwer verletzt wurde, ist keine Aussage zu erwarten. Der 23-Jährige befindet sich offenbar nicht mehr in Hamburg, wohl auch nicht in Deutschland. Für den Prozess sind bislang 21 Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil könnte nach bisheriger Planung Mitte April verkündet werden.