Hamburg. Auf den Autobahnen rund um Hamburg passiert dieses Jahr einiges – inklusive diverser Vollsperrungen. Die Vorhaben im Detail.
Wer auf der A7 durch den Elbtunnel fährt, achtet wohl eher auf die Hafenkräne als darauf, wie es an der Tunneleinfahrt aussieht. Das könnte sich ändern, wenn dort die ersten Windräder aufgestellt werden. Denn der Elbtunnel werde zwar niemals autark sein, aber zumindest wolle man sich bei der Energieversorgung verbessern, sagt Carsten Butenschön, Direktor der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Nord.
Er stellte am Donnerstag die Pläne für die Autobahnen rund um Hamburg für 2024 vor und nannte dabei auch die Termine für weitere Vollsperrungen – die nächste erfolgt bereits im Februar.
Verkehr Hamburg: Am Elbtunnel sind bis zu 15 Meter hohe Windräder geplant
Derzeit wird seinen Angaben zufolge eine Machbarkeitsstudie zur Erzeugung von Windenergie am Elbtunnel erstellt. „Wir planen vertikale Windturbinen und mit einem Jahresertrag von 31.000 Kilowattstunden. Damit können wir 13 Tonnen CO₂ einsparen“, rechnet Butenschön im exklusiven Abendblatt-Gespräch vor.
Man werde am Elbtunnel natürlich keine riesigen Windräder aufstellen, sondern zehn bis 15 Meter hohe Anlagen. „Der Wind weht dort verlässlich“, sagt er.
Verkehr Hamburg: A1 – Pilotprojekt an Autobahnmeisterei Hittfeld geplant
Auch Photovoltaikanlagen auf dem Betriebsgebäude südlich des Elbtunnels sollen noch in diesem Jahr montiert werden. „Unser Ziel ist, den Strom für die Beleuchtung und die Signalisierung selbst zu erzeugen“, sagt Butenschön. In diesem Jahr werde die Umstellung der Beleuchtung auf LED abgeschlossen. Damit könne man den Stromverbrauch um 93 Prozent reduzieren und 23 Tonnen CO₂ einsparen.
Ein Pilotprojekt startet auch bei der Autobahnmeisterei Hittfeld an der A1. Sie soll bei der Stromversorgung bis Ende 2024 zu zwei Dritteln autark werden. Langfristig sollen dort alle Dachflächen mit Photovoltaik ausgestattet werden.
Autobahn A7 – dieses Jahr gibt es viele Vollsperrungen
Im Rahmen des 5G-Netzausbaus, der auch Voraussetzung für autonomes Fahren ist, kooperiert die Autobahn GmbH mit den Netzbetreibern Telekom und Vodafone. „Wir stellen an 20 Standorten Flächen für Masten zur Verfügung. Weitere 20 Standorte werden bis zum Jahr 2027 umgesetzt“, so Butenschön.
Im Jahr 2024 stehen zudem wieder diverse Vollsperrungen auf Hamburgs Autobahnen an – vor allem auf der A7:
- A7: 16. Februar, 22 Uhr, bis 19. Februar, 5 Uhr: 55-Stunden-Vollsperrung zwischen den Anschlussstellen Volkspark und Heimfeld.
- A7: 5. April, 22 Uhr, bis 8. April, 5 Uhr: 55-Stunden-Sperrung Richtung Norden zwischen den Anschlussstellen Volkspark und Heimfeld.
- A7: 6. April, 22 Uhr, bis 7. April, 10 Uhr: 12-Stunden-Vollsperrung zwischen den Anschlussstellen Volkspark und Heimfeld.
- A7: 7. Juni, 22 Uhr, bis 10. Juni, 5 Uhr: 55-Stunden-Vollsperrung zwischen den Anschlussstellen Volkspark und Heimfeld. Alternativ könnten es auch die Wochenenden vom 24. bis 27. Mai und vom 31. Mai bis 3. Juni sein.
- A1: 20. September, 20 Uhr, bis 23. September, 5 Uhr: 57-Stunden-Vollsperrung am Autobahnkreuz Bargteheide.
- A7: 29. November, 20 Uhr, bis 2. Dezember, 5 Uhr: 57-Stunden-Vollsperrung in Bordesholm.
Der aktuelle Winter bescherte Butenschön und seinen Kollegen bereits deutlich mehr Arbeit als in der Saison 2022/23. Das merkt der Winterdienst auf Hamburgs Autobahn schon jetzt im Januar – dabei muss dieser noch mit mehreren anspruchsvollen Wochen und Monaten rechnen. „Wir haben in diesem Winter bereits 17.500 Tonnen Salz und 5000 Tonnen Sole eingesetzt.“
„Im gesamten vorherigen Winter waren es 15.000 Tonnen Salz und 4750 Tonnen Sole“, sagt Carsten Butenschön, der die Kollegen im Winterdienst lobt. „Sie sind für 1221 Autobahnkilometer inklusive 84 Rast-, Park- und WC-Anlagen sowie 165 Anschlussstellen zuständig und machen einen hervorragenden Job.“ Dafür seien 227 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit 61 eigenen und 42 Fremd-Lkw im Einsatz.
