Hamburg. Ein Medizinstudent hatte in Ruanda einen nachweislich Infizierten behandelt. Auf der Rückreise ging es ihm immer schlechter.

Die Entwarnung kam am Donnerstagvormittag: „Die beiden gestern am Hamburger Hauptbahnhof mit einem Infektionsschutztransport zur weiteren Untersuchung in einen Spezialbereich für hochkontagiöse Infektionserkrankungen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gebrachten Personen sind negativ auf das Marburg-Virus getestet worden“, teilte die Sozialbehörde mit. „Während der Rückreise von Ruanda über Frankfurt nach Hamburg bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Mitreisende in der Bahn und im Flugzeug“.

Die Person, die im Rahmen ihres Medizinstudiums in Ruanda in einem Krankenhaus gearbeitet hat, sei mittels PCR-Test negativ auf das Marburg-Virus getestet worden, so Behördensprecher Wolfgang Arnhold. „Sie hatte zu keinem Zeitpunkt dem Krankheitsbild entsprechende Beschwerden oder Symptome.“ Dasselbe gelte für die Begleitperson. Auch sie sei negativ getestet worden. Sie weise leicht Symptome eines anderen Krankheitsbildes auf. „Die Begleitperson hatte keinerlei Kontakte zu erkrankten Personen.“

Doch kein Marburg-Virus in Hamburg: Bürgermeister Tschentscher ist erleichtert

Nach den negativen Tests hat sich Bürgermeister Peter Tschentscher erleichtert gezeigt. „Ich bin froh, dass sich dieser Verdacht nicht bestätigt hat, dass es sich um ein Marburg-Virus handeln könnte. Denn es ist eine sehr ernste Viruserkrankung“, sagte der SPD-Politiker in Schwerin am Rande der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. „Man muss in solchen Fällen wirklich sehr vorsichtig sein“, betonte der Mediziner Tschentscher. Es sei sehr schnell und sehr konsequent gehandelt worden.

Nach Großalarm am Hauptbahnhof: Pärchen negativ auf Marburg-Virus getestet

Wegen des Verdachts auf eine hochansteckende und potenziell tödlich verlaufende Viruserkrankung hatte die Feuerwehr am Mittwochnachmittag am Hamburger Hauptbahnhof Großalarm ausgelöst. Anlass dafür war ein Pärchen, das während der Fahrt im ICE von Frankfurt am Main nach Hamburg grippeähnliche Symptome entwickelt haben soll, darunter Übelkeit und Erbrechen.

Wie die Sozialbehörde am Mittwochabend bestätigte, war ein Medizinstudent in der Nacht zusammen mit seiner Partnerin per Flugzeug aus Ruanda zurückgekehrt und in Frankfurt gelandet. Gemeinsam reisten sie am Mittwochnachmittag im Zug weiter nach Hamburg. Eine Gefährdung Dritter könne durch die negative Testung und die fehlende Symptomatik während der Reise ausgeschlossen werden. Die negative Testung zeige, dass keine Viren vorhanden waren. Somit bestand sowohl für die Flugreisenden als auch für die Bahnreisenden zu keinem Zeitpunkt das Risiko einer Infektion mit dem Marburg-Virus, teilte die Sozialbehörde mit.

Ausbruch des hochansteckenden Marburg-Fiebers in Ruanda

In Ruanda hatte der Medizinstudent einen Patienten behandelt, bei dem später eine Infektion mit dem gefährlichen Marburg-Virus festgestellt wurde. „Ein zweimaliger Kontakt im Krankenhaus um den 25. September mit einem mit dem Marburg-Virus infizierten Patienten fand nach eigenen Angaben mit angemessener Schutzausrüstung statt“, so Arnhold.

In dem zentralafrikanischen Land Ruanda ist es vor wenigen Tagen zu einem Ausbruch des hochansteckenden Marburg-Fiebers gekommen. Seit September wurden in Ruanda 36 Infektionen bestätigt, Tendenz steigend. Elf Menschen starben, 25 sind isoliert und werden behandelt (Stand Donnerstagmorgen).

Hamburger Hauptbahnhof: Pärchen mit hochgefährlichem Virus infiziert?

„Während der Reise nahm die Person Kontakt mit Ärzten in Hamburg auf, weil sie Sorge hatte, sich in Ruanda mit einer tropischen Krankheit infiziert zu haben“, hatte Wolfgang Arnhold am Mittwochabend mitgeteilt. Daraufhin habe das zuständige Gesundheitsamt des Bezirks Nord entschieden, das Pärchen noch am Hauptbahnhof sofort zu isolieren.

