Hamburg. Klimaanalyse der Umweltbehörde zeigt „Wärmeinseln“ – und stellt dar, in welchen Stadtteilen es nachts zu hohen Belastungen kommen kann.

Der Klimawandel hat auch Folgen für Hamburg: Es wird wärmer und nasser in der Hansestadt. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist die Jahresmitteltemperatur bei uns um 1,7 Grad gestiegen. Die Auswirkungen dürften vor allem in der inneren Stadt zunehmend spürbar werden: Dort gibt es stark verdichtete und versiegelte Viertel, in denen sogenannte Wärmeinseln „zunehmend ein Problem“ werden könnten, wie Umweltsenator Jens Kerstan vor Kurzem bei der Vorstellung eines neuen Klimainformationssystems sagte. Ältere Menschen seien besonders gefährdet. Es gelte „aufzupassen“, dass es bei immer mehr Hitzewellen „nicht auch immer mehr Hitzetote“ gebe, so der Senator.

Nun legt Kerstans Behörde eine aktualisierte Stadtklimaanalyse mit acht neuen Karten vor. Diese sollen im Vergleich zu der Analyse von 2017 zeigen, wo im Sommer in Hamburg zeitweise besonders warme Areale entstehen können und wie groß dort die Belastungen für den menschlichen Organismus sind.

Klimawandel: Hamburg wird wärmer und nasser

Konkret geht es um sogenannte autochthone Wetterlagen, die in den Sommermonaten der Behörde zufolge oftmals auftreten: sehr warme und heiße Tage mit schwachem Wind, an denen der Luftaustausch eingeschränkt ist – eine Belastung für die Gesundheit vor allem in den Nächten, die ja eigentlich zur Erholung von heißen Sommertagen dienen sollen. Wie aus der jüngsten Analyse hervorgeht, kommt es in Hamburg im langjährigen Mittel im Juni, Juli und August an 18,9 Tagen im Jahr zu Nächten mit sehr wenig Windbewegung – das entspreche einem Anteil von 20,5 Prozent der Nächte.

Wie sich solche sommerlichen Wetterlagen auswirken können, zeigt etwa die „Klimaanalysenkarte“: Darauf ist deutlich zu erkennen, wie stark der Wärmeinseleffekt im Siedlungsgebiet der Hansestadt variiert. Vor allem in dicht bebauten Gebieten wie der Altstadt und der Neustadt, in St. Georg, St. Pauli und in der HafenCity kann es bei autochthonen Wetterlagen deutlich wärmer oder heißer werden als in der äußeren Stadt. Auch in Altona, Sternschanze, Rotherbaum, Eimsbüttel, Eppendorf und mehreren Stadtteilen östlich der Alster tritt der Wärmeinseleffekt stärker auf als in weniger stark versiegelten Gebieten, in denen es mehr Grünflächen gibt.

Überdurchschnittliche Wärmebelastung in Hamburgs Zentrum

Erhebliche Unterschiede sind auch auf der „Bewertungskarte Nacht“ zu erkennen. Diese veranschaulicht die nächtliche Wärmebelastung während einer sommerlichen Wetterlage mit einem geringen Luftaustausch. Als „sehr ungünstig“ eingestuft wird das sogenannte Bioklima demnach in der Altstadt, St. Georg und in der HafenCity. In vielen weiteren Teilen der inneren Stadt ist das Bioklima stellenweise als „ungünstig“ oder „weniger günstig“ gekennzeichnet. Vor allem in der „Kernstadt“ und in Stadtteilzentren gebe es eine überdurchschnittliche Wärmebelastung und ein „Durchlüftungsdefizit“, heißt es in dem Bericht über die jüngste Stadtklimaanalyse.

Dem Bericht zufolge machen Areale mit einer sehr hohen Überwärmung bzw. einer sehr ungünstigen bioklimatischen Situation 6,6 Prozent der Siedlungsflächen in Hamburg aus. Bereiche mit ungünstigen Bedingungen haben der Analyse zufolge einen Anteil von 14,3 Prozent. Weniger günstige Bedingungen und damit eine mäßige Überwärmung machten 17,8 Prozent der Siedlungsfläche in der Hansestadt aus. Günstige Bedingungen seien in 52,3 Prozent der Bebauung anzutreffen. Der Anteil an Siedlungsflächen ohne Überwärmung liege bei neun Prozent.

Anpassung an den Klimawandel: Umweltbehörde schlägt 19 Maßnahmen vor

Die räumliche Darstellung der Klimasituation in Hamburg verschaffe Planenden die „ersten Informationen“, wo welche Maßnahmen zur Anpassung der Hansestadt an den Klimawandel nötig sind, so die Umweltbehörde. In ohnehin schon sehr dicht bebauten und stark versiegelten Gebieten sollte demnach eigentlich keine zusätzliche Versiegelung stattfinden.

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Die Umweltbehörde schlägt 19 Maßnahmen vor, zum Beispiel eine Entsiegelung. Und – natürlich: „Soweit möglich sollte der Grünanteil im Stadtgebiet erhöht werden, insbesondere in thermisch belasteten Bereichen.“ Ob und wann die Vorschläge umgesetzt werden, ist allerdings unklar. Die Gesundheitsbehörde, die an einem Hitzeaktionsplan arbeitet, ging zuletzt von einer Fertigstellung frühestens Mitte 2024 aus.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet für Hamburg bis zum Jahr 2050 mit einer weiteren Erwärmung um 1,0 bis 1,4 Grad. Gravierend ist die bisherige Entwicklung bei den Sommertagen (mindestens 25 Grad): Deren Zahl stieg von durchschnittlich 21,2 Tagen pro Jahr im Zeitraum 1961 bis 1990 auf 31,6 von 1991 bis 2020. „Heiße Tage“ (mindestens 30 Grad) gab es in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt 31 – normal wären neun gewesen. Im August 2020 stieg die Temperatur in der Hansestadt sogar acht Tage in Folge auf über 30 Grad – so oft wie nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.