Hamburg. Mehr Hitzetote, Rekord bei Starkregen. Mit Kampagne „Werde wetterwach!“ will Stadt sensibilisieren. Neue Finanzhilfen für Baumaßnahmen.

Der Klimawandel lässt sich auch im deutschen Norden nicht leugnen: Die teils extremen Regenfälle haben auch in diesem Jahr gezeigt, dass die Hamburgerinnen und Hamburger sich gegen Hochwasser besser wappnen müssen, wie auch gegen zunehmende Hitze. Nun hat die Stadt eine Informationskampagne ins Leben gerufen, um ihre Bürger noch stärker für das Thema „Extremwetter“ zu sensibilisieren.

Unter dem Motto „Werde wetterwach!“ will die Umweltbehörde künftig auf unterschiedlichen Kanälen über Möglichkeiten informieren, wie man sich am besten auf die zunehmenden besonderen Wetterlagen einstellen kann. „Die Stadt trifft bereits zahlreiche Vorkehrungen – vom Deichausbau bis hin zu Regenrückhaltebecken – und unterstützt mit verschiedenen Förderprogrammen die Eigeninitiative der Menschen etwa mit dem neuen Risa-Förderprogramm für die Entsiegelung, Begrünung und Versickerung von Regenwasser“, heißt es aus der Umweltbehörde. „Mit ‚Werde wetterwach!‘ sollen nun die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbezogen werden, um ganz konkret auf entsprechende Ereignisse vorbereitet zu sein.“

Hauseigentümer bekommen Geld, um ihr Grundstück „regenfit“ zu machen

Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) wies bei der Vorstellung der Kampagne am Dienstag darauf hin, dass es jetzt auch für private Eigentümer eine Förderung gibt, die ihre Grundstücke „regenfit“ machen. Regenfit bedeute: weniger versiegelt und dafür umso grüner. Zusätzlich zur Förderung von Regenwasserzisternen, die es bereits seit 2023 gibt, können laut Kerstan nun auch Flächen für die Regenwasserversickerung gestaltet oder versiegelte Flächen von Beton und Asphalt befreit werden.

Dafür könnten Grundstückseigentümer, aber auch Eigentümergemeinschaften, Unternehmen, Vereine und gemeinnützige Organisationen, einen finanziellen Zuschuss in Höhe von 30 bis 50 Prozent der förderfähigen Kosten erhalten. Informationen zum Förderprogramm „Mach dein Grundstück regenfit!“ finden sich unter www.risa-hamburg.de und konkret zu den Förderanträgen unter www.ifbhh.de.

Neue Internetseite informiert über Extremwetter in Hamburg

Mit der Kampagne „Werde wetterwach!“ rufe der Senat „alle Hamburgerinnen und Hamburger dazu auf, sich aktiv mit dem Thema Extremwetter auseinanderzusetzen“, sagte Kerstan. „Jeder und jede Einzelne kann durch gute Vorsorge und richtiges Handeln einen wichtigen Beitrag zum Selbstschutz leisten. Gemeinsam wappnen wir uns so besser gegen die Herausforderungen des Klimawandels.“ So sei es etwa lebenswichtig, sich im Falle von Extremwetter richtig zu verhalten, so der Senator. Immer wieder machten etwa Hausbesitzer den Fehler, selbst in vollgelaufene Keller hinabzusteigen. Dabei setzten sie sich der Gefahr lebensgefährlicher Stromstöße aus.

Tipp für Eigenheimbesitzer:

Neu geschaltet wird im Zuge der Kampagne auch die Internetseite extremwetter.hamburg, auf der künftig alle Informationen zum Thema gebündelt werden sollen. Bereits bestehende Internetseiten wie „Was tun bei Sommerhitze“, „Wertvoll – Unser Trinkwasser“ und die „Sturmflut-Hinweise“ sollen ebenfalls in die neue Kampagne einbezogen werden. Außerdem soll es Flyer geben und auch auf dem Instragramkanal der Umweltbehörde werden Hinweise und Tipps veröffentlicht, „woran Sie denken sollten, wenn es zu Extremwetterereignissen kommt oder wo Sie sich weiter informieren können“. Der Appell der Kerstan-Behörde: „Seien Sie gut vorbereitet, handeln Sie richtig und bleiben Sie informiert – werden Sie wetterwach!“

Klimafolgen: Mehr Tote bei hohen Temperaturen im Sommer

Bereits am Montag hatte die Umweltbehörde das im vergangenen Jahr vorgestellte Klimainformationssystem Hamburg erweitert. Im Klimainformationssystem werden „die Veränderungen durch den Klimawandel als messbare Daten anschaulich dargestellt, sodass hieraus Rückschlüsse auf die Resilienz der Stadt gezogen und rechtzeitig Handlungsbedarfe für die Anpassung an den Klimawandel in Hamburg erkannt werden können“, so die Umweltbehörde.

Resilienz bedeutet so etwas wie Widerstandsfähigkeit. Nun habe man zwei weitere Indikatoren ergänzt, so die Behörde, nämlich die „Übersterblichkeit während Hitzeperioden“ und die „trockenheitsbedingte Fällung von Straßenbäumen“.

Das Risiko für Starkregenereignisse in Hamburg wächst stetig

Die aktualisierten Zeitreihen bestätigten die bereits bekannten Entwicklungen und belegten „erstmals signifikante Trends für die Abnahme der Anzahl der Eistage, an denen die Höchsttemperatur nicht über den Gefrierpunkt kommt, sowie die steigende Länge von Trockenperioden“, teilte die Behörde mit.

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Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne): „Hitzetote in Hamburg? Das wollen wir nicht hinnehmen.“ © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

„Gleichzeitig verzeichnet Hamburg über das Jahr hinweg nicht weniger, sondern mehr Niederschlag. Diese Gleichzeitigkeit von mehr Trockenperioden und mehr Gesamtniederschlag liegt vor allem daran, dass sich die sommerlichen Regenmengen auf weniger Regentage konzentrieren. Damit steigt das Risiko für häufigere und intensivere Starkregenereignisse.“ Die meisten Tage mit Starkregen wurden im letzten Jahr registriert. Für 2024 kündige sich allerdings bereits der nächste Starkregenrekord an.

Extremwetter: Hamburg soll mehr schattige Plätzchen bekommen

Eine weitere wichtige Erkenntnis aus den neuen Daten sei es, dass auch in Hamburg mehr Menschen während der Hitze im Sommer sterben. Diese Übersterblichkeit sei vor allem auf die hohe Belastung des Herz-Kreislauf-Systems bei Hitze zurückzuführen, die bei vulnerablen Gruppen lebensbedrohlich werden kann. Die Stadt erarbeite unter der Leitung der Sozialbehörde bereits einen Hitzeaktionsplan, um auf akute Hitzephasen noch besser vorbereitet zu sein.

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Hitzetote in Hamburg – das wollen wir nicht hinnehmen“, sagte Umweltsenator Kerstan. „Die Stadt muss hitzeangepasst gestaltet und das Stadtklima verbessert werden. Der Ausbau der blau-grünen Infrastruktur und das Schaffen von schattigen Plätzen und Wegeverbindungen müssen daher in den nächsten Jahren sichtbar und spürbar vorangetrieben werden.“