Hamburg. „Der Vorgang wird sehr ernst genommen.“ Ärztegewerkschaft Marburger Bund kritisiert UKE wegen schleppender Aufklärung.

Nach den schweren internen Vorwürfen gegen einen Chefarzt des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) ist die Wissenschaftsbehörde von Katharina Fegebank (Grüne) in den Fall eingeschaltet worden. Fegebank ist gleichzeitig die Kuratoriumsvorsitzende des UKE – und damit zum einen für eine auskömmliche Finanzierung des 15.000-Mitarbeiter-Unternehmens mitverantwortlich und zum anderen Chef-Kontrolleurin. Der Fall hat weit über das UKE hinaus Wellen geschlagen.

Fegebanks Behörde bestätigte dem Abendblatt nun, dass die Senatorin über den „Vorgang“ in einer der großen medizinischen Abteilungen des UKE informiert worden sei. Wann das gewesen ist, bleibt offen. Aber: „Laut UKE wird der Vorgang sehr ernst genommen, und es wurden umgehend Maßnahmen ergriffen, um die genannten Punkte zu prüfen. Diese Prüfung dauert momentan noch an.“ Die Formulierungen sind extrem neutral und abgewogen gewählt. Denn es geht um einen heiklen Fall mit vielen – und vor allem unklaren – Aspekten.

UKE-Chefarzt: Vorwürfe wegen Verhaltens und Operationen

Der nicht genannte, aber dem Abendblatt bekannte Chefarzt der betreffenden Klinik soll sich „unangemessen“ gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verhalten haben. Ebenso gibt es Vorwürfe über eine möglicherweise mangelnde Organisation von Operationen und Komplikationen bei Patienten. Sie sollen bereits im März in einem Schreiben an die UKE-Leitung intern bekannt gemacht worden sein. Ob und welche vorherigen Meldungen an Ombudsleute und Personalräte stattgefunden haben, ist unklar.

Die Hamburger Ärztekammer hat nach eigenen Angaben von dem „Vorgang“ bislang nichts vernommen, wie ein Sprecher sagte. Wenn man den Namen des Arztes erfahre, könne man prüfen, ob er gegen Berufspflichten verstoßen habe. Der Chefarzt reagierte bislang nicht auf eine wiederholte Anfrage des Abendblattes mit der Bitte um eine Stellungnahme.

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Das UKE erklärte dem Abendblatt erneut, man nehme Hinweise „auf mögliches Fehlverhalten“ ernst und prüfe sie. Mitarbeiter wie Patienten hätten auch anonym die Möglichkeit, Bedenken zu äußern. Da die Prüfung des Falles noch laufe, äußere man sich nicht weiter.

Und das ist es, was die Ärztegewerkschaft Marburger Bund kritisiert. Die Geschäftsführerin des Hamburger Landesverbandes, Katharina von der Heyde, sagte dem Abendblatt: „Wir stellen uns die Frage, wie in diesem Fall die Meldewege sind und ob hier die erforderlichen Maßnahmen der Aufklärung und Aufarbeitung rechtzeitig und umfassend genug erfolgt sind. Für uns als Gewerkschaft ist es problematisch, wenn die Vorwürfe dem Vorstand seit März bekannt sein sollen und es fast vier Monate später noch keine Ergebnisse einer Aufarbeitung zu geben scheint – was möglicherweise der Grund dafür ist, dass sich hier Betroffene an die Öffentlichkeit gewandt haben.“

Von der Heyde wirft gleichfalls die Frage auf, ob und wann das gesamte UKE-Kuratorium informiert wurde. „Die Sache hat insofern eine große Tragweite, als dass sich die Frage stellt, ob die für solch schwerwiegende Angelegenheiten grundsätzlich vorgegebenen Verfahrensweisen durch das UKE vorliegend berücksichtigt wurden.“ Sie bot an, dass sich die Ärztinnen und Ärzte der Abteilung „jederzeit vertrauensvoll“ an den Marburger Bund wenden könnten.