Hamburg. Hochschulrat sorgt für ihre Entlassung – ein neuer Höhepunkt des jahrelangen heftigen Streits an der HCU. Wie es jetzt weitergeht.
Die HafenCity Universität Hamburg ist erneut in schwere Turbulenzen geraten – und wieder sind personelle Differenzen die Ursache. Der Hochschulrat der HCU hat in seiner Sitzung am Montag die bisherige Kanzlerin Stephanie Egerland nach zwölf Jahren – zumindest für Außenstehende überraschend – aus dem Amt gewählt. Und das mit sofortiger Wirkung, wie die Hamburger Wissenschaftsbehörde am Mittwoch auf Anfrage bestätigte. Eine Begründung sei nicht gegeben worden.
Die Behörde von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) verwies auf die Autonomie der Hochschule. Nach Paragraf 83, Absatz 3 des Hochschulgesetzes hat der Hochschulrat als Aufsichtsgremium das Recht zur Abwahl. Die Behörde sei jetzt in Gesprächen, um die Funktionsfähigkeit der Hochschule sicherzustellen.
HafenCity Universität Hamburg: Seit Langem gibt es Streit hinter den Kulissen
Hinter den Kulissen gab es seit Langem Streit an der Hochschule, der auch nach dem Ausscheiden des früheren Präsidenten Prof. Walter Pelka 2019 nicht endete. Auch Kanzlerin Egerland war damals von Studierenden und Professoren vorgeworfen worden, radikal Stellen abgebaut, mehr Macht in der Hochschulleitung zentralisiert und die Arbeitsbedingungen verschlechtert zu haben. Schon damals wollten bestimmte Gruppen eine zweite Amtszeit der Kanzlerin verhindern. Neuer Präsident wurde als Nachfolger von Pelka Prof. Jörg Müller-Lietzkow.
Egerland selbst wandte sich jetzt in einem Schreiben an die Kollegen, informierte sie über ihr Ausscheiden und wies noch einmal auf ihre Verdienste hin. „Heute informiere ich Sie darüber, dass der Hochschulrat der HafenCity Universität beschlossen hat, mich nach zwölf Jahren und als dienstälteste Hamburger Kanzlerin drei Jahre vor meinem geplanten Ausscheiden mit sofortiger Wirkung abzuberufen“, schreibt sie. „Wie Sie wissen, gibt es seit Monaten im Haus intensive Diskussionen um und über die Präsidentschaft ab 1.7.2025. Auf Vorschlag des Hochschulratsvorsitzenden – und mit dem Ziel, die Stimmen der professoralen Mitglieder des akademischen Senats für den von ihm angestrebten Ausschreibungsverzicht für den amtierenden Präsidenten zu gewinnen – erfolgte dieser bemerkenswerte Schritt.“
HCU-Präsident Müller-Lietzkow dürfte nun eine weitere Amtszeit bekommen
Ob der Beschluss, es ist mittlerweile der dritte Versuch, rechtlicher Überprüfung standhalte, bleibe abzuwarten, so Egerland in dem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt. Um so eine kleine Universität zukunftsgerichtet zu steuern, seien manchmal unpopuläre Entscheidungen nötig, die sie aber nie gescheut habe, schreibt die abgewählte Kanzlerin.
Zu konkreteren Gründen für die Abwahl wollte sich offen keine der Seiten äußern. Das Präsidium, so heißt es, sei sehr zerstritten gewesen, es gab viele Unstimmigkeiten. HCU-Präsident Müller-Lietzkow dürfte nun eine weitere Amtszeit bekommen.
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Studierende und Professoren der HCU wurden bereits über die Abwahl Egerlands informiert. Mitarbeiter seien aufgerufen, jetzt nach vorn zu schauen und zusammenzustehen, hieß es.