Hamburg. Während der Neubau- und Sanierungsarbeiten wird in Containern unterrichtet. Ein „Meilenstein fürs Schulsystem“ – was genau geplant ist.
Es ist das zweite große Schulneubauprojekt des Erzbistums: Die Katholische Bonifatiusschule in Wilhelmsburg erhält für rund 30 Millionen Euro Neu- und Erweiterungsbauten, einschließlich einer umfassenden Sanierung unter anderem des denkmalgeschützten Altbaus. Vor 14 Tagen war der Grundstein für den 25-Millionen-Euro-Neubau der Katholischen Sophienschule in Barmbek gelegt worden. Nach dem 2018 verkündeten Aus für sechs Standorte will das Erzbistum 135 Millionen Euro in die verbleibenden 15 Schulen investieren, wobei der größte Anteil in Sanierung und Modernisierung bestehender Gebäude fließt.
Christopher Haep, der Leiter der Abteilung Schule und Hochschule im Generalvikariat des Erzbistums Hamburg, sprach denn auch bei der Präsentation der Pläne vor Ort in Wilhelmsburg insgesamt von einem „finanziellen Kraftakt“, um gleich hinzuzufügen, dass das Geld an diesem Standort besonders gut investiert sei. „Es gibt katholische Schulen, an denen wir so ziemlich alles, was uns als Schulträger wichtig ist und was wir als profilschärfend und beispielgebend ansehen, festmachen können. Die ,Boni‘ ist solch eine Schule“, sagte Haep. Egal ob es „um die exzellente pädagogische Arbeit, die engagierte schulpastorale Ausrichtung, um praxisorientierte Berufsvorbereitung oder vielfältige kulturelle Bildung“ gehe, die Bonifatiusschule (kurz: „Boni“) „steht dafür beispielgebend“.
Schule Hamburg: Hier lernen derzeit rund 650 Jungen und Mädchen aus 35 Nationen
Der Gesamtblick zeige auf, „was wir als Kirche hier im Norden, in der Diaspora, zu stemmen bereit sind, um schulische Bildung auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes gerade auch in einkommensschwächeren Gebieten anzubieten“, so Haep. Für Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler ist das Bauvorhaben in Wilhelmsburg „ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des katholischen Schulsystems nach den überaus schmerzhaften Schulentscheidungen des Jahres 2018“.
Mitten auf der Elbinsel und in der Nachbarschaft zur Kirche St. Bonifatius und zum katholischen Krankenhaus Groß-Sand besuchen derzeit rund 650 Schülerinnen und Schüler aus 35 Nationen die dreizügige Grund- und zweizügige Stadtteilschule, der eine Vorschule und eine Kita angeschlossen sind. Die Jungen und Mädchen sowie die Lehrkräfte werden sich in den kommenden Jahren auf Provisorien einstellen müssen. Schon jetzt ist der Schulhof von Baulärm erfüllt: Ein altes Gemeindehaus ist bereits abgerissen, Bagger beseitigen den Bauschutt, um Platz für die Container zu schaffen, in denen der Unterricht während der Umbauphase stattfinden wird.
„Mehr Platz für selbstständiges Arbeiten, Differenzierung sowie kreatives und forschendes Lernen“
Die Fassadensanierung des zentralen Altbaus aus dem Jahr 1893 ist weitgehend abgeschlossen. Ein östlich direkt anschließendes Schulgebäude wird ebenfalls abgerissen werden. Hier soll das Kernstück der Modernisierung entstehen: ein viergeschossiger barrierefreier Erweiterungsneubau mit zwölf Unterrichtsräumen und einem großzügigen Bereich „offener Lernlandschaften“ auf jeder Ebene. In nördlicher Richtung wird sich ein zweigeschossiger Fachklassentrakt anschließen, der ein für die Naturwissenschaften nutzbares Flachdach erhält. „Hier können eine Photovoltaikanlage installiert oder Hochbeete angelegt werden“, sagte Architekt Matthias Johannsen. Insgesamt umfassen die Erweiterungsbauten, die bis März 2026 abgeschlossen sein sollen, knapp 2600 Quadratmeter Nutzfläche.
Nach Abschluss auch aller weiteren Sanierungsarbeiten bis Anfang 2027 folgt als letztes Projekt der Neubau einer mehr als 1000 Quadratmeter großen Einfeld-Sporthalle mit Kletterwand und angeschlossener Fahrradwerkstatt. Die Konzeption mit vier nebeneinander liegenden Satteldächern nimmt optisch die Architektur der nahe gelegenen Wohnhäuser auf. Bislang findet der Sportunterricht in einer kleinen Halle im dritten Geschoss eines Altbaus statt. Schließlich wird auch der Schulhof, bislang überwiegend ein Asphaltplatz, erweitert und mit neuen Böden und Spielgeräten naturnäher gestaltet. „Mit der zweiten Sporthalle eröffnen sich auch für unseren Ganztag ganz neue Möglichkeiten“, sagte Schulleiterin Bianca Neugebauer.
Katholische Bonifatiusschule: Bauarbeiten sollen bis März 2028 abgeschlossen sein
„Mit der Schulerweiterung stellen wir uns nicht nur räumlich, sondern vor allem auch pädagogisch neu auf. Wir werden den Unterricht ganz neu denken“, sagte Neugebauer. „Wir wollen noch mehr selbstständiges Arbeiten ermöglichen und viel Platz für Differenzierung, für kreatives und forschendes Lernen schaffen.“
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Mehr Platz wird auch das pädagogische Highlight der Schule erhalten: das mehrfach ausgezeichnete Unterrichtsprojekt GeoSystem Erde mit rund 10.000 Exponaten – Dinosaurierknochen, Fossilien, Edelsteinen und ausgestopften Tieren. Das von dem Lehrer Hans-Martin Gürtler entwickelte und geleitete GeoSystem Erde, das fächerübergreifend angelegt ist, steht den Schülerinnen und Schülern auch für kreative Pausen offen. Die Bauarbeiten sollen bis März 2028 abgeschlossen sein.