Hamburg. Wie im Westfield Einkaufszentrum der HafenCity könnte die Eröffnung des Klima-Klotzes erneut wackeln. Immerhin: Eine Bedrohung fällt weg.
Wasserschaden – Der Zufall will es, dass nach dem sogenannten XXL Einkaufszentrum Westfield in der Hamburger HafenCity auch ein weiteres Mega-Bauprojekt in der Stadt von einem unvorhergesehenen Ereignis dieser Güteklasse betroffen sein könnte. Dabei handelt es sich um das „Haus der Erde“ der Universität Hamburg, das in Zukunft unter anderem die Klimaforscher beherbergen soll, die Maßgebliches zum Exzellenzstatus der größten Hochschule der Stadt beitragen.
Das „Haus der Erde“ an Bundesstraße und Beim Schlump in Eimsbüttel wurde vor rund zehn Jahren beschlossen, sollte je nach Lesart 2018 oder 2019 mit Wissenschaftlern, Professoren und Studenten in Betrieb gehen und harrt bis heute seiner Fertigstellung. Nun heißt es in einer Senatsantwort auf eine Anfrage des CDU-Haushaltsexperten Thilo Kleibauer, der nach erneuten Kostensteigerungen und Verzögerungen bei der Eröffnung fragte: „Im Rahmen der Inbetriebnahmen wurde ein Wassereintrag im Untergeschoss festgestellt. Erste Behebungsmaßnahmen wurden als Sofortmaßnahmen eingeleitet. Das Ausmaß etwaiger Schäden wird derzeit untersucht und eine gutachterliche Bewertung wurde beauftragt. Eine weitergehende Bewertung kann frühestens nach Vorlage des Ergebnisses des Gutachtens erfolgen.“
Universität Hamburg: Eröffnet das Haus der Erde wegen Wasserschadens noch später?
Der Senat, so schreibt er auf die Kleibauer-Anfrage, weist wegen des angestrebten Zeitplans zur Eröffnung schon mal auf die „Abstimmungsgespräche zwischen der GMH (Gebäudemanagement Hamburg) und der Universität Hamburg (UHH) zum Zeitplan und den Modalitäten eines verschränkten Übernahmeprozesses“ hin. Diese Gespräche dauerten an. Sie „konkretisieren sich schrittweise bis zur Übergabe“. Zur Frage, ob das Gebäude zum 1. Januar eröffnet werde und das Sommersemester im Frühjahr 2025 wie geplant starten könne, ist die Antwort also ein dezidiertes „Vielleicht“. Wie es heißt, würden ja auch neue Professoren berufen, die so ihre eigenen Vorstellungen von den Laboren haben – und da könne es nun mal zu weiteren Bauverzögerungen kommen. Dass eine Universität bei Top-Forschern Zugeständnisse macht, wenn sie angelockt werden sollen, ist Usus im Wissenschaftsbetrieb.
Bleiben die Kosten: Für das Haus der Erde sollten ursprünglich 190 Millionen Euro fällig werden. Wegen der Verzögerungen, Corona-Pandemie und Baukrise nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine plus gestiegener Kreditkosten ging die Finanzbehörde zuletzt von 373 Millionen Euro aus – mit einem möglichen Zuschlag in Höhe von weiteren Millionen. Es war im Februar 2024 von 340 Millionen Euro die Rede, wobei zusätzlich mit 55 bis 85 Millionen Euro gerechnet wurde.
Hamburger Senat: Bei Großprojekten überfordert?
CDU-Mann Kleibauer sagte dem Abendblatt: „Erneut gibt es massive Probleme bei der Fertigstellung des Neubaus ,Haus der Erde‘. Nun wird auch noch ein größerer Wasserschaden bekannt, dessen Ausmaß erst noch ermittelt werden muss. Offenbar wollte die Wissenschaftsbehörde dies lieber verschweigen.“ Nach der „gewaltigen“ Kostensteigerung müssten nun alle Fakten auf den Tisch. „Der erst im letzten Jahr aktualisierte Zeitplan der Übergabe an die Universität wackelt gewaltig. Es zeigt sich, dass der Senat mit diesem Großprojekt völlig überfordert ist.“
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Zeigt sich das auch daran, vor Gericht die Schadenersatzforderungen gegenüber Baupartnern durchzusetzen, die nach Senatsangaben gepfuscht haben? Obwohl gerichtlich bestätigt sein soll, dass der Senat ein Anrecht auf Zahlungen hat, heißt es in der Antwort auf Kleibauers Anfrage: „Bislang wurde keines der diesbezüglichen Verfahren abgeschlossen. Entsprechend konnten bislang keine Schadenersatzansprüche aufgrund von Planungsmängeln am Haus der Erde durchgesetzt werden.“
Universität Hamburg: Tunnelbohrung Richtung Schlump verworfen
Einen möglichen Schaden am künftigen Klima-Klotz konnte immerhin eine andere Behörde abwenden: Das Amt von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) verabschiedete sich gemeinsam mit der Deutschen Bahn von einer Planungsvariante des Verbindungsbahnentlastungstunnels (VET), der irgendwann einmal die S-Bahnen vom Hauptbahnhof unterirdisch zum Diebsteich führen soll. Eine Option sah eine Tunnelbohrung Richtung Schlump vor. Weil es unter und im Haus der Erde dann in Laboren und Serverräumen womöglich über Monate gescheppert hätte, sah man von diesem Streckenverlauf ab.