Hamburg. Patienten werden sich umstellen müssen. Die Reform des Notdienstes und der Krankenhäuser könnte auch Positives bewirken.

Als Medizinmetropole hat Hamburg einen unschätzbaren Vorteil: Im Kleinen wie im Großen lassen sich hier Trends der Patientenversorgung wie unter dem Brennglas beobachten. So, wie Kranke von modernen Behandlungen und Therapien profitieren und Fachärzte an allen Straßenecken aufsuchen können, bleiben sie von anderen Entwicklungen ebenso wenig verschont. Denn vor allem Notfallpatienten in Deutschland werden völlig neu denken müssen.

Das sind wir im Prinzip gewohnt wie die regelmäßig steigenden Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Diesmal aber ist es ernster. Man wird nicht umhinkönnen, in Zukunft erst den Arztruf 116 117 anzurufen oder digital Kontakt aufzunehmen mit einer Leitstelle, die auch die Notrufnummer 112 integriert, bevor man in eine Notfallpraxis oder die Notaufnahme eines Krankenhauses geht.

Dr. Christoph Rybarczyk, Chefautor beim Hamburger Abendblatt Leitartikel Kommentar
Christoph Rybarczyk ist Chefautor beim Hamburger Abendblatt © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

Das ist in anderen Ländern mit erheblich besser digitalisierten und leistungsfähigen Gesundheitssystemen längst der Fall. Es wird weniger Ärzte geben, die Zeit haben für Patienten, deren Leiden gut in einer Praxis versorgt werden können. Das kann den „echten“ Notfällen zugutekommen. Kosten spart es ohnehin.

Notfallpraxen in Hamburg: Öffnungszeiten werden eingedampft

Mit den schmerzhaften Reformen um die Krankenhäuser, den Notdienst und hoffentlich den Rettungsdienst sollte man eine Hamburger Besonderheit beseitigen.

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Hier setzt die Feuerwehr, die einen nachgewiesen guten Job macht, ihre Gebühren für Einsatzfahrten quasi im Alleingang fest – und die Krankenkassen müssen zahlen. Also wir alle. Mehr Transparenz und mehr Beteiligung des fahrenden Notdienstes der Kassenärzte wären wünschenswert.

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Während die personellen und finanziellen Ressourcen knapper werden, müssen die Patientinnen und Patienten buchstäblich neue Pfade beschreiten. Die Zahl der Hamburger Notfalleinrichtungen – ob Praxis oder Notaufnahme – wird drastisch sinken. Dieser Verlustschmerz kann kompensiert werden, wenn wir uns vor Augen führen, was unser Gesundheitssystem an Qualität und Effizienz gewinnen kann.