Hamburg. Immer mehr teure Räder entwendet – auch E-Bikes. Schaden steigt auf 12 Millionen Euro im Jahr. Welche Stadtteile stark betroffen sind.
Die Nachricht, die Innensenator Andy Grote (SPD) Anfang Februar bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2023 in Sachen Fahrraddiebstahl verkünden konnte, war gut. Die Zahl der Taten ging im Vergleich zu 2002 um neun Prozent auf vollendete 12.925 Taten zurück. Dazu kommen 594 Versuche von Fahrraddiebstahl. Was damals noch nicht bekannt wurde: Der Schaden durch Fahrraddiebstahl wird immer höher. Für 2023 beziffert ihn die Polizei mit über 12,6 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Stephan Dirks, Geschäftsführer beim Fahrrad & E-Bike Center Hamburg, ist von der Entwicklung nicht überrascht. Seit Jahren steigt die Zahl der E-Fahrräder. „Mehr als die Hälfte der verkauften Räder sind mittlerweile E-Bikes“, so Dirks. Dazu kommt: Diese Räder wurden in den vergangenen Jahren immer teurer. „Der Durchschnittspreis für ein gutes E-Bike liegt bei rund 4000 Euro“, so Dirks. Entsprechend der stärkeren Verbreitung dieser Fahrräder steigen die Tatgelegenheiten für Diebe, die es auf hochwertige Fahrräder abgesehen haben.
In Hamburg werden immer weniger „Schrotträder“ gestohlen
Das bildet die Zahlen der Polizei ab. Es werden immer weniger „Schrotträder“ gestohlen. So ging der Anteil der gestohlenen Fahrräder, die keine 15 Euro mehr wert waren, um 23,5 Prozent auf 2768 Fälle zurück. Dafür gibt es deutliche Steigerungen bei teureren Fahrrädern mit einem Wert von über 2500 Euro. Die Durchschnittssumme beim Fahrraddiebstahl stieg innerhalb eines Jahres von 830 Euro auf 976 Euro pro gestohlenem Fahrrad.
Das liegt daran, dass es Diebe auf teure Fahrräder abgesehen haben. So stieg die Zahl der gestohlenen Fahrräder mit einem Wert von 2500 bis 5000 Euro um 28,3 Prozent auf 1183 Fälle. Fahrräder mit einem Wert von 5000 bis 25.000 Euro wurden im vergangenen Jahr in 238 Fällen entwendet. Das ist eine Steigerung von 42,5 Prozent im Vergleich zu 2022. Dazu kommt noch der Diebstahl von mehreren E-Bikes aus dem Lager eines Geschäftes. Der Schaden nur in diesem Fall betrug mehr als 50.000 Euro.
Im Bezirk Mitte gibt es die meisten Fahrraddiebstähle
Gestohlen werden Fahrräder vor allem nördlich der Elbe. Hochburg der Fahrraddiebe ist der „Fahrradstadtteil“ Eimsbüttel. Allein dort wurden im vergangenen Jahr 923 Taten angezeigt. Als Bezirk schnitt Mitte am schlechtesten ab. Dort wurden 3089 Fahrräder im Jahr 2023 gestohlen. Viele Taten gibt es auch an und im Umfeld von Fern- oder S-Bahnhöfen, wo Fahrräder länger stehen und viele Menschen unterwegs sind. Hier können die Täter unauffälliger agieren. So ist der Stadtteil St. Georg, in dem der Hamburger Hauptbahnhof liegt, der am drittstärksten von Fahrraddiebstahl betroffene Stadtteil in Hamburg. Hier wurden letztes Jahr 572 Taten – 20,9 Prozent mehr als 2022 – bei der Polizei angezeigt.
Gerade hochwertige Fahrräder dürften nach Erkenntnissen der Polizei im großen Stil nach Osteuropa verschoben werden. Professionelle Tätergruppen fahren mit Kleintransportern durch die Stadt, um Fahrräder, oft samt Schloss, einfach einzuladen. Entsprechend hoch ist der Ausländeranteil bei den ermittelten Fahrraddieben mit 58,5 Prozent.
Die Aufklärungsquote ist mit 3,9 Prozent eher mager
Die Chance, ein gestohlenes Fahrrad zurückzubekommen, ist gering. Die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstahl ist zwar um einen halben Prozentpunkt gestiegen, liegt aber lediglich bei 3,9 Prozent. Allerdings: Wem das Fahrrad im Bezirk Mitte gestohlen wurde, der hat größere Chancen, es zurückzubekommen. Dort lag die Aufklärungsquote mit 6,5 Prozent, wie auch im vergangenen Jahr, überdurchschnittlich hoch.
Eine hohe Aufklärungsquote gab es mit 7 Prozent auch im Bezirk Bergedorf. 2022 betrug sie in dem Bezirk überdurchschnittliche 6,7 Prozent. Wird ein Fahrrad im Bezirk Eimsbüttel gestohlen, ist es vermutlich für immer verloren. Die Aufklärungsquote 2023 betrug 2,2 Prozent, das ist der hamburgweit schlechteste Wert. 2022 lag die Aufklärungsquote in dem Bezirk sogar nur bei 2 Prozent. Auch das war Negativrekord.
Fahrradiebstahl Hamburg: Viele Fahrräder sind weiterhin nicht registriert
530 Fälle aus dem vergangenen Jahr gelten als aufgeklärt. Dabei wurden 480 Tatverdächtige ermittelt, von denen der überwiegende Teil – 349 – Erwachsene über 21 Jahre alt sind.
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Ein Problem der Polizei ist weiterhin, dass viele – gerade nicht so teure – Fahrräder nicht registriert sind. Rahmennummern sind in der Regel nicht auf dem Kaufbeleg vermerkt. Kaum jemand kennt die Rahmennummer seines Fahrrades, um sie im Falle eines Diebstahls bei der Polizei angeben zu können. Damit wird es für Ermittler der Kripo schwer, sichergestellte Fahrräder einem konkreten Diebstahl zuzuordnen und den Besitzer zu ermitteln.