Hamburg. An der HAW in Hamburg bringt erste Ausschreibung nichts – trotz 29 Bewerbern. Woran das liegt und was das für HafenCity Uni bedeutet.

  • Kanzler der HAW schon im Mai 2023 abgewählt – die Stelle noch immer nicht besetzt.
  • Erste Bewerbungsrunde gescheitert. Jetzt startet ein neuer Versuch.
  • Schwierige Suche lässt wenig Gutes für Kanzlerstelle an der HafenCity-Uni erwarten.

Zuletzt hat die umstrittene Abwahl der Kanzlerin an der HafenCity Universität (HCU) in Hamburg für Furore gesorgt. Jetzt zeigt sich: Die Stelle eines Kanzlers oder einer Kanzlerin ist an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), zweitgrößte Hochschule der Hansestadt nach der Universität Hamburg, seit mehr als einem Jahr unbesetzt. Und Aussicht auf eine baldige Besserung gibt es wohl nicht. Das verheißt wenig Gutes für die Neubesetzung der Stelle an der HCU.

Fast zeitgleich mit dem Amtsantritt der neuen Präsidentin Prof. Ute Lohrentz war der Kanzler der HAW vom Hochschulrat im Mai 2023 abgewählt worden. Seither ist die Stelle nur kommissarisch besetzt. Mit der Suche nach einer neuen Kanzlerin oder einem neuen Kanzler wurde eine Personalagentur beauftragt. Die Beauftragung habe offensichtlich eine ganze Weile gedauert, denn erst Monate später wurde die Stelle im November 2023 ausgeschrieben, kritisiert die Hamburger CDU. Jetzt ist die Stelle erneut ausgeschrieben – über einen anderen Personalberater. Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Anke Frieling hat jetzt in dieser Sache beim Senat nachgefragt.

HAW und HafenCity Universität in Hamburg: Kanzler sind nicht leicht zu finden

Das Auswahlverfahren für Kanzlerstellen und andere Leitungspositionen werde regelmäßig von Personalberatungsfirmen begleitet, da es bundesweit wenige geeignete Personen für diese Stellen gibt, so der rot-grüne Senat. So sei eine gezielte Ansprache von potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten erforderlich. Der Senat räumt ein: Das erste Auswahlverfahren, eine beschränkte Ausschreibung, mit 29 Bewerbungen war leider nicht erfolgreich. „Für die zweite Ausschreibungsrunde wurde eine neue Personalberatung beauftragt, weil damit in der Regel neue Bewerberinnen und Bewerber erschlossen werden können.“

Prof. Ute Lohrentz. ist seit 2023 Präsidentin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW).
Prof. Ute Lohrentz. ist seit 2023 Präsidentin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). © Jonas Fischer / HAW Hamburg | Jonas Fischer / HAW Hamburg

Die Position eines Kanzlers oder einer Kanzlerin ist zentral – sowohl bei der HCU, aber auch bei der sehr viel größeren HAW. Er oder sie sind quasi als Mitglied des Präsidiums die Verwaltungsleitung einer Hochschule, verantworten ihr Budget der Hochschule und sind zuständig für die Personal-, Finanz-, Liegenschafts- und Rechtsangelegenheiten. Dazu kommt die bauliche Entwicklung.

„Führungskompetenz gefragt“: Anforderungen an Kanzler sind „anspruchsvoll“

Die HAW, die erst 2023 von einem Hackerangriff heimgesucht worden war, befinde sich seit einigen Jahren in einer schwierigen finanziellen Situation, so CDU-Politikerin Frieling. Ein Restrukturierungsplan liege mittlerweile vor, aber ein Kanzler, der den wichtigen Umsetzungsprozess proaktiv und engagiert umsetzt, werde nun schon lange gesucht. Der Senat nennt die Anforderungen an eine Kandidatin oder einen Kandidaten „explizit anspruchsvoll“. Eine gezielte Erfahrung als „Sanierer“ werde der strategischen und auch finanziellen Entwicklung der HAW nicht gerecht, die „aus eigenen Kräften mit Unterstützung durch die zuständige Behörde den bereits eingeschlagenen transparenten und wirksamen Konsolidierungsweg beschreitet“, so der Senat. Aber: „Die Schlüsselqualifikationen sind Führungs- und insbesondere Finanzkompetenz für eine Hochschule dieser Größe und Bedeutung.“

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Nun setze die HAW Hamburg eine Besetzung der Stelle zum Sommersemester 2025 oder früher an. Das wären zwei Jahre nachdem sie frei wurde. Die Staatsrätin ist mittlerweile persönlich in das zweite Ausschreibungsverfahren eingebunden und begleitet die Personalauswahl.

Problem der HAW wird Suche nach Kanzlerin an der HafenCity Uni nicht einfacher machen

„Offensichtlich ist jedoch ein gewisses Bewusstsein dafür vorhanden, dass die Kanzlersuche an der HAW zu lange dauert und zu viel kostet. Dafür spricht auch, dass sich die Behördenleitung in Person der Staatsrätin nun auch in den Prozess einbringt“, sagte die CDU-Abgeordnete Anke Frieling. „Die HAW befindet sich seit Jahren in schwierigem Fahrwasser. Es stellt sich dringend die Frage, ob die finanzielle Lage der HAW, der durchzusetzende Stellenabbau bei gleichzeitig geforderten neuen Studiengängen angesichts der Rahmenbedingungen in Hamburg ein ,Himmelfahrtskommando´ sind, das sich niemand zumuten möchte. Zwischenzeitlich braucht nun die HCU ebenfalls eine Neubesetzung der Kanzler/in-Stelle, und das wird die Suche der HAW nicht leichter machen.“

An der HafenCity Universität schlugen die Wellen zuletzt hoch. Der Hochschulrat – ein Aufsichtsgremium, das den Kanzler wählt und das Präsidium bei der strategischen Weiterentwicklung der Hochschule berät – hatte die Amtszeit der langjährigen Kanzlerin Stephanie Egerland vorzeitig beendet, nur ein vorläufiger Höhepunkt eines lange währenden Streits, der die kleine Hochschule nicht in ruhiges Fahrwasser kommen lässt. Es stellt sich heraus: Die Absetzung der Kanzlerin, die qua Amt für den Haushalt und die Einhaltung der Richtlinien verantwortlich ist, war Teil einer umfassenderen Verabredung. Hochschulrat und Akademischer Senat vereinbarten, dass die Kanzlerin gehen muss, dafür aber HCU-Präsident Jörg Müller-Lietzkow eine zweite Amtszeit ohne Ausschreibung bekommt.