Hamburg. Liebevoller Brief oder Amazon-Gutschein? In Hamburg gibt es riesige Unterschiede zwischen Kitas. Geschenk-Verbot bei einem Träger.

  • Private Kita SterniPark verbietet Präsente an Erzieher komplett
  • Abschiedsgeschenke vor der Vorschule müssten nichts kosten
  • Momfluencer auf Instagram und TikTok warnen vor Fettnäpfchen

Die Grundschule beginnt, damit endet die spielerische Zeit in der Kita nach den Sommerferien für viele Hamburger Kinder. Auch das Schuljahr in Hamburg neigt sich dem Ende, in der Kita steht somit einige der Abschied in Richtung Vorschule an, oder es geht direkt zur Einschulung in die Schule. Viele Eltern in der Hansestadt machen sich derzeit Gedanken darüber, was man den Erziehern und Lehrern zum Abschied schenken könnte. Währedn einige für den Amazon- oder Budni-Gutschein sammeln, ziehen andere Brief oder Bastelarbeiten als Geschenk vor.

Zu gern möchten Eltern – und die Kinder natürlich oft auch – ihre Wertschätzung und Dankbarkeit dafür ausdrücken, dass diese Menschen sich viele Jahre lang eingehend mit ihren Kindern beschäftigt haben, sie behütet, getröstet und beim Aufwachsen begleitet haben. Doch die wenigsten wissen, dass Erzieher – die jüngst bei Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer wütend auf ihre prekäre Arbeitssituation aufmerksam machten – und Lehrer durch Geschenke in eine unangenehme Situation gebracht werden können.

Private Kita in Hamburg verbietet Abschiedsgeschenke komplett, Briefe sind willkommen

Denn: Nicht jedes Geschenk ist in Ordnung. Ausschlaggebend ist der Wert, den ein solches Präsent hat. Für Leila Moysich, Geschäftsführerin des Kitaträgers SterniPark mit 20 Standorten in Hamburg, steht ganz klar fest: „Als Träger sehen wir es nicht vor, dass die Eltern den Erziehern Abschiedsgeschenke machen, wenn die Kinder die Kita verlassen. Im Vordergrund steht für uns die Betreuung der Kinder. Das ist auch unter dem Aspekt wichtig, dass für uns jedes Kind gleich ist.“

Hat eine klare Haltung in Bezug auf das Machen sowie die Annahme von Geschenken ihrer Mitarbeiter: Leila Moysich, Geschäftsführerin von SterniPark. Hier steht sie auf dem Spielplatz im Göhlbachtal in Hamburg-Harburg.
Hat eine klare Haltung in Bezug auf das Machen sowie die Annahme von Geschenken ihrer Mitarbeiter: Leila Moysich, Geschäftsführerin von SterniPark. Hier steht sie auf dem Spielplatz im Göhlbachtal in Hamburg-Harburg. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Die Erzieher des privatwirtschaftlichen Unternehmens freuten sich über Bilder und selbst gebastelte Geschenke, auch wertschätzende, persönliche Dankeschön-Briefe kämen sehr gut an. „Und für Kinder, deren Eltern vielleicht wirtschaftlich nicht so gut gestellt sind, kann es durchaus ‚unangenehm‘ sein, wenn sie mitbekommen, dass andere Kinder oder Eltern den Erziehern ein gekauftes Geschenk machen, sie aber nicht.“

Kita-Abschieds-Geschenk trifft schon beim Sammeln oft wunden Punkt, Insta-Post sensibilisiert dafür

Ein Punkt, der auch von Momfluencern auf Instagram und TikTok häufig aufgegriffen wird. Denn wenn vorausgesetzt wird, dass jedes Kind sich mit beispielsweise 20 Euro an einem Geschenk zu beteiligen hat, stellt das für viele Familien, die vielleicht auch mehr als ein Kind in der jeweiligen Einrichtung haben, eine zu große finanzielle Belastung dar. Es wird offen darum gebeten, diesen Aspekt im Hinterkopf zu behalten und jeden das geben zu lassen, was möglich ist.

