Hamburg. Holger Brandt weiß genau, wo sich die nervigsten Staus und Baustellen befinden – und wie man trotzdem entspannt durch die Stadt kommt.

Mit Holger Brandt, selbstständiger Fahrer bei Hansa-Taxi, rollt es sich ganz unbeschwert durch Hamburg. Der Ottenser weiß genau, wo er lang muss, und entspannt lenkt er seinen VW durch den dichten Verkehr in der Hansestadt.

Seit fast vier Jahrzehnten sind Hamburgs Straßen Brandts Arbeitsplatz. Entsprechend gut kennt er die Tücken, die ihm hier begegnen können. Er weiß, welche Baustellen und Routen in der Stadt besonders nervig sind – und verrät, wie sie sich möglichst stressfrei meistern lassen.

Hamburger Taxifahrer: Das sind die nervigsten Baustellen

Brandts Stammstrecken führen zum Flughafen, Dammtor- oder Hauptbahnhof, Universitätsklinikum Eppendorf, Asklepios Klinik Altona oder zu einem der Kreuzfahrtterminals, meistens nach Steinwerder. Um Routen durch die Innenstadt kommt er also nicht herum. Und da warten einige besonders nervige Baustellen, sagt der Taxifahrer.

Wenn beispielsweise der Wallringtunnel gesperrt ist, überlege er sich, ob er bestimmte Touren überhaupt annehme. Die entstehende Engstelle mache den Verkehrsfluss einfach zu zäh. „Schwierig ist eigentlich der ganze Bereich Innenstadt, bis Hammerbrook und Berliner Tor. Gerade am Berliner Tor ist es gerade hochproblematisch“, sagt Brandt. Fahre er Touristen in die Gegend, könne es sein, dass sich deren Hotel bloß in 500 Metern Luftlinie befinde, aber es Ewigkeiten dauere, das Ziel zu erreichen.

Durchkommen trotz Baustelle: Hamburger Taxifahrer verrät Tricks

Mit starken Einschränkungen rechnet Brandt auch aufgrund des U5-Baus: „Das sind Baustellen, die werden nicht mal eben nach einem halben Jahr wieder geräumt“, mutmaßt er. „Und das hier“, Brandts VW rollt gerade auf die Sternbrücke zu, „das hier wird in Zukunft zu einer Problembaustelle werden.“ Der Taxifahrer rechnet mit zeitweisen Sperrungen und Einspurigkeit der Max-Brauer-Allee sowie der Stresemannstraße – wichtige Strecken für den Verkehr zwischen Eimsbüttel und Altona.

Was missfällt, fällt häufig am ehesten ins Auge. Es gibt jedoch auch sehr gut koordinierte Baumaßnahmen in Hamburg, findet Brandt. Das Baustellenmanagement rund um den just fertiggestellten A-7-Deckel war für den Taxifahrer „einfach großartig“. Über Jahre sei der Verkehr durch Schnelsen und Stellingen trotz der Arbeiten gut geflossen.

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Um Problemstellen clever zu umfahren, empfiehlt Brandt Navigationsdienste, die mehrere Routenvorschläge machen. Bevor sich Fahrer für eine der Strecken entscheiden, sollten sie Vor- und Nachteile abwägen. Ein Heilsbringer sei die technische Unterstützung aber nicht, betont der Taxifahrer. Am besten komme man durch Hamburg, wer beides habe, „gute Stadtkenntnis und die Mithilfe des Navis“, sagt er.

Einen Tipp hat der Taxifahrer auch für die Fahrt durch den Elbtunnel, die so manchem Autofahrer schon graue Haare beschert haben dürfte: „Wenn sich die Möglichkeit eröffnet, stelle ich mich nicht ganz hinten im Stau an. Das heißt, ich stelle mich in Othmarschen direkt vor dem Tunnel an und komme nicht über Schnelsen oder Stellingen rein.“ Bei der Fahrt durch den Tunnel schaue er sich dann die Gegenspur an „und dann entscheide ich schon, ob ich auf dem Rückweg vielleicht lieber über Harburg fahre.“

Hamburger Taxifahrer rät zu entspanntem Fahren

Während manchen das ständige Rotlicht zur Weißglut bringt, ist Brandt überzeugt: Das muss nicht sein. „Es gibt sehr viele vernünftig geschaltete Ampeln in Hamburg“, sagt er. Auf seiner Stammstrecke zum Flughafen habe er die Erfahrung gemacht, für Tempo 50 mit einer grünen Welle belohnt zu werden. „Da kannst du durch Eimsbüttel, Eppendorf und Groß Borstel bis zur Zeppelinstraße fahren und hast fast keine Ampelstopps“, sagt er.

Auch beobachte Brandt immer wieder, dass Menschen uninformiert in die City fahren und von massiven Sperrungen wegen einer Großveranstaltung überrascht werden. „In einer Stadt wie Hamburg muss man sich informieren, ob es gerade eine Großveranstaltung auf der Strecke gibt. Das ist meistens auch gut ausgeschildert.“ Und ganz generell gelte: „Bei Strecken quer durch die Innenstadt sollte ich mir immer überlegen, ob die wirklich nötig sind.“

Überhaupt: Gelassen komme vor allem der durch Hamburgs Straßen, der sich vor der Abfahrt frage, ob es denn Sinn ergebe, die Strecke mit dem Auto zu fahren. Bieten sich vielleicht auch U- und S-Bahn, der Bus, das Fahrrad, ein E-Roller, Moia oder Taxi an? Dafür mache er den Job schließlich, sagt Brandt – um seine Gäste ruhig und sicher ans Ziel zu bringen, ohne dass sie ein eigenes Auto brauchen.