Hamburg. Klinikchef Prof. Gerloff und das prominent besetzte Kuratorium müssen sich mit dem heiklen Fall befassen. Neues zur Chefarzt-Affäre.
- UKE-Affäre um freigestellten Hamburger Chefarzt weitet sich aus
- Arzt sagt: Gegen ihn erhobenen Vorwürfe eines ärztlichen Fehlverhaltens seien „längst ausgeräumt“
- Auch UKE-Kuratoriumsvorsitzende Katharina Fegebank (Grüne) mittlerweile involviert
Die Auseinandersetzung zwischen dem Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und dem freigestellten Chefarzt einer UKE-Klinik wird heftiger. Zwar war der Chefarzt zunächst vor dem Arbeitsgericht mit einer einstweiligen Verfügung gescheitert. Er wollte erreichen, dass er sofort wieder auf seinen Posten in der großen Klinik gehoben wird. Das Arbeitsgericht lehnte das ab. Dagegen ging der prominente Mediziner jedoch in Berufung. Das Arbeitsgericht erklärte dem Abendblatt, darüber sei noch nicht entschieden. Ein Termin vor dem Landesarbeitsgericht sei ebenfalls noch nicht anberaumt.
Doch mittlerweile gibt es augenscheinlich neue Entwicklungen. Der Chefarzt, dessen Name nicht genannt werden soll, erklärte über seinen Anwalt dem Abendblatt: Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe eines ärztlichen Fehlverhaltens seien „längst ausgeräumt“. Tatsächlich hatte eine externe Kommission festgestellt, dass es keine Behandlungsfehler gegeben habe und kein Patient gefährdet gewesen sei. Das UKE äußerte sich Anfang August erstmals zu dem Fall, beharrte aber darauf, dass der Mediziner freigestellt bleibe. Man sei in Gesprächen über eine „einvernehmliche“ Trennung.
UKE-Affäre in Hamburg: Kündigung für freigestellten Chefarzt
Dieses Einvernehmen ist offenbar nicht mehr möglich. Es soll mehrere Gespräche zur Vertragsauflösung gegeben haben. Nun geht es wohl um eine Abfindung und üblicherweise um den Zeitpunkt der Trennung und die Art, also die Frage: Wie ist ein Arbeitszeugnis formuliert? Eine Neuausschreibung der Stelle hat nach Abendblatt-Informationen noch nicht stattgefunden.
Dennoch ist nach Aussage des Chefarztes sein Vertrag vom UKE gekündigt worden, wie sein Anwalt sagte „unberechtigt“ und ohne Begründung. Das UKE äußerte sich auf Abendblatt-Anfrage nicht. Der Anwalt des Arztes erklärte: „Das UKE hat zwar intern allerlei Gründe dafür angeführt, warum eine gute Zusammenarbeit mit meinem Mandanten nicht mehr möglich sei. Was davon das UKE meinem Mandanten konkret vorwerfen will, wird das Kündigungsschutzverfahren zeigen, dem mein Mandant optimistisch entgegensieht.“
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In den Fall hat sich auch die UKE-Kuratoriumsvorsitzende und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) eingeschaltet. Sie habe „nachlässig“ gehandelt, warf ihr die CDU-Opposition in der Bürgerschaft vor. In dem Aufsichtsgremium sitzen zudem Uni-Präsident Prof. Hauke Heekeren, die frühere Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel, Ärzte und Personalräte des UKE. Unter anderem über die Personalräte und Gleichstellungsbeauftragte waren im Frühjahr Vorwürfe gegen den Chefarzt laut geworden. Der Marburger Bund hat als Ärztegewerkschaft eine schleppende Aufklärung in dem Fall beklagt.