Hamburg. Analyse von großer Krankenkasse zeigt: In einem wichtigen Beruf ist der Krankenstand im vergangenen Jahr besonders stark gestiegen.

Erkältung und Fieber, Herz- und Kreislaufprobleme, Burn-out und Depression Berufstätige in Hamburg waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 23,5 Tage lang krankgeschrieben und sind damit so häufig im Job ausgefallen wie nie zuvor. Auch der Krankenstand in Unternehmen und Behörden erreichte einen neuen Rekordwert. Das hat die Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg bei der Auswertung der Arbeitsunfähigkeitsdaten von Tausenden ihrer Versicherten in Hamburg ermittelt.

Grippe und Depression: Hamburger fehlen länger im Job als je zuvor

Demnach waren im Schnitt 6,44 Prozent der Beschäftigten an einem Arbeitstag krankgeschrieben, also annähernd jeder Fünfzehnte. 2019 hatte der Krankenstand noch bei gut 5 Prozent gelegen. Der Anstieg der Fehltage im Job gegenüber 2022 (21,63 Tage) habe „vor allem mit einer Zunahme von Infektionen, Atemwegserkrankungen und psychischen Problemen zu tun“, so die Krankenkasse.

„Egal ob Atemwegserkrankungen, Muskel-Skelett-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Probleme oder psychische Belastungen: Unsere Auswertungen zeigen, dass die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle im vergangenen Jahr in allen Diagnosehauptgruppen gestiegen ist. Bei vielen Krankheitsbildern verzeichnen wir in Hamburg eine Zunahme von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022“, sagt Andreas Schmidt, Geschäftsführer des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK Rheinland/Hamburg. Sie hat nach eigenen Angaben mehr als 150.000 berufstätige Versicherte in der Hansestadt.

Grippe und Depression: Hamburger sind häufiger krankgeschrieben

Möglicherweise spiele aber auch die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) eine Rolle beim Anstieg der Krankheitstage, so Schmidt. Durch die eAU könnten mehr Kurzzeiterkrankungen erfasst worden sein, die vorher gar nicht an die Krankenkasse gemeldet wurden. Auffällig jedenfalls ist: Beschäftigte meldeten sich 2023 im Schnitt 2,4-mal krank und damit weit häufiger als 2022 (1,9-mal). Zudem ging die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung von 11,3 auf 9,7 Kalendertage zurück.

Unter den Beschäftigten in Pflegeberufen ist der Krankenstand in Hamburg besonders hoch.
Unter den Beschäftigten in Pflegeberufen ist der Krankenstand in Hamburg besonders hoch. © iStockphoto

Die Analyse zeigt auch: Der Krankenstand ist je nach Branche sehr unterschiedlich. So waren pro Tag etwa 8,80 Prozent aller Beschäftigen in der Abwasser- und Abfallentsorgung krankgeschrieben. In der Finanz- und Versicherungsbranche sank er leicht auf 4,1 Prozent, in der Kommunikationsbranche beträgt er lediglich 3,5 Prozent. Besonders hohe Krankenstände gab es hingegen zudem in der öffentlichen Verwaltung (7,92 Prozent), im Bereich Erziehung und Unterricht (7,76) und in Pflegeberufen (8,64 Prozent). Dort wuchs er stark. „Die Beschäftigten in der Pflege sind in ihrem Arbeitsalltag immer stärkeren psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt“, sagt AOK-Vorständin Sabine Deutscher.

Grippe und Depression: Zahl der Krankheitstage steigt

Die AOK-Analyse stützt die Erkenntnisse anderer Krankenkassen. So ermittelte auch die Techniker für 2023 einen Rekordkrankenstand in Hamburg. Die bei ihr versicherten Erwerbstätigen fehlten krankheitsbedingt an durchschnittlich 19,4 Tagen. 2022 waren es 18,2 Tage, im Vor-Corona-Jahr 2019 nur 15,2 Tage gewesen. Zwar verursachten Atemwegserkrankungen wie Grippe, Erkältungen oder Bronchitis den größten Teil der Fehlzeiten. Es melden sich aber auch immer mehr Menschen in der Stadt wegen psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig.

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Nach Analysen der Krankenkasse Barmer sind von den etwa 1,32 Millionen Erwerbstätigen in Hamburg hochgerechnet 93.600 mindestens einmal im Jahr wegen psychischer Leiden krankgeschrieben. Und eine Krankschreibung aufgrund seelischer Leiden bei Beschäftigten in der Hansestadt dauert im Schnitt mehr als sieben Wochen.