Hamburg. Sechs Jahre lang schrieb „Hegepenne“-Direktorin Wiebke Langmuth Eingaben und Anträge. Heraus kam eine Schulmensa der Extraklasse.
- Gleicht einem hippen Lokal: Die jüngst eingeweihe Mensa des Gymnasium Eppendorf in der Hegestraße
- Umbau dauerte sechs Jahre lang. Nächstes Design-Projekt der Schule ist bereits anvisiert
- Schul-Caterer „Kitz-Catering“ hat unfassbar traurige Geschichte, nun positiver Blick nach vorn
„Unfassbar“, „einfach mega-cool“ und „outstanding“, das sind nur einige der begeisterten Attribute, die die neue Mensa des Gymnasiums Eppendorf beschreiben. Sechs Jahre lang hatte das Thema „Umbau“ dieses Teils der Schule Maike Languth, Direktorin des Gymnasiums Eppendorf, beschäftigt. Dementsprechend gelöst und glücklich wirkte sie bei der offiziellen Einweihung der Mensa mit Frischeküche mitten in Hamburg-Eppendorf an der Hegestraße. Zuletzt war hier bei den gelungenen Abi-Mottowochen so viel los.
In ihrer Rede, die sie mit einem Ausblick auf ihr nächstes Projekt beendete, betonte sie den langen Weg mit Anträgen und Rückschlägen, Gesprächen und kochenden Eltern, die halfen, die Verpflegung der Schüler an ihrer „Hegepenne“ zu gewährleisten.
Denn in der Bauphase musste kreativ gehandelt werden. „Der Schule fehlten drei Jahre lang 450 Quadratmeter Fläche für das Essen und den Ganztagesbetrieb“, erinnert sie sich. Dass die Schule dennoch reibungslos mit warmen Mittagessen weiterlief, hätten sie unter anderem den engagierten Müttern zu verdanken.
Hamburger Innenarchitektin schaffte ultramoderne Mensa im Gymnasium Eppendorf
Das Warten hat sich gelohnt, Eppendorf hat nun sicher Hamburgs schönste Mensa: Aus einem schlauchartigen Raumgebilde im Untergeschoss der denkmalgeschützten Schule, das durch dunkle Farben und pflegeleichten Boden bestach, wurde ein „Marktplatz“ geschaffen. So nannte Jörn Ehlers vom Elternrat des Gymnasiums die neu gestalteten Räumlichkeiten.
Hell, modern, dabei funktional. Mit Sitzecken zum Essen und Arbeiten, Bartresen, offenem Buffet, Hochtischen und Lounge-Bereichen. Hängende Grünpflanzen, Kupfer-Lampenschirme, ein rundes, farbiges Lichtobjekt zieren die Mensa. Als Farben dominieren Schwarz und Holztöne, Pink, Orange und Rosa. Wer keine Lust auf Schulstoff hat, der kommt nun wahrscheinlich extra zum Essen.
Schicksalsschlag begleitet Schulcatering-Firma, mit „Hegelicious“ beginnt neues Kapitel
Für 4,35 Euro, wie an allen staatlichen Hamburger Schulen ist dies natürlich auch hier der Preis fürs Mittagessen. „Es gibt täglich ein Nudelbuffet, Salatbar und Ofengemüse, die Hauptgerichte variieren, mal Tortellini mit Tomatensauce, dann asiatisches Hähnchen, auch in der vegetarischen Variante oder ein Fischgericht“, erklärt Susanne Emmrich, Geschäftsführerin von Kitz-Catering.
Sie hat die Aufgabe übernommen, die Eppendorfer Schüler und Lehrer mittags zu versorgen. „Ein Koch ist immer vor Ort und bereitet alles frisch zu, von 11 bis kurz vor 14 Uhr sind hier alle Speisen zu haben.“ Emmrich war stolz und auch etwas bewegt, denn sie hatte vor einem Jahr das Catering-Unternehmen von ihrem Schwager übernommen, da dieser tödlich verunglückt war. „Er wäre jetzt stolz und das ist sicher in seinem Sinne“, sagte sie mit Tränen in den Augen.
