Hamburg. Blau-gelbe Polizeidrohne blickt in Bereiche, die Sicherheitskräften bisher verborgen waren. Wo das Fluggerät noch eingesetzt wird.

  • HSV-Fans sollen künftig von der Polizei Hamburg per Drohne überwacht werden
  • Erstmals zum Einsatz kommt das Fluggerät zum Saisonfinale gegen den 1. FC Nürnberg
  • Wie die Drohne des Hersteller Autel Robotics vom Typ Evo Max 4T funktioniert

Premiere in der Hansestadt: Am kommenden Sonntag wird die Hamburger Polizei erstmals anlässlich eines Fußballspiels eine Drohne einsetzen. Vor und nach der Begegnung HSV gegen Nürnberg soll das Fluggerät das Umfeld des Stadions überwachen. Die Polizei hofft, durch den Drohneneinsatz eine bessere Übersicht über das Geschehen zu bekommen, als sie es bislang hat. Polizeioberrat Sebastian Born, der den Drohneneinsatz vorbereitet, spricht davon, dass man bei der Polizei mit dem Einsatz der Drohne eine „Fähigkeitslücke“ schließen wird.

Es ist eine handelsübliche Drohne des Hersteller Autel Robotics vom Typ Evo Max 4T, die zum Einsatz kommt. Die Drohne ist, wie Born es sagt, für den Einsatz bei der Polizei „gehärtet“ worden. Das betrifft nicht das Gehäuse, sondern die Technik. So ist die Datenübertragung sicher. Die Drohne verfügt über eine Kamera an einem 3-Achs Gimbal, die nicht nur hochauflösende Aufnahmen machen kann. Sie verfügt auch über eine Wärmebildkamera.

Polizeioberrat Sebastian Born mit der Drohne, die am Wochenende bei dem Fußballspiel zum Einsatz kommt.
Polizeioberrat Sebastian Born mit der Drohne, die am Wochenende bei dem Fußballspiel zum Einsatz kommt. © André Zand-Vakili | André Zand-Vakili

Polizei Hamburg: Drohne kommt im blau-gelben Polizeilook daher

Die Drohne kommt im blau-gelben Polizeilook daher. Der sei selbst gemacht, wie Born sagt. Die Drohne wurde bei der Polizei mit Folie beklebt.

Dass sie so leicht erkennbar ist, ist gewollt. Das Gleiche gilt für den Drohnenpiloten, der im Einsatz ebenfalls gekennzeichnet ist. Drohnenpiloten bei der Hamburger Polizei durchlaufen eine gut einwöchige Ausbildung, in der auch die Piloten der Hubschrauberstaffel einbezogen sind. Wer nachts die Drohne im Einsatz steigen lassen will, bekommt eine Sonderausbildung.

Jetzt hat man auch unter Baumwipfel ein „fliegendes Auge“

Der Vorteil einer Drohne liegt für Born auf der Hand. „Wir haben zwar den Hubschrauber. Aber die Drohne kann dorthin sehen, wo der Draufblick aus dem Polizeihubschrauber nicht möglich ist“, so der Polizeioberrat. „Nehmen wir den Stadtpark: Wenn die Bäume in vollem Grün stehen, können wir nicht von oben durch das Laub gucken. Die Drohne kann einfach unter den Laubkronen fliegen. Aus polizeitaktischer Sicht ist so eine Drohne ein wirklich gutes Einsatzmittel.“

Beim Fußballspiel am Sonntag wird die Drohne Bilder aus dem Einsatzraum direkt zur Einsatzleitung senden. Im Stadion selbst wird sie nicht eingesetzt. Die Vorteile der neuen Technik: Die Drohne macht nicht so viel Krach wie der Polizeihubschrauber, und sie verbrennt kein Kerosin, sondern fliegt mit Strom. Der Akku reicht für eine gute halbe Stunden Flugzeit. Vier Akkus hat der Drohnenpilot dabei. Der Wechsel, so sagt Born, dauert keine Minute. Für den Einsatz hat sich die Polizei selbst hohe Sicherheitsstandards auferlegt: Sie wird die Drohne nicht über Menschenansammlungen fliegen, und das Fluggerät wird nur in Sichtweite des Drohnenpiloten zum Einsatz kommen.

Drohne wird kein Ersatz für den Polizeihubschrauber

Ein Ersatz für den Polizeihubschrauber wird die Drohne, auch das betont Born, nicht werden. „Es gibt viele Einsätze, für die man den Hubschrauber benötigt“, sagt er. Das gilt für den Transport von Personen, beispielsweise Spezialeinsatzkräften oder beim Katastrophenschutz. Auch ist der Hubschrauber oft schneller.

„Wenn wir einen klar begrenzten Einsatzraum haben, beispielsweise den Bereich um das Stadion oder die Innenstadt, dann ist die Drohne ein adäquates Mittel“, sagt Born. Anders sieht es aus, wenn man auf eine plötzlich auftretende Situation reagieren muss. „Würden bei einem Fußballspiel die Bahnen ausfallen und die Fans in Tiefstack stranden, wäre der Polizeihubschrauber dort deutlich schneller als der Drohnenpilot, der mit dem Auto dorthin fahren müsste“, so Born. Das gilt auch im Falle eines Überfalls, wenn nach einem Täter gefahndet wird, der auf der Flucht ist. Verkehrsaufklärung wäre auch eher Sache des Polizeihubschraubers, weil der lange Abschnitte abfliegen kann, was mit einer Drohne, die auf Sicht geflogen wird, nicht möglich ist.

Polizei Hamburg: Was der Datenschutz zum Thema Drohnen sagt

„Wir werden jetzt erst einmal Erfahrungen sammeln, um zu sehen, wo wir Vorteile durch die Drohne haben und wo der Polizeihubschrauber die bessere Wahl ist“, so Born.

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Neu ist das Thema Drohne bei der Polizei nicht. Seit 2016 werden die Fluggeräte eingesetzt. Aktuell ist ein gutes Dutzend im Bestand der Polizei. Einige davon gelten aber als „überholt“. Zum Einsatz kommen Polizeidrohnen bei verschiedenen Anlässen. So werden sie bei der Suche nach Vermissten eingesetzt, um Luftbilder von Unfallstellen oder Tatorten zu machen, oder auch mal, um ein größeres Gelände bei der Suche nach einem Einbrecher, der sich dort verstecken könnte, zu überblicken. Auch das SEK hat eine spezielle Drohne im Einsatz.

Datenschutzrechtlich ist der Drohneneinsatz bereits abgeklärt. Es gelten, so Born, dieselben Voraussetzungen, wie bei dem Einsatz der Kamera des Polizeihubschraubers.