Hamburg. Batman, Asterix, Barbie: Abiturienten kommen derzeit in Hamburg im Kostüm zur Schule. „Tage zum Genießen“ an Eppendorfer Gymnasium.
Lennart kam als einer der Wilden Kerle verkleidet, Mike und Felix als Schlümpfe, Jasper war Zauberlehrling Harry Potter: Auf den Hamburger Schulhöfen tummeln sich dieser Tage verkleidete Schüler, genauer gesagt die diesjährigen Abiturienten. Aktuell finden die sogenannten Mottowochen statt: Die letzten echten Unterrichtstage im Leben werden besonders begangen – verkleidet, mit Spielen und Streichen, gepostet wird dann auf TikTok oder Instagram.
Drei bis fünf Tage lang, das variiert und ist abhängig von Schule und Bundesland, wird ein anderes Motto ausgerufen, an dem sich alle Schüler des Abschlussjahrgangs orientieren. Bei der Ideenfindung dafür ist echte und eigene Kreativität gefragt, obschon die neuen Leitlinien den Einsatz von KI in Schulen in Hamburg stark forcieren.
Am Gymnasium Eppendorf in der Hegestraße wuselten in diesem Jahr schon 90 Schüler als Kindheitshelden verkleidet durch die Klassenräume: Winnie Puuh, Asterix und Obelix, Rapunzel und Hanni und Nanni, Barbie und Robin Hood waren dabei. „Am 10. April beginnt dann die Unterrichtsbefreiung, und wir alle verschwinden zum Lernen fürs Abi“, erklärt Emil. Der 18-Jährige ist Abiturient und findet es nachvollziehbar, dass man vor den schriftlichen Prüfungen, die von Mitte April bis etwa Mitte Mai abgenommen werden, auch schon mal feiert. „Das ist so ein Kompromissding, das Vergnügen kommt zwischen der Arbeit.“
Schule Hamburg: Komitee wählte Kindheitshelden, Zeitreise und ‚Wenn ich ein Tier wäre‘
Denn noch seien alle aus dem Jahrgang gemeinsam in der Schule, ab Ende dieser Woche lerne dann jeder für sich. „Manche gehen ins Ferienhaus der Familie oder lernen allein zu Hause, andere irgendwo anders“, so Emil. Die Mottowochen verbinden die Schüler ein letztes Mal zusammen, die Tage und Mottos seien bestens geplant, erklärt Coco, auch Schülerin des umgangssprachlich als Hegepenne bezeichneten Gymnasiums: „Über unser Abiballkomitee haben wir die Themen ausgewählt, wir haben uns für Kindheitshelden, Zeitreise und ‚Wenn ich ein Tier wäre‘ entschieden.“
Seit Montag ist in Eppendorf der Ausnahmezustand ausgerufen, oder wie Schülerin Coco es ausdrückt: „Diese Tage, sie sind zum Genießen.“ Veranstaltet werden hier drei Mottotage, die auch schon mal an der Alster oder in den umliegenden Parks bis zum Abend weitergehen: „Wir besuchen vormittags dann auch die anderen Klassen, verteilen Süßigkeiten und organisieren Spiele auf dem Schulhof.“
Besonders beliebt bei allen Klassenstufen: Wenn die Lehrer und Tutoren mitmachen. Und so kann es passieren, dass auch Schulleiterin Maike Languth bei der Reise nach Jerusalem, Sackhüpfen oder Eierlaufen dabei ist.
Mottowochen an Hamburger Schulen sind bedeutendes „Gemeinschaftsereignis“
„Ich bin seit 27 Jahren im Schuldienst und seit 13 Jahren an dieser Schule, und ich sehe es immer wieder als fröhlichen Ausklang aus der Schulzeit.“ Sie sieht in den Mottowochen jedoch mehr Bedeutung als das bloße Lockerlassen und Feiern vorm Büffeln und den Abiturprüfungen. „Es ist der Abschied aus der Schulgemeinschaft, ein wirkliches Gemeinschaftsereignis, das auch für die jüngeren Schüler total wichtig ist“, sagt Languth. Sie würden „die Großen“ sonst einfach nicht mehr sehen.
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Für die zukünftigen Abiturienten bedeute das zudem die erste Rückschau auf ihre Schulzeit. „Für uns als Lehrer ist es dann auch mal richtig rührend zu sehen, wie die Schüler verkleidet sind, wenn dann da so ein Harry Potter vorbeikommt.“
Schule Hamburg: An der Hegepenne in Eppendorf verkleidet sich auch die Rektorin
Klar gebe es auch mal „Schüler, die über die Stränge schlagen“, das sei dann anstrengend. „Aber grundsätzlich können wir das immer gut in der Gemeinschaft besprechen“, so Languth. Denn: Schule bedeute nicht nur Lernen. Deshalb verkleidet sich an der Hegepenne die Rektorin am letzten Tag übrigens auch.
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