Hamburg. Sperrung nach teurer Sanierung: Gutachten zeigt, wo die Baufirma schlampte. Diese neuen öffentlichen WCs gibt es jetzt in Hamburg.
Es ist vermutlich derzeit Hamburgs teuerstes stilles Örtchen: Die Erneuerung der öffentlichen Toilettenanlage am Gerhart-Hauptmann-Platz sollte zunächst 1,4 Millionen Euro kosten. Mittlerweile sind die Kosten auf mehr als zwei Millionen Euro angewachsen. Allerdings dürfte auch diese Summe wohl nicht mehr ausreichen. Denn wie berichtet, musste das erst im Oktober eröffnete neue Edelklo bereits im Januar wieder schließen – wegen eines Wasserschadens.
Nun hat der Senat bekannt gegeben, was der Grund für das Eindringen von Wasser in die Anlage ist. „Nach aktuellem Gutachten wurde durch das bauausführende Unternehmen beim Ausbau im Rahmen der Sanierung und des Umbaus keine wasserdichte Wanne hergestellt“, schreibt er in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll.
Öffentliches WC in Hamburg: Toilettenposse! Dieser Fehler wird richtig teuer
„Die Neuplanungen für den Rohbau wurden bereits beauftragt“, heißt es in der Senatsantwort weiter. „Nach Fertigstellung der Planungen wird die Stadtreinigung Hamburg (SRH) einen Bauzeitenplan erstellen. Vor diesem Hintergrund kann derzeit keine verlässliche Prognose zur Wiedereröffnung abgegeben werden.“
Ob für die durch den Baufehler entstandenen Zusatzkosten am Ende der Steuerzahler aufkommen muss oder die verantwortliche Baufirma haftet, ist offenbar noch unklar. „Verschulden und Haftung werden – unter Wahrung der Fristen – von der SRH erst im weiteren Abwicklungsprozess ermittelt“, so der Senat. „Aktuell haben die Instandsetzung und Wiedereröffnung der Anlage oberste Priorität.“
Stadtreinigung Hamburg: Diese neue WC-Anlagen wurden errichtet, diese wurden saniert
Für den Betrieb der öffentlichen Toiletten ist in Hamburg die Stadtreinigung zuständig. Sie betreibt laut der aktuellen Senatsantwort derzeit 139 Anlagen. Im ersten Halbjahr wurden demnach zwei neue Anlagen errichtet, und zwar eine Automatik-Toilette an der S-Bahnstation Eidelstedt und eine weitere an der Lederstraße. Beide zusammen kosteten 1,124 Millionen Euro. Zudem wurden im selben Zeitraum sieben bestehende öffentliche Toiletten saniert, allesamt sogenannte „Kiosk-WC“, und zwar
- in der Minigolfanlage Planten un Blomen
- am Elbuferweg 135
- am Försterweg
- am Else-Rauch-Platz
- am Eduard-Rhein-Ufer
- am Mundsburger Damm
- und am Sand.
Die Sanierungen schlugen laut Senatsantwort mit 1,239 Millionen Euro zu Buche. Weitere Sanierungen im Laufe des Jahres mit Wiedereröffnung im nächsten Jahr sind für diese Standorte geplant:
- WC-Anlage Straßburger Platz
- Badeseetoilette Eichbaumsee
- Badeseetoilette See Hinterm Horn
- Badeseetoilette Allermöher See
- Kiosk-WC Im Gehölz
- Kiosk-WC Winterhuder Marktplatz.
„Die Posse um die aufwendig und mit rund zwei Millionen sehr kostspielige Sanierung der öffentlichen Sanitäranlage am Gerhart-Hauptmann-Platz geht weiter, und ein Ende ist nicht absehbar“, sagt André Trepoll, Sprecher für Verfassung und Bezirke der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
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„Es steht zu hoffen, dass die Kosten für die Beseitigung der Schäden nicht vom Steuerzahler zu tragen sind und die Wiedereröffnung noch in diesem Jahr erfolgt.“ Zudem sei es „unerlässlich, dass der Senat mehr öffentliche Toiletten vor allem in Parks und an Spielplätzen errichtet“, so Trepoll. „Gerade in den Sommermonaten sind Hamburger und Touristen gleichermaßen auf ein ausreichendes Angebot angewiesen, wenn sie die Sonnenstrahlen im Freien genießen.“