Hamburg. Ein Spezialmodell für 50.000 Euro passt sogar in die Hosentasche. Einsatz auch bei der Jagd auf Drogendealer?
Hamburgs Polizei setzt verstärkt auf Drohnen. Nach der Pilotierung sollen jetzt die unbemannten Fluggeräte breiter in den Alltag integriert werden. Dienststellen dürfen über ihr eigenes Budget Drohnen anschaffen. Dazu gibt es bereits Spezialversionen, die bei der Kriminaltechnik, der Wasserschutzpolizei und dem SEK zum Einsatz kommen.
Ein Jahr lang hatte die Hamburger Polizei die ferngesteuerten Fluggeräte bis Herbst vergangenen Jahres getestet. „Die Pilotierung hat ergeben, dass der Einsatz sogenannter Drohnen eine sinnvolle Ergänzung der bereits vorhandenen Einsatzmittel darstellt. Drohnen sind vielseitig nutzbar und dabei geräuscharm und emissionsfrei“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth. Jetzt der nächste Schritt. „Dienststellen, die meinen, dass sie eine Drohne brauchen, können eine aus ihrem Budget anschaffen“, sagt ein Beamter. Vor allem Dienststellen, wie der Verkehrsunfalldienst, der zu der Verkehrsdirektion gehört, könnte bald so ein unbemanntes Fluggerät im Koffer in seinen Einsatzfahrzeugen mit sich führen. „Es sind ja nicht immer Drohnen nötig, die mehrere Zehntausend Euro kosten. Für ein Luftbild von einem Unfallort reicht eine handelsübliche Drohne“, so der Beamte.
Wasserschutzpolizei nutzt ihre Drohne zur Dokumentation von Gewässerverschmutzungen
So hat die Bereitschaftspolizei eine Drohne, um Übungen von oben zu dokumentieren. Bei den teuren Drohnen ist es anders. Hier ist eines der Fluggeräte beim LKA 38, dem Fachbereich Fototechnik, Grafik und Tatortrekonstruktion angesiedelt. Sie kommt bei schweren Verkehrs- und Flugunfällen zum Einsatz. Hilfreich ist sie auch bei der Dokumentation von Tat- und Brandorten, dabei auch in Kombination mit dem Laserscanner, wodurch sich ein maßstabsgerechtes 3-D-Modell herstellen lässt. Aber auch bei Großschadenslagen zur Volumenberechnung von Halden und zur Fluchtwegdokumentation haben sich die Drohnen bereits bewährt.
Die Wasserschutzpolizei nutzt ihre Drohne zur Dokumentation von Gewässerverschmutzungen oder Schiffsunfällen, bei der Suche nach Personen und zur Aufklärung bei Hochwasser. Mittlerweile gibt es zahlreiche Ideen. Im Landkreis Harburg wird bereits eine Drohne mit Wärmebildkamera zu Fahndungszwecken genutzt – mit ihrer Hilfe wurden bereits Täter aufgespürt. Wie es aus Polizeikreisen heißt, wird auch darüber nachgedacht, Drohnen bei der Bekämpfung der offenen Dealerszene zu nutzen. Genauso könnten Drohnen zu Verkehrsaufklärung und auch zur Überwachung von Veranstaltungen eingesetzt werden. Der Vorteil für die Hamburger: Sie sind deutlich leiser als ein Hubschrauber. Auch als fliegende Messstation, beispielsweise zur Messung von Schiffsabgasen, könnten Drohnen benutzt werden. Bislang werden solche Emissionen von einer Station an Land gemessen, die in Wedel steht. Sie hat den Nachteil, dass das nur funktioniert, wenn der Wind aus der richtigen Richtung weht.
Kein Wort verliert die Polizei über seine kleinste und wohl auch teuerste Drohne, die Black Hornet, eine Hosentaschendrohne, die wie ein Hubschrauber funktioniert, gerade mal 18 Gramm wiegt und bis zu 25 Minuten nahezu lautlos fliegt. In ihr stecken drei technisch ausgefeilte Minikameras, die Bilder live übertragen, und eine Messtechnik, die Temperatur und Wind in ihre Flugeigenschaften einrechnet. Eingesetzt wird sie beim SEK, der Spezialeinheit der Polizei. Der Preis dürfte um die 50.000 Euro liegen. „Entscheidend ist die Sensorik“, sagt ein Beamter. „Die Drohne ist nur ein Trägersystem.“
Der Drohnenpilot heißt „Luftfahrzeugfernführer“
Natürlich wäre die Polizei nicht Polizei, wenn sie für Drohnen nicht einen eigenen Begriff samt knackiger Abkürzung kreiert hätte. Dort heißen die Fluggeräte „Unbemanntes Luftfahrtsystem“, kurz ULS. Und auch der Drohnenpilot hat eine eigene Bezeichnung – er wird „Luftfahrzeugfernführer“ genannt. Beamte, die Drohnen fliegen dürfen, erhalten eine spezielle Ausbildung. „Das Fachpersonal der Hubschrauberstaffel hat die theoretische Ausbildung übernommen, weil es dabei insbesondere auch um Inhalte wie Luftrecht, Aerodynamik oder Meteorologie geht“, sagt Abbenseth. Als Ersatz für die beiden Polizeihubschrauber sind die Drohnen jedoch nicht konzipiert. „Libelle“, so der Funkrufname der Hubschrauber, ist ein mit schwerer Technik ausgestattetes Fluggerät, einsetzbar auch bei schlechter Witterung. Größter Vorteil: Die Hubschrauber können auch Personen befördern oder zur Menschenrettung eingesetzt werden.
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„Die Drohnen, die bisher zur Verfügung stehen, haben eben doch ihre Grenzen“, so ein Beamter. So ist gerade der Einsatz im Hafen nicht ganz unproblematisch. Das liegt nicht nur an den vielen „windigen Ecken“, die einen Drohneneinsatz ab einer bestimmten Windstärke risikoreicher machen. Auch die Stahlbrücken wirken sich auf den Empfang der ferngesteuerten und mit GPS ausgestatteten Drohnen aus.