Auch Autobahn GmbH bekommt Fachkräftemangel zu spüren
Beim Personal im Winterdienst sei die Niederlassung Nord gut aufgestellt. „Wir haben mehr als 35 Quereinsteiger eingestellt, die ein Jahr lang ausgebildet wurden“, sagt der 54-Jährige. Der Fachkräftemangel sei allerdings auch in seinem Unternehmen angekommen – es werde schwerer, Mitarbeiter zu finden.
Allerdings wachse deren Zahl dennoch, jedes Jahr kämen etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu. Inzwischen liegt die Zahl bei 750 Mitarbeitern. Auch die Umsätze wachsen: Im aktuellen Jahr hat die Autobahn GmbH 220 Millionen Euro für Bauprojekte zur Verfügung – Planungskosten nicht eingerechnet. 2023 waren es 215 Millionen, im Jahr 2021 163 Millionen Euro.
Autobahnen in Hamburg: Datensystem bundesweit vereinheitlicht
Nachdem die Autobahn GmbH des Bundes Anfang 2021 sämtliche Aufgaben in Bezug auf Autobahnen im Norden übernommen hat, mussten auch die Datensysteme in dem Unternehmen bundesweit vereinheitlicht werden. „Von 2252 Planungsprogrammen sind jetzt noch 174 übrig“, sagt der Niederlassungsleiter Nord. Das sei viel Arbeit gewesen, „aber jetzt sind alle Prozesse digital, und alles ist bundeseinheitlich. Darauf sind wir alle sehr stolz.“
Dadurch sei es beispielsweise auch gelungen, die Bearbeitungszeit für Großraum- und Schwerlasttransporte, die Mitte 2023 noch bis zu 20 Tage betrug, auf ein bis maximal drei Tage zu reduzieren.
Verkehr: Staus rund um Hamburg sind nicht immer zu vermeiden
Dass es in der Metropolregion zu Staus kommt, sei rund um Hamburg nicht immer zu vermeiden, sagt Butenschön. Aber man versuche, immer besser gegenzusteuern.
Seit Jahresbeginn wird der Autobahnverkehr im Norden von der Verkehrszentrale Nord am Heidenkampsweg gesteuert. Von hier haben Mathias Höhne und seine Kollegen täglich 24 Stunden im Schichtdienst den Verkehr im Blick – mittels technischer Einrichtungen wie beispielsweise Kameras auf Autobahnen und an Knotenpunkten.
„Wir arbeiten darauf hin, dass der Verkehr besser fließt – darin sehen wir Ressourcen. Das Netz selbst wird ja absehbar nicht viel größer und breiter“, sagt Butenschön. Es gehe daher darum, den Verkehrsteilnehmern die besten Routen vorzugeben, wenn der Verkehr etwa durch Baustellen, Staus oder Unfälle behindert wird.
Die Tunnelbetriebszentrale des Elbtunnels wiederum steuert den Verkehr in sämtlichen Tunneln in Hamburg und künftig auch den Verkehr in den Autobahntunneln in Schleswig-Holstein und im nördlichen Niedersachsen.
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Die Autobahn sei im Wandel begriffen – „von dreckig und laut zu digital und grün“, sagt Butenschön. Nachhaltigkeit werde auch für ein Unternehmen wie die Autobahn GmbH immer wichtiger. Dazu gehöre beispielsweise der Ausbau von Regenwasserbehandlungsanlagen, die das Oberflächenwasser von Reifenabrieb, Ölrückständen und weiteren Verschmutzungen reinigen, ehe es in die natürlichen Gewässer eingeleitet wird.
Instandhaltung der Autobahnen: Zwölf Brücken werden gebaut oder saniert
Zusätzlich zu den bestehenden 430 Anlagen werden in diesem Jahr neun neue Regenwasserbehandlungsanlagen an den Autobahnen 23 und 255 sowie an den Bundesstraßen 5 und 75 gebaut. Vier von den bestehenden Anlagen an der A7, A23 und A210 werden instand gesetzt.
Weitere geplante Instandhaltungsmaßnahmen: Zwölf Autobahnbrücken werden im Netz der Niederlassung neu gebaut oder saniert – darunter die Rader Hochbrücke in Schleswig-Holstein und die Norderelbbrücke in Hamburg, die so weit saniert wird, dass sie bis zum Neubau weiter hält. Zudem sind zahlreiche Fahrbahnerneuerungen auf den Autobahnen 1, 7 und 23 geplant.