Hamburg. Sie werden „Platzwarte“ genannt, leisten Bedürftigen aber auch Hilfe: Wie die Sozialraumläufer am Hamburger Hauptbahnhof ankommen.

Die als „Platzwarte“ vom Hamburger Hauptbahnhof bezeichneten Sozialraumläufer haben eine positive Bilanz nach den ersten sieben Wochen ihrer Arbeit gezogen. Die in Dreierstreifen und mittlerweile in Rot gekleideten Ansprechpartner für Obdachlose, Drogensüchtige, aber auch die Anwohner und Geschäftsleute sind seit Anfang März in zwei Schichten von morgens um 6 bis abends 22 Uhr unterwegs. Staatsrätin Petra Lotzkat aus der Sozialbehörde sagte am Donnerstag: „Aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger sollte sich die Situation rund um den Hauptbahnhof entspannen.“

Zwar habe die „schnelle Lösung“ mit einem Dienstleister aus dem Sicherheitswesen Unmut hervorgerufen. Sozialarbeiter und Verbände hatten im Abendblatt Kritik an den Sozialraumläufern geübt. Sie würden von den Bedürftigen nicht als Helfer akzeptiert. Lotzkat sagte jedoch, die Sozialraumläufer trügen dazu bei, „dass das Verständnis für unsere Drogen- und Suchtpolitik“ nicht verloren gehe.

Hamburger Hauptbahnhof: Sozialraumläufer ziehen erste positive Bilanz

1000 Einsätze wurden bislang registriert. Die Sozialraumläufer nennen es „Hilfestellungen“. Das können Schuhe sein, die sie für Obdachlose oder Drogensüchtige am Drob Inn besorgen, eine Wegweisung zum neuen Social HuB (Hilfe und Beratung) an der Bahnhofsmission oder ein Hinweis auf die Alkoholverbotszone oder ein öffentliches WC. Der Geschäftsführer des Dienstleisters proSicherheit, Tony Fleischer, sagte: Die Sozialraumläufer begegneten den Menschen nicht „wie Türsteher“, sondern legten ihren Fokus auf die Deeskalation. „Wir konnten auch schon Erste Hilfe leisten. Manch einer wäre vielleicht erfroren.“

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Einer der Sozialraumläufer mit Namen Kevin (die Nachnamen sollen aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht genannt werden) erklärte: Es gehe darum, Hilfestellungen anzubieten, aber auch um die Verständigung und den Ausgleich zwischen Bedürftigen und Anwohnern. Die seien oft „knatschig“. Insgesamt gebe es wenig Aggressionen, auch nicht am Steindamm. Viele Bedürftige brauchten oftmals nur „ein offenes Ohr“.

Einsatzgebiet der Sozialraumläufer in Hamburg geht bis Drob Inn und ZOB

Die Sozialraumläufer schreiten nicht ein, sondern haben ausschließlich kommunikative Lösungen. Sie sind weder bewaffnet noch besonders geschützt. Ihr Einsatzbereich liegt in der weiträumigen Waffenverbotszone, die sich seit dem 1. Oktober 2023 rund um den Hauptbahnhof bis zu Drob Inn und ZOB erstreckt. Das seit dem 1. April geltende Alkoholkonsumverbot gilt in engeren Grenzen im Hauptbahnhof, am Hachmann- und Heidi-Kabel-Platz.

Sozialstaatsrätin Lotzkat sagte, es sei nicht konkret geplant, das Konzept auf den Bahnhof Altona oder die Holstenstraße auszudehnen. Doch bei allem, was am Hauptbahnhof funktioniere, sei zu fragen, ob man es auf andere Orte übertragen könne. Das Projekt Sozialraumläufer ist auf acht Monate angelegt, es kann zweimal um fünf Monate verlängert werden, sofern es erfolgreich und die Finanzierung gesichert ist.