Hamburg. Grüne reagiert mit sehr persönlichen Worten auf Rückzug von Jens Kerstan aus der Politik. Warum sie vom „ganz schönen Knaller“ spricht.
„Ein ganz schöner Knaller“: Mit diesen Worten hat Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank auf den angekündigten Rückzug von Jens Kerstan aus der Politik reagiert. Der Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hatte am Montag überraschend bekannt gegeben, dass er bei der Bürgerschaftswahl im März 2025 nicht wieder antreten und auch danach nicht wieder als Senator zur Verfügung stehen werde.
„Seit 20 Jahren bin ich bei den Grünen. Seitdem – und ehrlich gesagt noch länger – warst du immer in führender Rolle dabei“, schreibt Fegebank, die auch Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung ist, bei Instagram. „Die Hamburger Grünen ohne dich sind deshalb heute schwer vorstellbar.“
Emotionaler Abschied: So reagiert Katharina Fegebank auf Rückzug von Jens Kerstan
Zu den Gründen für seinen Rücktritt sagte Kerstan, der 2022 an Krebs erkrankt war und die Krankheit überwunden hatte: „Ich bin nicht ganz ohne gesundheitliche Sorgen. Und die langen Jahre der Verantwortung, insbesondere die zehn Jahre im Senat, haben Spuren hinterlassen. Wir wissen alle: Die Zipperlein werden im Alter nicht weniger.“
Er habe sich die Frage gestellt, ob er für weitere fünf Jahre „mit der gleichen Leidenschaft, Kraft und dem erforderlichen unbedingten Willen“ arbeiten könne. Und habe diese Frage leider ehrlich mit Nein beantworten müssen.
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Egal ob als stellvertretender Landesvorsitzender, als Fraktionsvorsitzender oder zuletzt als Senator – „du warst stets kämpferisch, manchmal streitlustig und immer 100 Prozent für die Grüne Sache engagiert“, schreibt Fegebank in den sozialen Netzwerken über ihren Parteifreund.
Als starker Verhandler habe er gerade auf Parteitagen ein ums andere Mal die Kastanien aus dem Feuer geholt und mit überzeugender Rede die Stimmung gedreht. „Mit einer sehr klaren Haltung, aber auch dem nötigen Pragmatismus hast du die Verbindung von Ökonomie und Ökologie schon gelebt, als andere noch nicht mal darüber gesprochen haben“, heißt es in dem Post von Fegebank.
Abschied: „Die Hamburger Grünen ohne dich sind deshalb heute schwer vorstellbar“
„Dein politischer Instinkt hat für uns Grüne in Hamburg Maßstäbe gesetzt – und dich in die ziemlich einmalige Lage versetzt, als Oppositionsführer mit dem Netzerückkauf ein unglaublich wichtiges Projekt für die Hamburger Energiewende einzuleiten und als Senator umsetzen zu können. Über die Jahre hast du dich neben dem Umwelt-, Natur- und Klimaschutz besonders auch für Wirtschaft und Hafen eingesetzt“, schreibt Fegebank.
Und weiter: „Der Energiepark Hafen ist jetzt im Bau und geht im kommenden Jahr in Betrieb – eine entscheidende Weichenstellung für die Hamburger Wärmewende und den Kohleausstieg. Hamburg ist jetzt als Stadtstaat auf der Zielgeraden zu 10 Prozent – eine europaweit einmalige Marke.“ Kerstans politisches Wirken und Handeln werde in Hamburg noch über viele Jahre hin zum Guten wirken.
„Ganz großer Dank für alles, Jens“: Emotionale Worte von Katharina Fegebank
„Für mich selbst steht der Mensch aber noch darüber: offen und großzügig, mit dem Herz am rechten Fleck – und es sehr häufig auf der Zunge tragend. Du bist immer bei dir geblieben, mit aller Konsequenz. Und mit dieser schaffst du es auch, zum Ende dieser Legislatur selbstbestimmt zu gehen. Ich bin sicher, wir werden auch weiterhin viel Gelegenheit finden, um miteinander zu lachen und die Weltlage auszudiskutieren“, so Fegebank und weiter: „Chapeau und ganz großen Dank für alles, Jens! Dicker Drücker.“
Kerstan hört auf – auch andere Hamburger Grüne danken
Auch Grünen-Fraktionschefin Jennifer Jasberg sagte: „Danke für die gemeinsame Zeit, für all das Herzblut und für diese großartige politische Arbeit.“ Ihr Co-Fraktionschef Dominik Lorenzen würdigte Kerstans Verdienste und beschrieb ihn so: „Er ist einer, der auch mal auf Angriff geht, wenn ihm die Sache wirklich wichtig ist, und der zugleich als Mensch immer ein nahbarer, guter Typ bleibt.“
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Die Hamburger Grünen-Parteivorsitzenden Maryam Blumenthal und Leon Alam dankten „für unermüdliches Engagement, geballte Fachkompetenz, leidenschaftlichen Streit im besten Sinne, guten Rat und Freundschaft“.