Hamburg. Nach dem Geheimtreffen am Sonnabend veranstalten Islamisten ein weiteres Event in Bergedorf. Der Nachrichtendienst warnt eindringlich.
Der islamistische Terror ist zurück auf der Weltbühne, der Islamismus in Hamburg war ohnehin nie verschwunden. Im Gegenteil: Das Hamburger Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) verzeichnete in den vergangenen Jahren weiter regen Zulauf für die religiösen Extremisten und Radikalen in der Hansestadt. Und erst am vergangenen Wochenende (das Abendblatt berichtete) strömten Hunderte auf Einladung der verfassungsfeindlichen Islamisten-Gruppierung Hizb ut-Tahrir in einen Billbrooker Veranstaltungssaal. In Anwesenheit des deutschen Top-Salafisten Marcel Krass sollten dort auch Spenden für die Hizb ut-Tahrir gesammelt werden. Später wurde „Iftar“ gefeiert, das Fastenbrechen nach Einbruch der Dunkelheit.
Und eben dieses Fastenbrechen während des Ramadans versuchen nach Erkenntnissen der Hamburger Verfassungsschützer die Hizb ut-Tahrir und ihnen nahestehende Gruppierungen wie das islamistische Netzwerk „Muslim Interaktiv“ für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. „Nach Auffassung des LfV versuchen Islamisten, den Ramadan zu politisieren. In diesem Kontext bestimmen der terroristische Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 und die seitdem herrschende Situation im Nahen Osten den Sound in den Vorträgen und Statements“, sagt Behördensprecher Marco Haase.
Islamismus Hamburg: Mit Plakaten wird von einem Kalifat in ganz Israel geträumt
Derart unterwanderte, aber dennoch beliebte und gut frequentierte Iftar-Feiern fanden zuletzt immer wieder in einer Bergedorfer Eventhalle am Wilhelm-Iwan-Ring statt. Ein weiteres Iftar-Treffen ist dort am Donnerstag (4. April, 18.30 Uhr) geplant. Bereits vor rund zwei Wochen gab es in der Eventhalle eine Iftar-Feier, speziell gedacht „für Brüder“ und überschrieben mit dem Tenor „Die Rettung von Gaza“. Für das Event geworben wurde unter anderem mit einem Plakat, das eine schwarz eingehegte Landkarte des in ein einziges Kalifat umgewidmeten Staates Israel zeigt. Der Betreiber der Eventhalle sei zwar vom Hamburger Verfassungsschutz über die Hintergründe informiert worden, so der Nachrichtendienst. Stattgefunden habe das Treffen dennoch.
Bei einer weiteren Veranstaltung in der Eventhalle sei vor einiger Zeit zudem Adade Boateng, ein führendes Mitglied von „Muslim Interaktiv“, als Redner aufgetreten. „Muslim Interaktiv“ ist nach Einschätzung des Hamburger Verfassungsschutzes eine Partnerorganisation der Hizb ut-Tahrir, die gezielt junge Leute anspricht. „Auf den sozialen Medien postet Muslim Interaktiv auch antisemitische Inhalte und fordert ein Kalifat als Lösung im Nahen Osten“, sagt Haase.
Islamismus Hamburg: „Muslim Interaktiv“ organisierte paramilitärischen Auftritt auf Steindamm
Martialische Auftritte der Gruppe wie im Mai 2021 dienten Propagandazwecken und der Außendarstellung des Netzwerks. Damals zogen bei einer mutmaßlich von „Muslim Interaktiv“ und der Hizb ut-Tahrir organisierten Demonstration Dutzende schwarz uniformierte Extremisten mit judenfeindlichen Parolen und Kindersärgen über den Steindamm in St. Georg.
Das Landesamt für Verfassungsschutz hat schon vor Jahren die Ausbreitung des Islamismus als eine der größten Bedrohungen für die Demokratie ausgemacht – und im Kampf dagegen einige Erfolge verzeichnet. So ging beispielsweise das bundesweite Verbot der LIES-Kampagne (islamistische Koran-Stände) maßgeblich auf Informationen und Ermittlungsergebnisse aus Hamburg zurück. Auch wurde Ende 2022 der stellvertretende Leiter des lslamischen Zentrums Hamburg (IZH) aus Deutschland ausgewiesen, nachdem das LfV offengelegt hatte, dass der Mann in Aktivitäten militanter schiitisch-extremistischer und terroristischer Organisationen verstrickt war.
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Unterdessen pocht die Hamburger AfD-Fraktion nach dem „Geheimtreffen“ der Islamisten am vergangenen Wochenende in einer aktuellen Stellungnahme erneut darauf, den Kampf gegen den Islamismus zu intensivieren. Der „wachsende Islamismus“ sei die „größte Gefahr für unsere freiheitliche demokratische Grundordnung. Islamisten scheren sich nicht um Grundrechte, sie wollen ein Kalifat und die Scharia. Gegen diese reale Bedrohung müssen sich alle Demokraten wehren“, sagte AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann.