Hamburg. Zahl der Schüler steigt rasant. Modulares Klassenhaus soll Schulen schnell und unkompliziert vergrößern. Eine Übersicht.

Fast quadratisch, praktisch, gut – so sollen Hamburgs Klassenzimmer der Zukunft sein. Da mehr als 100 Schulen der Stadt in den kommenden Jahren zusätzliche Schülerinnen und Schüler aufnehmen müssen und dafür mehr Platz benötigen, hat Schulbau Hamburg ein modulares Schulgebäude mit kurzer Planungs- und Bauzeit entwickelt. Hamburger Klassenhaus nennt es sich, ist gewissermaßen ein Schulgebäude von der Stange, kann aber nach den individuellen Bedürfnissen der Schule flexibel gestaltet und verändert werden.

Elf solcher Klassenhäuser sind bereits fertig, 14 weitere im Bau und sechs in Planung. Ihr großer Vorteil: „Dank des ausgeklügelten Plans sind sie schnell zu konstruieren“, sagt Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Die reine Bauzeit zwischen Spatenstich und Fertigstellung soll beim modularen Klassenhaus nicht mehr als 21 Wochen betragen.

Grundschule in Bramfeld bekommt dreistöckigen Neubau

Bei dem Gebäude, das an der Grundschule Fabriciusstraße in Bramfeld entsteht, hat das nicht ganz hingehauen. Aber immerhin: Im März wurde mit dem Bau begonnen, im Dezember sollen die Schulkinder einziehen, wie Schulleiterin Birgit Möller vor Ort erzählt. Der dreistöckige Neubau mit 1350 Quadratmetern Fläche für 4,5 Millionen Euro hat eine mittlere Größe. Die Varianten reichen von 900 bis 2500 Quadratmetern.

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Auf die Wünsche der Schule sei bei der Entstehung feinfühlig eingegangen worden, berichtet sie. Der Neubau sei so geworden, wie sie es sich vorgestellt hätten. Das Grundgerüst des Gebäudes besteht aus Stahlrahmen-Modulen, die vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengefügt werden. Der Grundriss ist frei einteilbar. Je nach Umfeld kann die Fassade in Holz, mit farbigen Elementen oder in Klinker gestaltet werden. Dazu kommen begrünte Dächer und Photovoltaikanlagen, die zum Klimaschutz beitragen sollen.

Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, Schulsenator Ties Rabe und Schulleiterin Birgit Möller zeigen anhand eines Modells, wie die Klassenräume der Zukunft umgestaltet werden können.
Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, Schulsenator Ties Rabe und Schulleiterin Birgit Möller zeigen anhand eines Modells, wie die Klassenräume der Zukunft umgestaltet werden können. © Marcelo Hernandez

Schulen könne Raumaufteilung selbst gestalten

Die just selbstständig gewordene Grundschule Fabriciusstraße hat sich für eine Verkleidung mit braunen Fassadenplatten entschieden. Im Erdgeschoß geben Fenster vom Flur aus den Blick in vier Fachräume frei. In den oberen beiden Stockwerken entstehen acht rund 72 Quadratmeter große Klassenräume, jeweils ergänzt um kleinere Gruppenräume, die ebenfalls durch Fenster verbunden sind. Ein besonderer Clou: Der Flur hat Nischen und größere offene Flächen in der Mitte, die für Gruppenarbeit oder andere Lernformen genutzt werden können.

„Das pädagogische Konzept ‚Hamburger Klassenhaus‘ ermöglicht den Schulen eine freie Gestaltung unterschiedlicher Raumkonzepte nach ihrem jeweiligen pädagogischen Konzept und wird trotzdem schnell, kostengünstig und optisch ansprechend umgesetzt“, schwärmt Schulsenator Ties Rabe (SPD).

So reichten die Nutzungsmöglichkeiten von der traditionellen Klassenraumstruktur über Lerncluster bis hin zu offenen Lernlandschaften. Schulen können die jeweils zu ihren Bedürfnissen, ihrer Lernkultur und ihrem pädagogischen Konzept passende Raumaufteilung umsetzen.

Diese Hamburger Klassenhäuser wurden 2020 fertiggestellt:

  • Grundschule Eckerkoppel
  • Grundschule Hasenweg
  • Grundschule Islandstraße
  • Schule Vizelinstraße
  • Marion Dönhoff Gymnasium
  • Grundschule am Kiefernberg
  • Schule Scheeßeler Kehre
  • Grundschule an der Gartenstadt

An diesen Schulen werden 2021 Klassenhäuser gebaut oder fertiggestellt:

  • Schule Max-Eichholz-Ring
  • Schule Öjendorfer Damm
  • Grundschule Hohe Landwehr
  • Schule Max-Eichholz-Ring
  • Schule Bekkamp
  • Schule Rönneburg
  • Gymnasium Ohlstedt
  • Schule Marmstorf
  • Schule Heinrich-Helbing-Straße
  • Schule Fabriciusstraße
  • Schule Fünfhausen-Warwisch

Bedarf an Schulgebäuden in Hamburg steigt rasant

Das „Multitalent für schnelle Schulerweiterungen“ (Schulbehörde) ist Hamburgs Antwort auf den rasch wachsenden Raumbedarf. Schließlich sei die Zahl der Schülerinnen und Schüler an staatlichen Schulen allein in diesem Jahr um 4400 gestiegen, wie Rabe sagt. Bis 2030 rechnet er mit 20 bis 25 Prozent mehr Schülern, weshalb in diesem Zeitraum rund 35 weitere neue Schulen gebaut werden sollten. Aber auch viele bestehende Schulen würden jetzt zügig erweitert. Die derzeit dreizügige Grundschule Fabriciusstraße beispielsweise soll perspektivisch vierzügig werden.

Aufstellung eines
Aufstellung eines "Hamburger Klassenhauses" in der Grundschule am Kiefernberg in Heimfeld. © Schulbau Hamburg | Martin Kunze

Günstiger würden die Schulgebäude durch die modulare Bauweise zwar nicht, so Rabe und Dressel, der auch Verwaltungsratsvorsitzender von Schulbau Hamburg ist. Dafür gebe es zu viele individuelle Anpassungen der Gebäude. Aber immerhin: Die Bauzeit verkürze sich, so dass teure Übergangslösungen nicht so lange benötigt würden.

Hier werden 2022 Hamburger Klassenhäuser geplant oder gebaut:

  • Julius-Leber-Schule
  • Schule Stengelestraße
  • Grundschule Sinstorfer Weg
  • Schule Neuland
  • Grundschule Mendelstraße
  • Ganztagsgrundschule Johannisland
  • Schule Frohmestraße
  • Gymnasium Bornbrook
  • Schule Max-Eichholz-Ring
  • Heinrich-Wolgast-Schule
  • Gymnasium Meiendorf

Auch biete das Modell eine Preisstabilität, die in der extrem angespannten Lage in der Bauwirtschaft nicht selbstverständlich sei. Andere Bundesländer jedenfalls schauten auf das Modellprojekt der Hansestadt, so Dressel: „Wir setzen mit dem Hamburger Klassenhaus im Schulbau einmal mehr Maßstäbe.“ Eine Zwischenlösung sind die Modulhäuser keineswegs: Ihre Lebensdauer sei auf mindestens 80 Jahre angelegt.