Hamburg. In Bergedorf wird im Schnitt mindestens ein Fahrrad pro Tag gestohlen – was ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren ist.

Die kalte Jahreszeit neigt sich ihrem Ende zu. Zeit das Fahrrad aus Keller oder Garage zu holen. Selbst in die Pedale zu treten ist schließlich gesund und umweltfreundlich. Um so ärgerlicher, wenn das teure Rad plötzlich verschwunden ist, nur weil es einmal kurz vor dem Bäcker an der Laterne hat stand. Zwar gehen Fahrraddiebstähle in ganz Hamburg zurück. Doch das nützt wenig, wenn das geklaute Rad das eigene ist, wie Axel Kuschur von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Hamburg betont.

Die Hotspots für Fahrraddiebstahl im Bezirk Bergedorf sind wenig überraschend: „Es sind die Umgebung der S-Bahnhöfe Nettelnburg, Allermöhe und Bergedorf – hier besonders im Parkhaus des CCB und des ZOB. Weiterhin werden im Bereich Lohbrügge Nord häufig Fahrräder gestohlen“, sagt Kuschur auf Nachfrage. Ein Blick auf die Kriminalstatistik der Hamburger Polizei für das Jahr 2023 zeigt 254 angezeigte Diebstähle für den Stadtteil Bergedorf, in Lohbrügge schlugen Langfinger 109 Mal zu. 70 Diebstähle wurden der Polizei aus Neuallermöhe gemeldet.

Empfehlung der Polizei: Beim Kauf eines Fahrradschlosses nicht sparen

Axel Kuschur betont, dass es sich bei den vorhandenen Zahlen nur um die gemeldeten Diebstähle handelt. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Ebenfalls wenig ermutigend sind die Ermittlungserfolge: Von insgesamt 476 Fahrraddiebstählen im gesamten Bezirk Bergedorf konnte die Polizei nur 18 aufklären – macht eine Quote von lediglich 3,8 Prozent.

Die gute Nachricht: Auch Bergedorf verzeichnet einen deutlichen Rückgang beim Fahrraddiebstahl. 2022 hatte die Polizei noch 739 entwendete Zweiräder registriert, macht im Vergleich zum Vorjahr 35,6 Prozent weniger entsprechende Delikte. Hamburgweit liegt der Rückgang immerhin bei 8,3 Prozent. Die Begründung der Polizei könnte Fahrradbesitzern ein Ansporn sein, sich Gedanken über die korrekte Sicherung ihres Gefährts zu machen. „Die Investition in bessere Sicherheitstechnik wie zum Beispiel hochwertige Schlösser oder GPS-Tracker bei Fahrrädern macht sich bemerkbar“, hieß es in der Pressekonferenz zur Kriminalstatistik.

Mit einem Bolzenschneider können die meisten Schlösser letztendlich geknackt werden. Ein stabiles Schloss kostet den Dieb aber mehr Zeit.
Mit einem Bolzenschneider können die meisten Schlösser letztendlich geknackt werden. Ein stabiles Schloss kostet den Dieb aber mehr Zeit. © dpa | Friso Gentsch

Um sein Rad in der Öffentlichkeit zu schützen, empfiehlt die Polizei daher auch nicht beim Kauf des Schlosses zu knausern. „Dünne Ketten-, Bügel- oder Kabelschlösser lassen sich leicht mit einfachen Hilfsmitteln oder Werkzeugen wie Kombizange oder Seitenschneider knacken“, sagt Kuschur. Speichenschlösser, die häufig bei City-Rädern vorinstalliert sind, seien als Diebstahlschutz nicht ausreichend. Fünf bis zehn Prozent des Fahrradpreises sollte man in sein Schloss investieren, so die Richtlinie der Ordnungshüter, und dabei auf stabile Ketten-, Bügel-oder Faltschlösser setzen.

