Hamburg. Die frühere Oberstaatsanwältin arbeitet für den Verein Finanzwende. In Hamburg hatte Anne Brorhilker einen denkwürdigen Auftritt im Rathaus.

Als die junge Kölner Staatsanwältin Anne Brorhilker mal bei den Kollegen in Düsseldorf anrufen wollte, um zu fragen, wie die das in dem einen Fall so machen, musste sie sich anhören: So läuft das nicht. Man klingelt nicht einfach bei der Nachbarbehörde durch. Und außerdem gilt in deutschen Amtsstuben: Unter darf Ober nicht anrufen. Schlechte Erfahrungen mit Vorgesetzten im Justizapparat haben sie unbeirrt gelassen.

Brorhilker, heute 51, gilt als die Top-Ermittlerin bei Cum-Ex-Geschäften. Einmal ließ sie in gleich 14 Ländern durchsuchen, um großen Steuerbetrügern auf die Schliche zu kommen. Der Bundesgerichtshof sieht Cum-Ex-Geschäfte mittlerweile als Mega-Gaunerei. Richter verhängten hohe Strafen gegen Banker. Zuletzt war allerdings offenbar ein bisschen viel Querele im Hoheitsbereich der rheinischen Ankläger. Brorhilker verließ den Staatsdienst und ging zum Verein Finanzwende – auch enttäuscht über den gebremsten Aufklärungswillen der Politik und ihre Ermittlungsmöglichkeiten.

Cum-Ex-Ermittlerin Anne Brorhilker: Besonderer Ort für Hamburger Auftritt

Auch interessant

Manche sagen, sie sei ab und an zu forsch. In Hamburg erlebten mehr als 500 Besucher im Rathaus bei einer Diskussion der Linksfraktion eine im Glauben an sozial gerechte Besteuerung gefestigte Frau. Der Ort war brisant, weil gleich nebenan sowohl der Cum-Ex-Untersuchungsausschuss tagte als auch der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Warburg-Banker Christian Olearius traf.

Mehr zum Thema

Anne Brorhilker ist unterwegs in einer Mission. Das Einzige, was ihr ab und an fehlt, ist das Klavier zu Hause in Köln. Denn am liebsten wäre sie Musikerin geworden. Für das deutsche Steueraufkommen hätten sich unabsehbare Folgen ergeben.