Die Elbkinder-Kitas haben ganz andere Regeln für das Annehmen von Geschenken, hier besteht ein größerer Spielraum als beim privaten Träger SterniPark. Die Elbkinder sind ein öffentliches Unternehmen der Hansestadt Hamburg in privater Rechtsform. Auch sie haben in ihrem Verhaltenskodex in Bezug auf Geschenke von Eltern an das pädagogische Personal eindeutige Regelungen, die von allen rund 7300 Mitarbeitern zu berücksichtigen sind und laut eigener Aussage auch offen und transparent an die Elternschaft kommuniziert werden.

Elbkinder-Kitas Hamburg: Mehr anzunehmen ist möglich, aber mit klaren, transparenten Regeln

„Geschenke von einzelnen Eltern an pädagogische Mitarbeitende dürfen angenommen werden, wenn der Wert 20 Euro nicht übersteigt“, erklärt Katrin Geyer, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der Elbkinder gGmbH. „Übersteigt der Wert eines Geschenkes dieses Limit – bis zu einer Höhe von 50 Euro – wird nach Rücksprache mit der Vorgesetzten das Geschenk in einer Weise verwendet, die dem Team zugutekommt, beispielsweise als Preis in der Weihnachtslotterie der Kita oder Abteilung.“

Lehrer in Hamburg dürfen als Beamte an staatlichen Schulen kaum Geschenke annehmen. Auch Eintrittskarten beispielsweise für Abi- oder Abschlussbälle zählen dazu.
Lehrer in Hamburg dürfen als Beamte an staatlichen Schulen kaum Geschenke annehmen. Auch Eintrittskarten beispielsweise für Abi- oder Abschlussbälle zählen dazu. © Valerii Honcharuk - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Übersteige der Wert diese 50-Euro-Marke, dann müsse es zurückgegeben werden oder dürfe erst gar nicht angenommen werden. Jedoch machen die Elbkinder eine Ausnahme: „Wenn Eltern Geschenke speziell zum Abschied eines Kindes aus der Kita oder zum Abschied einer Mitarbeitenden aus der Kita überreichen wollen, dürfen diese ausnahmsweise bis zu einem Wert von 50 Euro angenommen werden“, so Geyer.

Lehrer als Beamte an staatlichen Schulen unterliegen in Hamburg klaren Richtlinien in Bezug auf Geschenke

Im Gegensatz dazu stehen die Regelungen für Lehrer, ihnen ist die Annahme eines Geschenks von Dritten, zum Beispiel von Eltern oder Schülern, im Wert von mehr als 20 Euro untersagt. Aktuelles Beispiel, das für viel Aufmerksamkeit sorgte: Bei einem Hamburger Gymnasium durfte und wollte der Tutor nicht das Geschenk der Karte zum Abiball seiner Schüler annehmen – die Sorge war, dass er Probleme wegen Bestechlichkeit bekommen könnte.

Mehr zum Thema

Der Hintergrund dazu basiert auf einem prekären Vorfall: Nach der Stones-Affäre um Frei- oder Vorzugstickets hatte Hamburg die Regeln für Beamte verschärft und im Oktober 2019 die Neufassung der „Bekanntmachung über das Verbot und die ausnahmsweise zulässige Annahme von Belohnungen und Geschenken“ beschlossen. Grundsätzlich gilt nämlich für alle Beschäftigten der Freien und Hansestadt Hamburg die Regel, dass die Annahme jeglicher Art von Belohnungen, Geschenken oder sonstigen Vergünstigungen komplett verboten ist.

Jedoch waren sich auch Senat und Schulbehörde des Spannungsfeldes bewusst, das dadurch eröffnet wurde, weshalb es Ausnahmen gibt: Lehrer dürfen Geschenke von insgesamt 20 Euro annehmen. Wenn eine Abiball-Eintrittskarte jedoch 75 bis 100 Euro kostet und als private Veranstaltung gilt, müssen die Lehrer selbst bezahlen.