Hamburg. Bürgerinitiative Prellbock bezweifelt den Sinn des Umzugs nach Diebsteich. Auch die CDU und die Linkspartei üben scharfe Kritik.
Die Abendblatt-Berichterstattung über Verzögerungen beim Bau des Bahnhofsgebäudes in Hamburg-Diebsteich schlägt Wellen. Demnach führen die Planungen für einen Verbindungsbahnentlastungstunnel (VET) dazu, dass die Baupläne für den Fernbahnhof Altona angefasst werden müssen. Auch die Bahn kalkuliert mit ein, dass Mitte 2027 bei der Eröffnung das Empfangsgebäude noch nicht fertiggestellt ist. Der Bahnhof Diebsteich soll aber trotzdem in Betrieb gehen.
Scharfe Kritik kam von der CDU. „Der neue Altonaer Bahnhof am Diebsteich sollte ein Aushängeschild werden, jetzt bekommen die Menschen eine provisorische Dauerbaustelle. Das ist problematisch, insbesondere, da die Verlagerung des bisherigen Altonaer Bahnhofs in der Bevölkerung sowieso auf wenig Verständnis gestoßen ist“, sagt CDU-Parteichef Dennis Thering. Tatsächlich hadern viele Menschen im Westen mit der Idee. Andererseits wird damit in der Mitte Altona viel Platz für Wohnungen frei.
Umzug zum Diebsteich: Neuer Bahnhof Altona wird später fertig
„Die Bahn als wichtiges Verkehrsmittel wird damit auch nicht gestärkt“, kritisiert Thering. Der Altonaer Bahnhof reihe sich damit in die Vielzahl rot-grüner Dauerbaustellen ein – wie das Haus der Erde und der Elbtower. „Bleibt die Frage, was wird eher fertig: der Elbtower, das neue Altonaer Krankenhaus oder der neue Altonaer Bahnhof?“
Die Linkspartei stellt das ganze Projekt infrage: „Die Verlegung des sehr gut funktionierenden Fern- und Regionalbahnhofs Altona war von Anfang an eine Fehlplanung“, so Stadtentwicklungsexpertin Heike Sudmann. Der VET sei nur ein weiterer Baustein schlechter Planung. Kein Verantwortlicher habe den Mut, die Notbremse zu ziehen.
„Ob der Bahnhof jemals fertiggestellt wird, steht in den Sternen“
„Nun werden am Diebsteich zighundert Millionen Euro verbuddelt“, sagt Sudmann weiter. „Ob der Bahnhof jemals fertiggestellt wird, steht in den Sternen. Vielleicht wird es doch nur eine Hundehütte, in die allerdings kein Hund möchte.“ Die Linke lehne einen Bahnhof ab, der nicht dort liegt, wo er den Reisenden nützt.
Die Bürgerinitiative Prellbock sieht sich in ihren Warnungen bestätigt: Sie fürchtet, dass mindestens bis 2040 der Bahnhof ein Provisorium bleibt: „Da eine Planfeststellung für das technisch sehr aufwendige und kostenträchtige VET-Projekt nicht vor Anfang der 30er-Jahre erfolgen dürfte, können die Hochhäuser bis dahin nicht gebaut werden.“
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„Die absehbare Knappheit an Finanzierungsmitteln für Bahnprojekte und das offenkundige Desaster, das sich am Diebsteich abzeichnet, bieten die einmalige Chance einer unvoreingenommenen Neubewertung der anstehenden Projekte“, sagt Michael Jung, Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock.
„Dabei kann ein Verzicht auf den Fern- und Regionalbahnhof Diebsteich und den VET ein großer Gewinn für den Bahnverkehr in Hamburg sein, wenn die frei werdenden Mittel für die Modernisierung des jetzigen Bahnhofs Altona und der Verbindungsbahn eingesetzt werden“, so Jung weiter.