Hamburg. Hansestadt steht mit Wert bundesweit an der Spitze. Neue Umfrage zeigt: Menschen fahren mehr Rad, Bus und Bahn oder gehen zu Fuß.
Die große Mehrheit der Hamburger wünschen sich weniger Autoverkehr in ihrer Stadt. 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind einer Umfrage zufolge für eine Reduzierung von Autoverkehr in den Metropolen. Damit steht Hamburg deutschlandweit an der Spitze: Hier gibt es im Vergleich der Bundesländer die meisten Befürworter von weniger Autos in der Stadt. Es folgt Bayern mit 73 Prozent, der Deutschlandschnitt liegt bei 68 Prozent. In den ostdeutschen Ländern Sachsen-Anhalt und Sachsen ist der Wunsch nach weniger Autoverkehr am wenigsten verbreitet.
Auch ansonsten ist Hamburg bei der Mobilitätswende offensichtlich weit vorn, was sowohl die Einstellungen als auch das Verhalten der Bürger angeht. Dieses legen die Ergebnisse der vierten HUK-Mobilitätsstudie nahe, für die den Angaben zufolge repräsentativ landesweit mehr als 4100 Menschen ab 16 Jahren befragt wurden. Dabei ging es unter anderem darum, wie Deutsche jetzt und in Zukunft unterwegs sein wollen und welche Verkehrsmittel sie bevorzugen.
Verkehr Hamburg: Autofahrer steigen auf Rad, Bus und Bahn um
Und demnach haben die Hamburger in den vergangenen zwölf Monaten verkehrt das Auto stehen lassen und sind entweder mit Bus und Bahn gefahren, haben das Fahrrad genommen oder sind gleich ganz zu Fuß gegangen. So zeigen die Ergebnisse:
- 21 Prozent der Menschen in der Hansestadt erklären, dass sie im Vergleich zu der Zeit vor einem Jahr vermehrt Fahrrad fahren, egal ob mit oder ohne Elektromotor. Das ist der höchste Wert im Bundesländervergleich vor zwei anderen norddeutschen Bundesländern, nämlich Schleswig-Holstein mit 20 Prozent und Bremen mit 18 Prozent. Der Bundesschnitt liegt bei 14 Prozent.
- 25 Prozent der befragten Hamburgerinnen und Hamburger erklärten, sie seien in den vergangenen 12 Monaten verstärkt auf Bus und Bahn umgestiegen. Auch das ist im Bundesländer-Vergleich der höchste Wert. Der Deutschlandschnitt liegt bei 13 Prozent. Das dürfte auch mit am guten ÖPNV-Angebot großer Städte liegen: So setzten auch mit 19 Prozent überdurchschnittliche Berliner und Bremer (18 Prozent) auf öffentliche Transportmittel. Es dürfte in der Natur der Sache liegen, dass die Werte in Stadtstaaten deutlich höher liegen als in teils ländlich geprägten Flächenländern, in denen das Netz von Bussen und Bahnen weniger dicht ist. Zum Boom dürfte aber auch tatsächlich das preisgünstige Deutschlandticket beigetragen haben.
- 33 Prozent der Befragten in der Hansestadt erklären, dass sie Wege öfter zu Fuß zurücklegen. Das ist der höchste Wert im Vergleich der Bundesländer, gefolgt von Bremen mit 30 Prozent und Berlin mit 25 Prozent. Auch hier sind die Wege kürzer als in Flächenländern.
Verkehrssenator Tjarks sieht Mobilitätswende auf gutem Weg
Dieses Bild deckt sich aber auch mit dem, was Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) vor rund einem Jahr zu verkünden hatte: Einer repräsentativen Umfrage zum Verkehrsverhalten der Hamburger fahren die Menschen in der Hansestadt immer weniger mit dem Auto, dafür mehr mit dem HVV und mit dem Fahrrad. 68 Prozent der Wege wurden demnach im Jahr 2022 mit dem sogenannten Umweltverbund zurückgelegt, also entweder mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit Bussen und Bahnen – 2017 waren es noch 64, im Jahr 2008 nur 61 Prozent. Ziel des Senats ist es, den Anteil des Umweltverbundes bis 2030 auf satte 80 Prozent zu erhöhen.
2023 bezeichnete Tjarks dann als „Comeback-Jahr des ÖPNV“. Nachdem die Fahrgastzahlen im HVV während der Pandemie drastisch eingebrochen waren, steigen sie wieder rasant an. Im Vergleich zum Vorjahr legten sie um 15 Prozent zu. Im Januar 2024 rangierten sie daher nur noch fünf Prozent unter dem Vor-Corona-Wert. „Zu dem großen Anstieg hat neben dem Ende der Pandemie der große Erfolg des Deutschlandtickets maßgeblich beigetragen“, sagte Tjarks. Allerdings war gerade bekannt geworden, dass die Busse in Hamburg trotz Busbeschleunigungsprogramm in den vergangenen 20 Jahren nicht schneller, sondern langsamer geworden sind.
Verkehr Hamburg: „Entscheidender Punkt der Mobilitätswende“
Interessant ist auch, was die Mobilitätsstudie zum Thema E-Autos ergibt, auf das Großstädter offenbar besonders setzen: So erklärten 22 Prozent der Befragten in Hamburg, dass für sie bei künftiger Anschaffung eines Autos nur noch ein rein batteriebetriebenes Elektroauto infrage kommt. Das ist der zweithöchste Wert im Bundesländervergleich, hinter Berlin mit 28 Prozent. Für ein Elektroauto seien Hamburgerinnen und Hamburger auch bereit, durchschnittlich 25 Prozent mehr Geld auszugeben als für ein vergleichbares Auto mit einem anderen Antrieb. Auch dieses ist der zweithöchste Wert im Bundesländer-Vergleich. Auch wenn der Wegfall der staatlichen Kaufprämie Ende 2023 bei jedem vierten (26 %) Hamburger die Kaufbereitschaft für ein E-Auto reduziert oder ganz verschwinden lassen hat.
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„Wir sind jetzt am entscheidenden Punkt in der Mobilitätspolitik: Die Bürger brauchen Klarheit und Konsistenz bei staatlichen Programmen und Strategien, denn insbesondere bei der Elektromobilität ist eine Bereitschaft zum Umstieg gerade bei jüngeren Fahrern da“, sagt Dr. Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied bei der HUK-Coburg. Die HUK-Mobilitätsstudie 2024 basiert auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland, an der 4101 Personen im Januar und Februar 2024 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und seien repräsentativ für die jeweiligen Bundesländer sowie für die gesamte Bevölkerung in Deutschland ab 16 Jahren, heißt es.