Fahrrad möglichst nicht in dunklen Ecken abschließen

Die Sicherheitsklassen der Hersteller sind nicht genormt, warnt die Polizei. Es sei also keine verbindliche Orientierung für die Käufer. Ein Orientierungspunkt sei dagegen die Website der VdS Schadenverhütung GmbH (www.vds-home.de), die auch Fahrradschlösser testet und zertifiziert. Mit genügend Zeit und dem geeigneten Werkzeug kann aber jedes Schloss von einem Dieb aufgebrochen werden.

Um den Tätern das Leben möglichst schwer zu machen, sollte das Rad an einem fest verankerten Gegenstand, wie einem Fahrradständer, einem Baum oder einer Laterne angeschlossen werden. Das Schloss sollte möglichst hoch angebracht werden. Liegt der Schließmechanismus auf dem Boden auf, können die Täter beim Aufbrechen einfacher große Kraft aufwenden. „Öffentlichkeit kann vor Dieben schützen“, heißt außerdem die Devise der Polizei. Dunkle Ecken, einsame Plätze oder schlecht einsehbare Straßen sollten beim Abschließen gemieden werden – auch wenn das Rad dann Dieben vielleicht leichter ins Auge fällt.

Lena Dahl von Exklusiv Bikes in Bergedorf empfiehlt möglichst massive Schlösser für teure Fahrräder.
Lena Dahl von Exklusiv Bikes in Bergedorf empfiehlt möglichst massive Schlösser für teure Fahrräder. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

Fahrradhändlerin Lena Dahl arbeitet bei Exklusiv Bikes in Bergedorf und verkauft dort E-Bikes. Um ein teures Elektrofahrrad zu sichern, empfiehlt sie ihren Kunden möglichst sogar zwei stabile Schlösser: „Am besten zwei verschiedene, für die man beim Aufbrechen unterschiedliche Werkzeuge braucht.“ Beim Anschließen ginge es dennoch nur darum, den Diebstahl möglichst langwierig und mühsam zu gestalten.

Moderne Fahrradschlösser lösen schrillen Alarm aus

Hersteller von modernen Hochsicherheitsschlössern wie dem Hiplock D1000 versprechen allerdings, dass das Material auch längeren Attacken eines Winkelschleifers standhält. Dafür sind für das Schloss aber auch etwa 280 Euro fällig. Ebenfalls mittlerweile auf dem Markt: Schlösser, die einen Alarm auslösen, sobald sie bewegt werden. Zunächst ertönt ein Warnton, der mit dem passenden Schlüssel deaktiviert werden kann. Hantiert ein Dieb weiter an dem Schloss herum, schrillt die Alarmanlage dauerhaft herum.

Auch mit GPS-Trackern können Räder vor dem Diebstahl geschützt werden. Wird das Fahrrad bewegt, kann ein Alarm auf das Handy gesendet werden. Zudem wird der aktuelle Standort des verschwundenen Fahrrads angezeigt. Die Polizei warnt allerdings, sich niemals allein auf die Suche nach dem gestohlenen Rad zu machen, sondern immer die Polizei zu alarmieren.

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Selbst in teuren E-Bikes sind GPS-Tracker allerdings oft nicht standesgemäß verbaut, weiß Lena Dahl. Sie rät ihren Kunden, in diesem Fall selbst tätig zu werden und zum Beispiel Apple Air Tags gut versteckt am Rad anzubringen. Der GPS-Tracker sollte nicht allzu offensichtlich angebracht werden. „Es gibt zum Beispiel Klingeln, die eine Aussparung für einen Tracker haben. Das ist Quatsch“, betont Dahl.

Trotz moderner Technik sind sich Polizei und Fahrradhändlerin einig: Das Fahrrad mit einer Graviermaschine oder einem speziellen Aufkleber codieren zu lassen, schreckt manche Diebe immer noch ab. Wird das Fahrrad bei einer Razzia von der Polizei gefunden, können die Ermittler so schnell den rechtmäßigen Besitzer ausfindig machen. Der Weiterverkauf der gestohlenen Räder wird deshalb durch die Codierung erschwert. Die Codierung wird unter anderem vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) angeboten.