Hamburg. Das Traditionslokal wird aktuell auf Vordermann gebracht. Welche Komplikationen auftraten und wann wieder geöffnet wird.
Sven Germann und René Kurth verbringen in diesen Tagen viel Zeit an der Alster. Nicht etwa, um die tolle Aussicht zu genießen, sondern um zu schauen, ob bei der aufwendigen Renovierung der Alsterperle alles nach Plan läuft. Hinter den beiden Betreibern des kleinen Traditionslokals zwischen Schwanenwik und Schöne Aussicht liegen nervenzehrende Monate.
„Es gab einige schlaflose Nächte, weil alles eine Hauruckaktion war. Aber es bleibt ja nichts anderes übrig, als positiv zu denken. Wir wollen nicht rumheulen und sind guter Dinge, dass wir Ende Februar, Anfang März den Verkauf wieder öffnen können“, sagt Germann.
Restaurant Hamburg: Renovierung der Alsterperle aufwendiger als gedacht
Seit Jahren sollte die zunehmend marode gewordene Toilettenanlage instand gesetzt werden. Die Corona-Pandemie hat die Arbeiten verzögert. Ende Oktober vergangenen Jahres konnten die Baumaßnahmen dann endlich beginnen. Die Wände der WC-Anlage waren zwischenzeitlich derart durchnässt, dass die Pissoirs bereits von den Wänden fielen.
Doch damit nicht genug WC-Chaos: In die alten Leitungen unterhalb des Hauses haben sich Baumwurzeln gefressen. Die Folge: Regelmäßig waren die Rohre verstopft, die Toiletten standen unter Wasser. „Die Schäden waren tatsächlich größer als gedacht. Das Problem ist, dass das alte Gemäuer einfach Gefahren birgt. Es war wie eine Wundertüte, die man öffnet. Leider war der Inhalt der Wundertüte nicht besonders schön“, erklärt Kurth.
Sämtliche Leitungen mussten in ein Meter Bodentiefe herausgerissen und erneuert werden. Damit sich nicht wieder Baumwurzeln ihren Weg in die Rohre bahnen, wurden robustere und modernere Materialien verwendet.
Alsterperle: Kosten der Grundsanierung wurden von der Stadtreinigung Hamburg übernommen
Das wirklich böse Erwachen kam aber bei der Entkernung des Toilettenbereichs: Die Hauswand, die die WC-Anlage vom Verkaufsraum abtrennt, war ebenfalls massiv von Feuchtigkeit befallen. Also entschied sich die Stadtreinigung Hamburg –Vermieter der Alsterperle – das mehr als 90 Jahre alte Gebäude kernzusanieren. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Der Estrich wurde gegossen und ist getrocknet. Zudem werden derzeit die neuen Leitungen verlegt und Steckdosen montiert.
Kosten und Planungen der Sanierungsarbeiten am Gebäude hat die Stadtreinigung Hamburg übernommen. Die auf Maß gearbeitete Kühltechnik, Kaffeemaschinen und Zapfanlagen mussten ebenso komplett ausgebaut werden wie die Alarmanlage und Telekommunikationstechnik. Alles wurde bei Handwerkern zwischengelagert.
„Die Planung und Umsetzung der Baumaßnahmen hat eigentlich auch super geklappt. Aber die Bauern-Proteste haben für einen kleinen Verzug gesorgt, weil viele unserer Handwerker aus dem Umland kamen“, blickt Kurth zurück: „Hier funktioniert alles wie kleine Zahnrädchen, wo eines in das andere greifen muss. Wenn das mal nicht klappt, hat man sofort ein Problem“, ergänzt einer der Betreiber der Alsterperle.
Neue Zuwegung zur Alsterperle soll bis Ostern fertiggestellt sein
Doch nicht nur im Inneren des alten Gebäudes wird derzeit intensiv gearbeitet. Bis Mitte des Jahres erneuert die Stadt Hamburg für 847.000 Euro den Alsterpark. Zwischen Schwanenwik und Uhlenhorster Fährhaus werden die Wege erneuert. Bei den massiven Baumwurzeln, die Stolperfallen darstellen, wird aufgeschüttet. Zudem soll eine neue Wildblumenwiese angelegt werden. Auch Radfahrer werden von den Baumaßnahmen profitieren. So sollen in unmittelbarer Nähe der Alsterperle neue Bügel aufgestellt werden, an denen Menschen ihre Drahtesel anschließen können.
Im Zuge der Bauarbeiten an den Fußwegen wird auch die Terrasse der Alsterperle erneuert. „Das wird uns aufwerten. Der Weg vor unserem Laden wird auf ein Niveau mit unserer Terrasse aufgeschüttet. Dann gibt es ein paar Treppen zum Wasser runter. Zudem erhalten wir neue Sitzbänke. Wir werden noch die Beleuchtung neu machen. Das kann richtig schön zu werden“, betont Kurth voller Vorfreude.
Bis Ostern – so hoffen es Germann und Kurth – sind die Arbeiten an den Wegen rund um die Alsterperle abgeschlossen.
Restaurant Hamburg: Getränkewagen an Alsterperle soll während Bauphase für Einnahmen sorgen
Seit 2. Januar ist der Verkaufsbereich der Alsterperle wegen der Bauarbeiten geschlossen. Damit zumindest kleine Einnahmen fließen, haben die beiden Inhaber die behördliche Erlaubnis bekommen, einen Getränkewagen vor der Alsterperle aufzustellen. Das Problem: das lang anhaltende Hamburger Schietwetter.
„Sonniges und mildes Wetter wäre schon schön gewesen. Permanent Sturm, Regen und Kälte laden nicht unbedingt dazu ein, hier ein Getränk am Wagen zu sich zu nehmen“, sagt Kurth. Daher öffne der Wagen derzeit auch nur am Wochenende. „So können wir auch die Mitarbeiter beschäftigen und müssen sie nicht in den Urlaub schicken“, so Kurth.
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An Urlaub ist auch für René Kurth und Sven Germann derzeit nicht zu denken. Die Betreiber der Alsterperle hoffen, dass sie spätestens Anfang März wieder öffnen können. Und: Der Ausblick auf die Alster hat ja irgendwie auch einen Hauch von Urlaubsfeeling.