Hamburg. „Benefizveranstaltung für bedürftige Kinder“ am Wochenende klingt harmlos. Dahinter stecken keine Wohltäter, sondern Extremisten
„Spendengala“ – das klingt glamourös; „Benefizveranstaltung für Kinder“, das lässt an eine karitative Initiative zugunsten des gesellschaftlichen Wohls denken. Aber hinter der „One Ummah Spendengala 2023 Hamburg – Benefizveranstaltung für bedürftige Kinder“, die am Sonnabendnachmittag, 28. Oktober, in einem Eventhaus an der Billstedter Hauptstraße geplant ist, steckt nach Überzeugung des Hamburger Verfassungsschutzes keine Wohltäter, sondern Extremisten. Es seien Islamisten, die auf dieser „Gala“ Spenden sammeln wollen.
Nach Abendblatt-Informationen findet die Veranstaltung im Bellagio in Billstedt statt. „Das Motto klingt harmlos, aber dahinter stecken Salafisten, darunter ein bekannter Prediger, sowie Islamisten der Furkan-Gemeinschaft“, sagte Marco Haase, Sprecher des Verfassungsschutzes. Die Veranstaltung biete den Protagonisten der islamistischen Szene die Möglichkeit zu einem öffentlichkeitswirksamen Auftreten, hieß es. Als Redner sei unter anderem der bundesweit bekannte salafistische Prediger Ibrahim El Azzazi angekündigt, der in diesem Jahr bereits wiederholt in Hamburg aufgetreten sei.
Hamburg-Billstedt: Verfassungsschutz warnt vor Spendengala im Bellagio
„Der Salafismus stelle eine radikale und kompromisslose Ausrichtung innerhalb des sunnitisch-islamistischen Spektrums dar“, sagte Haase. Die vom Verfassungsschutz beobachteten Hauptrichtungen würden als politischer und jihadistischer Salafismus bezeichnet. Beide Richtungen propagierten aktiv die Ablehnung der freiheitlichen, demokratischen Grundordnung und träten für die Etablierung eines Staatswesens ein, in dem ausschließlich von Gott gegebene Gesetze gelten sollen, hieß es. Die Furkan-Gemeinschaft verfolge dieses Ziel ebenfalls, will die Gesellschaft nach den Grundsätzen der Scharia ordnen. Beide Gruppierungen gelten als radikale und zum Teil gewaltbereite Islamisten.
Verfassungsschutz glaubt: Spenden von Hamburg-Event dürften kaum nur für karitative Zwecke sein
Der Verfassungsschutz informiert öffentlich über diese Veranstaltung, da der Veranstaltungstenor „Benefizveranstaltung für bedürftige Kinder“ zunächst keinen Rückschluss auf den extremistischen Hintergrund zulässt. In Sicherheitskreisen wird bezweifelt, dass die dort gesammelten Spenden wirklich ganz für Benefiz-Zwecke eingesammelt werden.
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Die islamistische Szene in Hamburg umfasst fast rund 1800 Personen. 82 Prozent aller Islamisten in der Hansestadt gelten als gewaltorientiert. Zum salafistischen Spektrum wurden Ende 2022 etwa 490 Menschen gezählt, von denen 225 der jihadistischen Strömung zuzurechnen sind. Jihadisten befürworten und unterstützen in einem stärkeren und radikaleren Maße die Anwendung von Gewalt.
Verfassungsschutz-Chef Torsten Voß hatte nach dem Hamas-Angriff auf Israel im Abendblatt zur Besonnenheit aufgerufen – zugleich aber auf die aufgeheizte Situation durch den Krieg in Nahost auch in Hamburg hingewiesen. „Verschiedenste extremistische Spektren sind hochideologisiert und angespannt“, sagte Voß dem Abendblatt. „Sowohl die Polizei als auch wir verfolgen die Lage mit allerhöchster Aufmerksamkeit.“