Hamburg. 2022 hat Hamburg 67 Kilometer Geh- und 53 Kilometer Radwege gebaut und saniert. CDU kritisiert Radwegebilanz von Tjarks: “Peinlich“.
Ob Fahrradkleingaragen, Radschnellwege oder sogenannte „Bike+ Ride Stationen“ an S- und U-Bahnhöfen: Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) in Hamburg hat in Sachen Radverkehr in diesem Jahr viel vor. Und das begrüßen die Hamburger augenscheinlich auch, denn der Anteil an Fahrradfahrern unter den Verkehrsteilnehmern ist nach den Jahren 2020 und 2021 der dritthöchste seit Beginn der systematischen Erfassung.
Mit neun Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr und 33 Prozent gegenüber 2019 sei der Anteil auf einem „Rekordniveau“, wie Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) am Donnerstag erklärte. „Wir sehen, dass unsere Politik von den Hamburgern angenommen wird und die Bevölkerung offen fürs Radfahren ist.“
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Deshalb, und um die Mobilitätswende zu schaffen, wolle die Behörde auch weiterhin alles daran setzen, Hamburg zu einer Fahrradstadt umzubauen. Mit insgesamt 53 Kilometern an neuen und sanierten Radwegen im vergangenen Jahr hat die Stadt zwar ihr Ziel von 56 Kilometern, knapp verfehlt. Doch blickt der Verkehrssenator trotzdem optimistisch in das anstehende Jahr und die geplanten Maßnahmen. „Am liebsten hätte ich 100 oder 200 Kilometer saniert. Personalmangel und die gestiegenen Baupreise machen aber auch vor unserer Behörde nicht Halt.“
Eine Maßnahme, um den Radverkehr weiter auszubauen ist in diesem Jahr der Ausbau der Bike+Ride-Parkhäuser um 1000 bis 1200 Plätze auf insgesamt 27.000. Als Highlight nennt die BVM dabei die geplante Station am Hauptbahnhof, mit der Hamburg erstmals gesicherte Stellplätze am Bahnhof erhält. Darüber hinaus plant der Senator den verstärkten Ausbau von Radwegen mit baulichen Trennungen zum Fuß- und Autoverkehr, sogenannte „Protected Bike Lanes“.
„Das schafft einfach mehr Sicherheit und gibt den Radfahrenden auch ein höheres Sicherheitsgefühl.“ Diese Radwege, so Tjarks, seien auch der Grund, weshalb es manchmal nicht so schnell wie ursprünglich geplant vorangehe. Der Verkehrssenator setze beim Bau der Radwege aber lieber auf Qualität statt Quantität.
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CDU: Rot-grün verfehlt beim Radwegeausbau eigenes Ziel
Ein weiteres, aber „nicht zu unterschätzendes Pilotprojekt“ sind sogenannte Fahrradkleingaragen, die besonders in Vierteln mit fehlenden Fahrradstellplätzen in den Häusern aufgestellt werden sollen. Ab Spätsommer testet die Behörde die Garagen in Mitte, Altona und Eimsbüttel.
Doch weil das Ziel der Behörde, die Sicherung der Mobilität zur gesellschaftlichen Teilhabe aller sozialer Gruppen, nicht allein durch Radwege erzielt werden kann, setzt der Senator nun auch verstärkt auf den Ausbau der Gehwege. 67 Kilometer hat das Bündnis für den Rad- und Fußverkehr im vergangenen Jahr saniert. Um die Interessen der Fußgänger jedoch noch gezielter umzusetzen, beschäftigt die Verkehrsbehörde seit Kurzem eine Beauftragte für Fußverkehr und hat bereits eine sogenannte Fußverkehrsstrategie entwickelt.
Diese trage das Ziel, die Hamburger Fußwege zu einer inklusiven und eigenständig nutzbaren Infrastruktur für alle zu machen. Deshalb aber müssten Rad- und Fußwege auch zusammen gedacht und verbessert werden. Als Paradebeispiel führte Tjarks etwa den Zweirichtungsradweg am Veritaskai in Harburg oder aber auch die Fahrradstraße an der Alster an.
Linke: Senat bleibt mutlos bei Neuaufteilung des Straßenraums
Nicht ganz so optimistisch wie der Senator zeigt sich die CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. Richard Seelmaecker, verkehrspolitischer Sprecher, mahnt: „Zum zweiten Jahr in Folge wird der rot-grüne Senat seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht und verfehlt seine selbst gesetzten Ziele beim Radwegeausbau. Besonders peinlich: Der Ausbau ist zu den Vorjahren sogar nochmals gesunken und zwar seit 2020 um 15 Prozent.“ Wurden 2020 noch 62 Kilometer Radwege gebaut, waren es 2021 nur 56 Kilometer und 2022 nur noch 53 Kilometer.
Auch Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion unterstreicht: „Solange Fußgänger und Fußgängerinnen an die Seite gedrückt werden, weil Parkplätze vermeintlich wichtiger sind, ist eine echte Verkehrswende nicht in Sicht. Dieser Senat bleibt mutlos, wenn es um eine Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten von Fuß und Rad geht.