Hamburg. 240 Kilo Rauschgift in Container aus Südamerika beschlagnahmt. Polizei und Zoll zerschlagen von Hamburg aus internationale Bande.
Den Stoff hatten die Männer buchstäblich vor der Nase, und sie gelangten offenbar völlig problemlos an das Kokain, das versteckt in Containern im Hafen ankam. Doch damit ist es jetzt vorbei: Polizei und Zoll ermitteln gegen neun mutmaßliche Drogenschmuggler, von denen sich sieben als Hafenarbeiter getarnt haben sollen. Fünf von ihnen – drei Albaner und zwei Mazedonier – wurden verhaftet. Drei Deutsche und ein weiterer Mazedonier sind auf freiem Fuß.
Aufgedeckt hat den Fall die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) von Zollfahndungsamt und Hamburger Landeskriminalamt (LKA). Wie die Polizei mitteilte, hatten die als Hafenarbeiter angestellten Männer Zugriff auf die dort ankommenden oder gelagerten (Drogen-)Container. Als „sogenannte Innentäter“ seien sie in den Kokainschmuggel involviert gewesen. Den Ermittlungen zugrunde lag ein größerer Fund. Vor zwei Wochen hatte die GER am O’Swaldkai (Kleiner Grasbrook) in einem Container rund 240 Kilo Kokain beschlagnahmt. „Akribische Ermittlungen“ führten die Beamten auf die Spur der falschen Hafenarbeiter.
Polizei Hamburg: Hafenarbeiter als Kokainschmuggler enttarnt
Am Donnerstagmorgen schlugen die Sicherheitsbehörden simultan in vier Bundesländern zu. Die Beamten durchsuchten mehrere Wohnungen, eine Arbeitsstätte und eine Garage, vollstreckten insgesamt 15 Durchsuchungsbeschlüsse: acht in Hamburg, drei in Niedersachsen, drei in Mecklenburg-Vorpommern und einen Beschluss in Schleswig-Holstein. Dabei wurden unter anderem rund 7000 Euro in bar, Handys und Dokumente sichergestellt. Außerdem beschlagnahmten sie einen hochwertigen BMW als „mutmaßliches Tatmittel“.
- Shishabar-Todesschütze (30) in Hamburg von Spezialeinheit überwältigt
- Mädchen (5) bei Schwimmkurs verunglückt – das sagt Bäderland
- Opfer über Brokstedt-Täter Ibrahim A.: „Angst, dass er in zehn Jahren wieder raus ist“
Der Hamburger Hafen gilt als Drehscheibe des internationalen Drogenhandels, als zentrales Einfallstor für den deutschen Markt. 2021 stellte der Zoll dort 19 Tonnen Kokain sicher, im Vorjahr waren es mindestens sechs Tonnen, das meiste verschifft über Südamerika. Damit die illegale Einfuhr möglichst geräuschlos abläuft, setzt die Drogenmafia auch auf Komplizen im Hafen. So transportierten beispielsweise eingeweihte Lkw-Fahrer mit Zugang zum Sicherheitsbereich schon Kokain von den Terminals ab.
Hafenmitarbeiter „wichtige Schnittstelle für Drogenhandel“
„Nach unseren Erkenntnissen kommt es immer wieder vor, dass Mitarbeiter im Hafen in den Betäubungsmittelhandel involviert sind“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Liddy Oechtering, dem Abendblatt. „Sie stellen eine wichtige Schnittstelle für den Drogenhandel dar“. LKA-Chef Jan Hieber: „Die Innentäter der Hafenlogistik spielen für den Einfuhrschmuggel eine ganz zentrale Rolle.“
Der stellvertretende Leiter des Zollfahndungsamtes Hamburg, Matthias Virmond, sprach von einem „bedeutenden Schlag gegen den Einfuhrschmuggel“.