Hamburg. 440.000 Euro für mobile Viren-Teststation. Flughafen und Hafen als Einfallstore für infizierte Passagiere. Was der Notfall-Container leistet.

  • Hamburg investiert fast eine halbe Million Euro in Notfallplan
  • Weltweite Verbreitung von Infektionskrankheiten soll so aufgehalten werden
  • Hansestadt hat gleich zwei Einfallstore für ansteckende Erreger: Airport und Hafen

In der Halle der Hamburger Flughafenfeuerwehr in Fuhlsbüttel stehen nicht wie sonst Einsatzfahrzeuge – an diesem Montag (11. November) wird der Ernstfall simuliert. Weiße Zeltwände trennen die Bereiche ab: Rezeption, Wartebereich und Untersuchung. Kurz: Medical Assessment Center (MAC). Durch die zunehmende Anzahl an Reisen steigt auch das Risiko, dass sich Infektionskrankheiten weltweit ausbreiten.

Befinden sich Personen mit potenziell hoch ansteckenden Erregern an Bord eines Flugzeugs oder Schiffes, kommen in Hamburg Notfallpläne zum Einsatz – um eine Weiterverbreitung so gut wie möglich zu verhindern. Nun investiert die Stadt 440.000 Euro, um diesen Notfallplan zu schärfen und die Infrastruktur zu verbessern. Auch der zweite internationale Grenzübergang, der Hamburger Hafen, soll damit besser geschützt werden.

Passagiere mit Infektionen in Hamburg: Medizinisches Notfalllager kann überall aufgebaut werden

Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) und die Geschäftsführerin des Flughafens, Berit Schmitz, haben dafür eine Vereinbarung unterzeichnet, um in Zukunft das Medical Assessment Center mobil einsetzen zu können. Dort werden Reisende vom Öffentlichen Gesundheitsdienst befragt, betreut und untersucht. Es gibt drei Stufen, je nachdem, wie viele Personen betroffen sind.

Auch, wenn es noch keinen Ernstfall am Airport gegeben habe, sei der Flughafen seit vielen Jahren gut aufgestellt. „Neu ist, dass wir das Ganze auch mobil in der ganzen Stadt abrufen können“, sagt Schmitz. Heißt: Die Ausrüstung und Kompetenzen des MAC sollen im gesamten Stadtgebiet zur Verfügung stehen und so die lokalen Einsatzkräfte lageabhängig unterstützen. 

Medical Assessment Center Airport Hamburg
Mit weißen Zeltwänden werden verschiedene Bereiche im Medical Assessment Center abgetrennt. Es gibt drei Stufen, die je nach Personengröße zum Einsatz kommen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Das Equipment, das für das MAC benötigt wird, lagert aktuell noch in einem Seecontainer am Flughafen. Es sei schwer, dieses von einem Ort zum anderen zu bringen. Mit zwei neuen, sogenannten Abrollcontainern und einem neuen Fahrzeug kann das medizinische „Notfalllager“ flexibel transportiert und aufgestellt werden, direkt auf dem Rollfeld oder im Hafen – die Räume der Flughafenfeuerwehr bleiben aber erhalten.

Hamburg Hauptbahnhof: Mobiles MAC auch bei Virus-Verdacht im Zug?

„Wir haben als einziges Bundesland zwei internationale Grenzübergänge, die wir infektionsschutzrechtlich überwachen müssen: den Flughafen und den Hafen“, sagt die Sozialsenatorin beim Ortstermin. „Wenn eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite vorliegt, müssen wir schnellst- und bestmöglich reagieren können.“

Gesundheitssenatorin Melanie Schlotzhauer (l.) und Flughafen-Geschäftsführerin Berit Schmitz unterzeichnen einen Vertrag.

„Wenn eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite vorliegt, müssen wir schnellst- und bestmöglich reagieren können.“

Melanie Schlotzhauer
Sozialsenatorin

Doch wie gestaltet sich der Schutz bei nationalen Übergängen? Erinnert man sich beispielsweise an den Vorfall vor einigen Wochen, als der Verdacht aufkam, dass ein Zugreisender sich möglicherweise mit dem Marburg-Virus infiziert hatte. Das mobile MAC sei für einen internationalen Infektionsschutzfall erworben worden, so Schlotzhauer.

Der Hauptbahnhof sei kein internationaler Ort, aber: „In Zukunft werden wir dazu kommen, dass wir die Gerätschaften auch dort einsetzen können“, sagt Schlotzhauer. Der Erwerb der mobilen Container werde schon seit längerer Zeit vorbereitet, auch die Investitionen seien gesichert – 396.000 Euro stammen aus Fördermitteln, die übrigen rund zehn Prozent (44.000 Euro) zahlt die Stadt.

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Doch bis die Abrollcontainer eingesetzt werden können, dauert es noch. Aufgrund langer Lieferzeiten soll erst in rund zwei Jahren mit ihnen der Prozess vereinfacht und beschleunigt werden. „Das Equipment aus dem Seecontainer rauszuholen, ist weniger praktikabel“, so Schlotzhauer.