Besonders, ja, „absolut herausragend“ sei diese Mensa und ihre Küche mit Spülküche, Trockenlager und Kühlräumen. „All das brauchen wir, um so kochen zu können, das wird oft vergessen, dass dafür Platz nötig ist“, so die Fachfrau. Denn auch in diesem Punkt ist die Design-Mensa des Gymnasiums Eppendorf ein wahres Aushängeschild: Aktuell werden nur in 64 von 259 Schulkantinen die Speisen für die Kinder direkt vor Ort zubereitet – das restliche Essen kommt fertig vom Caterer und wird lediglich aufgewärmt.
Frisch oder nur aufgewärmt? Heftige Kritik an Art des Mittagessens an noch zu vielen Schulen
Grund dafür sind zumeist die baulichen Voraussetzungen in den Schulen, eine sogenannte Frische- oder Vitalküche benötigt mehr Platz. Planungen für weitere 90 Schulkantinen gebe es aber bereits. Dennoch wird kritisiert, dass das 2016 gesteckte Ziel, Hamburgs staatliche Schulen flächendeckend mit den Produktionsküchen vor Ort auszustatten, nicht erreicht wurde: „Fast zehn Jahre nach der Einigung mit der Volksinitiative ,Guter Ganztag‘ sind immer noch 75 Prozent der Küchen an Hamburger Schulen Aufwärmungsküchen. Nur ein Viertel sind Küchen, in denen das Essen frisch zubereitet werden kann“, kritisiert Sabine Boeddinghaus, Linken-Bürgerschaftsfraktionschefin, den Senat.
Doch zurück ins Herz von Eppendorf, wo vor Ort frisch gekocht wird für die Schüler, zumindest diejenigen der Klassenstufen fünf bis zehn, die während der Mittagszeit das Schulgelände nicht verlassen dürfen. Ein Geheimnis war noch zu lüften, denn der Name in der Bauphase – Kitchen (im)possible – musste verschwinden.
Schule Hamburg: Nach mehreren Vorschlägen wurde „Hegelicious“ der neue Mensa-Name
„Ich danke der Innenarchitektin Siw Matzen, denn sie hat unter Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler und passend zu dem Charakter unseres Schulgebäudes, diesen großartigen Entwurf für das „schönste Lokal Hamburgs, das ,Hegelisious‘ gestaltet“, sagte Languth am Ende ihrer Rede. „Ein Schullokal auch für weiterführende Schulen muss den Bedürfnissen der Gäste entsprechen und einen Aufenthaltsraum ermöglichen, der zur angenehmen Einnahme des Essens dient, ein Arbeitsplatz bietet und ebenso ein gemütlicher Rückzugsort ist. Denn Schule ist immer ein Lebensraum, der zum Verweilen einladen sollte.“
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Die bewundernden Blicke der anwesenden Klassensprecher der unteren Stufen, die Freude, als Schulsprecher Philipp Rösch aus der 5c das rote Band zur feierlichen Eröffnung durchschnitt, all das lässt darauf hindeuten, dass hier sicher die 250 anvisierten Schulessen täglich verspeist werden.
Schulleiterin liebt Design und hat nach der Mensa schon neues Groß-Projekt anvisisert
Für das Projekt steht das Team um Direktorin Maike Languth, die „mit sehr vielen formalistischen Anträgen“, Langmut, Weitblick und auch Nachdruck bei der Schulbehörde immer wieder um finanzielle Mittel gebeten hat. „Wenn ich nicht Lehrerin geworden wäre, dann sicher Architektin“, sagte sie, „ich habe einfach ein Faible für Design und finde es so wichtig, dass wir alles hier schön haben, wo wir hier sehr viel Zeit verbringen.“
Das nächste Projekt hat sie übrigens längst anvisiert. „Ein Bibliotheks-Anbau da drüben.“ Die Direktorin deutet über den Schulhof. „Dafür brauche ich aber noch eine Million Euro.“ Sicher wird sie dafür auch einige Anträge ausfüllen müssen. Übung hat sie ja bereits.