Hamburg. DAK-Report: In keinem anderen Bereich in Hamburg ist Gefahr, psychisch zu erkranken, so hoch. Am stärksten betroffen sind junge Frauen.
Keine Branche ist in Hamburg so belastet wie das Gesundheitswesen. Die Beschäftigten – darunter Pfleger und Pflegerinnen, Ärztinnen und Ärzte – waren nicht nur in der Corona-Pandemie leidgeprüft. Das Risiko, psychisch zu erkranken, ist hier besonders groß. Im Jahr 2023 wurden in der Hansestadt die meisten Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen im Gesundheitswesen verzeichnet, wie eine Auswertung der DAK ergibt.
Mit 574 Fehltagen je 100 erwerbstätigen DAK-Versicherten landet die Branche auf dem ersten Platz und lag damit 47 Prozent über dem Durchschnitt, teilte die DAK am Dienstag mit. „Unsere aktuelle Analyse zeigt die weiterhin hohe Belastung der Menschen. Insbesondere Beschäftigte in Branchen mit großer Personalnot haben mit psychischen Problemen zu kämpfen“, sagt Jens Juncker, Leiter der DAK-Landesvertretung in der Hansestadt. „Insgesamt muss den Fragen der seelischen Gesundheit am Arbeitsplatz mehr Beachtung geschenkt werden. Es geht hier nicht nur um die Lebensqualität des Einzelnen, sondern auch um immense wirtschaftliche Auswirkungen auf die Unternehmen“, so Juncker.
Pflege & Co: Junge Frauen in Hamburg am stärksten belastet
Insgesamt ging die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankung – insbesondere Depressionen – zurück. 2023 waren es 319 je 100 Versicherte, 2022 noch 419. „Positiv ist, dass der stetige und starke Anstieg psychischer Erkrankungen in Hamburg erstmals ausgebremst ist“, sagt Juncker. Aber: Im Jahr 2013 waren es noch 262 gewesen – das bedeutet einen Anstieg um 49 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Frauen sind weit häufiger betroffen als Männer. Weibliche Beschäftigte kamen 2023 auf 496 Fehltage (pro 100 Beschäftigte), Männer nur auf 301. Besonders auffällig sind bei Frauen die beiden Altersgruppen 15–19 Jahre sowie 20–24 Jahre, die Anzahl der Krankschreibungen stieg um 72 bzw. um 60 Prozent.
Wie stark Beschäftigte von psychischen Erkrankungen betroffen sind, hängt unter anderem mit der Branche zusammen, in der sie tätig sind. In Hamburg haben diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten, weit überdurchschnittlich viele Fehltage. 2023 waren es – bezogen auf 100 erwerbstätige DAK-Versicherte – 183 Tage mehr als im Durchschnitt aller Branchen. „Es ist offensichtlich, dass insbesondere das Gesundheitswesen in Hamburg bis an die Grenzen belastet ist“, so Juncker.
Psychische Erkrankungen: So viele Fehltage gab es in der Verwaltung
Auf Platz zwei folgt der Bereich Bildung, Kultur und Medien: Auch diese Beschäftigten lagen mit 436 Fehltagen je 100 Versicherte deutlich über dem Durchschnitt aller Berufsgruppen. Auf Platz drei kamen Menschen, die in der Öffentlichen Verwaltung arbeiten, sie leiden ebenfalls überdurchschnittlich an psychischen Erkrankungen (430 Fehltage je 100 Versicherte).
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In Hamburg waren 2023 Depressionen weiterhin mit Abstand der häufigste Krankschreibungsgrund, auf Platz zwei kamen Belastungs- und Anpassungsstörungen. Sie verzeichneten mit einem Plus von sieben Prozent den stärksten Anstieg, während es bei Depressionen einen Rückgang um elf Prozent gab. Mit Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Dies kann sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken. Für den Psychreport hat das Berliner IGES Institut die Daten von 75.000 DAK-versicherten Beschäftigten in Hamburg ausgewertet.