Einsatz wegen Marburg-Fieber am Hauptbahnhof
Bundespolizisten und Feuerwehrleute mit Mund- und Atemschutz im Einsatz auf dem betroffenen Bahnsteig am Hamburger Hauptbahnhof. © Michael Arning | Michael Arning

Zu den Maßnahmen gehörte auch die Absperrung des Bahnsteigs zwischen Gleis 7 und 8 durch Bundespolizisten und Wachleute der Bahn. In weiteren Zügen ankommende Reisende konnten den Bahnsteig unter Weisung allerdings in Richtung Südsteg verlassen, während das Pärchen auf dem Bahnsteig isoliert blieb.

Fahrgäste, die ebenfalls in dem betroffenen ICE saßen, mussten noch eine Weile auf dem Bahnsteig ausharren, bevor sie diesen verlassen konnten. Überall waren Beamte mit Mund- und Atemschutzmasken zu sehen. Die Feuerwehr war mit gut einem Dutzend Kräften im Einsatz. Die Maßnahmen waren am späten Nachmittag beendet und die Gleise 7 und 8 wieder frei, auch der kurz gesperrte Steintordamm war wieder passierbar.

Pärchen mit Infektionstransportwagen in Spezialbereich des UKE transportiert

Derweil wurde das Pärchen von der Feuerwehr mit dem speziell gesicherten und geschützten Infektionsrettungswagen abgeholt und zur weiteren Untersuchung in einen Spezialbereich für hochkontagiöse Infektionserkrankungen des UKE gebracht. „Dort wurden umgehend alle medizinisch notwendigen Untersuchungen begonnen, um eine umfassende Diagnostik durchzuführen. Innerhalb von 24 Stunden kann im Regelfall eine Vielzahl von Krankheiten diagnostiziert werden“, sagte Sozialbehördensprecher Arnhold.

Auch der Steintordamm musste kurzzeitig abgesperrt werden.
Auch der Steintordamm musste kurzzeitig abgesperrt werden. © Michael Arning

„Vom Ergebnis der Diagnostik hängt nun ab, ob weitere Vorsichtsmaßnahmen und Schritte eingeleitet werden müssen“, hieß es weiter. Dazu zähle auch die Frage, ob möglicherweise Menschen im Zug nach Hamburg und im Flugzeug aus Ruanda nach Deutschland in Kontakt mit dem Pärchen gekommen sind.

Hamburger Behörden nehmen Daten von Fahrgästen und Flugpassagieren auf

Von den laut Deutscher Bahn durchschnittlich 275 Zugreisenden, die eventuell Kontakt hatten, seien vorsorglich die Kontaktdaten aufgenommen worden, versicherte die Sozialbehörde. Auch die Daten der Flugreisenden lägen demnach vor. „Quarantänemaßnahmen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht notwendig. Das Marburg-Virus wird durch direkten engsten Kontakt von Haut oder Schleimhaut oder über Kontakt zu Körperflüssigkeiten übertragen“, so Arnhold.

Auch ein Feuerwehrsprecher betonte, dass es sich bislang um eine „reine Vorsichtsmaßnahme“ handele, da noch völlig unklar sei, ob und womit sich das Pärchen tatsächlich infiziert habe.

Verdachtsfall in Hamburg: So gefährlich ist das Marburg-Virus

Das Marburg-Virus stammt aus derselben Erregerfamilie wie das Ebola-Virus und zählt zu den gefährlichsten bekannten Krankheitserregern überhaupt. Es verbreitet sich unter Menschen durch den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten Infizierter wie Blut und löst ein hämorrhagisches Fieber aus.

Laut Sozialbehörde ist auch eine Übertragung durch „direkten engsten Kontakt von Haut oder Schleimhaut“ möglich. Über Luft ist das Virus dagegen nicht übertragbar. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 21 Tage.

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Zu den Symptomen zählen hohes Fieber und starke Kopfschmerzen, später kommen Durchfall, Erbrechen und Blutungen hinzu. Zugelassene Medikamente oder eine Impfung dagegen gibt es bislang nicht. Die Sterblichkeit liegt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen 24 und 88 Prozent.

Den weltweit ersten bekannten Ausbruch der Krankheit gab es demnach in Deutschland. 1967 infizierten sich in Marburg 29 Menschen, von denen sieben starben. Deshalb trägt das bis dahin nicht bekannte Virus auch den Namen der mittelhessischen Stadt.