Hamburg. Timo Zill übernimmt die Führung der mehr als 5000 Schutzpolizisten in Hamburg. Vorgänger Matthias Tresp geht in den Ruhestand.
Timo Zill wird neuer Leiter der Hamburger Schutzpolizei und damit Chef von deutlich mehr als 5000 Polizisten. Der 52 Jahre alte Leitende Polizeidirektor übernimmt den Posten von Matthias „Leo“ Tresp. Der hatte zweieinhalb Jahre die Schutzpolizei geführt und geht am kommenden Freitag in den Ruhestand.
Es ist einer der herausragenden Posten bei der Hamburger Polizei, den Timo Zill übernimmt. Als Leiter der Schutzpolizei ist er nicht nur in der Verantwortung für die 24 Polizeikommissariate der Stadt, die Bereitschaftspolizei oder die Verkehrsdirektion. Zur Schutzpolizei, der größten Sparte der Hamburger Polizei, gehört auch der Fachstab, unter anderem mit dem Lagezentrum, der Polizeieinsatzzentrale oder der Führungsstab. Dieser greift bei besonderen Lagen, wie großen Demonstrationen, aber auch bei Geiselnahmen, Terroranschlägen oder Amokläufen – wie an der Deelböge im März 2023, bei dem der Täter sieben Menschen, zwei Frauen, vier Männer und ein ungeborenes Kind tötete, bevor er sich – von der Polizei in die Enge getrieben – selbst erschoss.
Polizei Hamburg: Matthias Tresp geht nach 43 Jahren in den Ruhestand
Zill war vor zweieinhalb Jahre stellvertretender Leiter der Schutzpolizei geworden. Jetzt übernimmt er den Posten seines bisherigen „Chefs“ Tresp. Der geht nach mehr als 43 Jahren in den Ruhestand. Tresp hat eine Karriere „von der Pike“ auf hinter sich.
Er war 1981 als 16-Jähriger zur Hamburger Polizei gekommen und hatte im mittleren Dienst seine Laufbahn begonnen. Später qualifizierte er sich zunächst für den gehobenen, dann für den höheren Dienst. Mehrere Jahre war er bei der Spezialeinheit, dem heutigen SEK. Dort bekam er auch seinen Arbeitsnamen „Leo“ in Anlehnung an den berühmten Panzer der Bundeswehr.
Auch Timo Zill ist Polizist „von der Pike auf“
Zill verbrachte seine Kindheit in Schleswig-Holstein, genauer in Brokstedt, dem Ort, in dem es 2023 zu einer tödlichen Messerattacke mit zwei Toten kam. Er ist seit 1989 bei der Hamburger Polizei, der dreifache Vater und zweifache Großvater begann seine Laufbahn im mittleren Dienst. Bundesweit bekannt wurde Zill als Pressesprecher der Hamburger Polizei während des G20-Gipfels. Erfahrung sammelte er auch als Revierführer des PK 33 am Wiesendamm.
Was ihn prägte, waren rund sechs Jahre an der Wache 16, die für das Schanzenviertel zuständig ist. Eine besondere Herausforderung dürfte für den HSV-Fan seine Verwendung als szenekundiger Beamter für die Fans des FC St. Pauli gewesen sein. Ein weiterer wichtiger Baustein in seiner Karriere waren die Verwendungen im Vorbereitungsstab für die Fußball-WM 2006 und als Einsatzreferent. Dabei war er mit der bundesweiten Abstimmung von Polizeikräften betraut.
Polizei Hamburg: HSV-Fan war Experte für St.-Pauli-Fans
Zill gilt als versierter Einsatzmann. Änderungen in der grundlegenden Ausrichtung dürfte es bei der Schutzpolizei unter ihm nicht geben. Auch er dürfte der „Hamburger Linie“ treu bleiben, die ein konsequentes Einschreiten, auch bei Demonstrationen, vorsieht. Diese „Hamburger Linie“ hatte schon der Vorgänger von Tresp, Hartmut Dudde, begründet.
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Den Posten von Timo Zill als stellvertretender Leiter der Schutzpolizei übernimmt André Martens, der bislang Stabsleiter im Führungsstab der Schutzpolizei war. Dessen Posten übernimmt Claus Reuter, der unter anderem im Vorbereitungsstab für die EM und den Nachhaltigkeitgipfel tätig war. Beide üben die Posten, die noch offiziell ausgeschrieben werden, zunächst kommissarisch aus.
Mit der Berufung von Timo Zill auf den Spitzenersten entpuppt sich die Pressestelle erneut als Kaderschmiede der Hamburger Polizei. Der amtierende stellvertretende Polizeipräsident Mirko Streiber war ebenso wie sein Vorgänger Reinhard Fallak oder Ex-Polizeipräsident Werner Jantosch zeitweise als Pressesprecher eingesetzt gewesen. Gleiches gilt für den Vorgänger des amtierenden Polizeipräsidenten, Ralf Martin Meyer.