Hamburg. Tipp kam aus Kolumbien. Acht Drahtzieher bei Operation „Plexus“ verhaftet. Trotz 35-Tonnen-Funds blieb der Preis für Kokain stabil.
- Drogenfahnder stellen bei bundesweiter Razzia Rekordmenge von 35 Tonnen Kokain sicher
- Knapp 25 Tonnen der Drogen wurden alleine im Hamburger Hafen entdeckt
- Ermittler nennen Details zur Operation „Plexus“ mit der Verhaftung von acht Männern
Im Zuge der Razzia gegen den Drogenhändlerring, der mehr als 35 Tonnen Kokain im Wert von 2,6 Milliarden Euro aus Südamerika nach Europa geschmuggelt hat, ist auch einer der führenden Köpfe in Hamburg verhaftet worden. Beamte hatten den 54-Jährigen bereits Ende Mai verhaftet. Insgesamt wurden acht Männer verhaftet.
„Plexus“, zu deutsch „Geflecht“, nannten Ermittler die Operation, bei der am Ende die größte jemals in Deutschland aus dem Verkehr gezogene Menge Kokain sichergestellt wurde. Die Ermittlungen hatten bereits 2023 nach einem Tipp aus Kolumbien begonnen. Damals hatten die Drahtzieher des Kokainschmuggels das Rauschgift innerhalb von sechs Monaten, von April bis September, versteckt in zehn Containern hinter Tarnladungen wie Obst oder Sesam, aus Häfen in Mittel- und Südamerika, auf die Reise nach Europa geschickt. In Hamburg kamen sieben der Container an, mit knapp unter 25 Tonnen Kokain. Weitere Container gingen nach Rotterdam. Eine Ladung wurde bereits in Guayaquil, eine Hafenstadt in Ecuador, aus dem Verkehr gezogen.
Hafen Hamburg: Rekordmenge von 25 Tonnen Kokain sichergestellt
Für den Kokainschmuggel, so ergaben die Ermittlungen, hatte die Tätergruppierung extra ein Unternehmen in Baden-Württemberg gegründet, um die Lieferungen plausibel zu machen. Am 31. Mai schlugen Zoll und Polizei zu. 150 Beamte waren im Einsatz, um acht Haftbefehle und Durchsuchungsbeschlüsse zu vollstrecken. Das Ermittlungsverfahren richtet sich derzeit im Wesentlichen gegen acht Hauptbeschuldigte mit deutscher (43 und 54), aserbaidschanischer (42), bulgarischer (30), marokkanischer (42), türkischer (37 und 38) und ukrainischer (36) Staatsangehörigkeit.
Auch Wertsachen wurden beschlagnahmt. So stellten die Einsatzkräfte über die Vermögensabschöpfung fünf Goldbarren, etwas über 23.000 Euro und einen Porsche 911 Turbo S sicher. Auch eine Glock-Pistole sowie zahlreiche Mobiltelefone, Laptops und weiteres umfangreiches Beweismaterial entdeckten die Einsatzkräfte.
Hafen Hamburg: Sicherstellung unterstreicht Bedeutung beim Kokainschmuggel
Für Jan Reinecke, Landesvorsitzender beim Bund Deutscher Kriminalbeamter in Hamburg, unterstreicht der Fund die Bedeutung Hamburgs als Drehscheibe für den Kokainschmuggel. „Das Kokain war ja nicht für Hamburg, sondern für ganz Europa bestimmt“, so Reinecke. Er geht davon aus, dass die Bedeutung Hamburgs noch wachsen wird. „In Antwerpen hat man angekündigt, bis 2030 insgesamt 50 stationäre oder mobile Röntgenanlagen für Container zu beschaffen. Das wird den Druck dort erhöhen und die Täter dazu zwingen auszuweichen.“
Dass die Zerschlagung des Netzwerks ein nachhaltiger Erfolg ist, glaubt Reinecke nicht. „Man muss sich den Ablauf eines Drogenhandels wie das Zusammenspiel verschiedener Dienstleister vorstellen“, so Reinecke. „Werden dort welche herausgenommen, sind sie leicht zu ersetzen.“ Vielmehr müsse man das Geld, das durch Drogengeschäfte erwirtschaftet wird, aus dem Verkehr ziehen. Das sei, angesichts der enormen Summe von 2,6 Milliarden Euro, die das sichergestellte Kokain wert sein soll, offenbar noch nicht gelungen.
- Zoll kämpft in Hamburgs Hafen gegen enorme Kokain-Schwemme
- Trotz kreativem Versteck: Zoll findet im Hafen eine Tonne Kokain
- Drogen-Drehkreuz Hamburg: So schlimm ist es wirklich
Auswirkungen auf den illegalen Drogenmarkt hat die Sicherstellung des mittlerweile vernichteten Kokains offenbar nicht. Der Schwarzmarktpreis für Kokain hat sich auch nach der Sicherstellung der über 35 Tonnen hochreinen Kokains, das für den Straßenverkauf auf gut 100 Tonnen gestreckt worden wäre, nicht erhöht.