Hamburg. 212 Tage mit Niederschlag – und die Tendenz ist steigend. Was Forscher sagen und wann es die höchsten Jahreswerte gab: die Top 10.

So heftig wie jüngst in Niedersachsen haben sich Regen und Stürme zuletzt in Hamburg zwar nicht ausgewirkt, gleichwohl fiel der Niederschlag in der Hansestadt im Dezember stark aus – ebenso wie im Juli und Oktober – und lag im Jahr 2023 insgesamt weit über dem Durchschnitt.

So verzeichnete der Deutsche Wetterdienst (DWD) an seiner Klimareferenzstation in Fuhlsbüttel 1001,1 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – 30 Prozent mehr als im vieljährigen Mittel dort (770,2 l/m2) von 1961 bis 1990. Es ist der zweithöchste Niederschlagswert für ein Jahr dort seit dem Beginn der Messungen 1936. Den Rekordwert von 1077 Litern pro Quadratmeter registrierte die Station in Fuhlsbüttel im Jahr 2007.

Wetter Hamburg: 2023 war rekordverdächtig - 30 Prozent mehr Regen

Die DWD-Messstation in Neuwiedenthal im Hamburger Süden registrierte im vergangenen Jahr sogar 1069,1 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – 51 Prozent mehr als im vieljährigen Mittel dort (706,7 l/m2). Ein neuer Spitzenwert – bis dato galt die im Jahr 2007 gemessene Niederschlagssumme von 1011,5 l/m2 als höchster Wert.

Uni Hamburg misst ebenfalls hohe Niederschlagswerte

Hohe Werte erfasst hat auch die Messanlage des Meteorologischen Instituts der Universität Hamburg in Billwerder im Hamburger Südosten. Demnach ergibt sich für 2023 eine Niederschlagsmenge von rund 922 Litern pro Quadratmeter, der dritthöchste Wert seit Beginn der Messungen dort 1997, so Ingo Lange, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts. Nur in zwei Jahren habe die Station mehr Niederschlag registriert: 2017 (rund 955) und 2007 (930).

Der Dezember 2023 sei allerdings mit rund 137 Litern Niederschlag pro Quadratmeter der nasseste seit 1997 gewesen. Zähle man die Tage, an denen es Niederschlag gab (mindestens 0,1 mm), stehe 2023 an der Spitze mit 212 Regentagen, fünf mehr als 2017, sagt Ingo Lange.

Wetter-Prognosen: Hamburg wird wärmer und nasser

Die hohen Niederschläge in jüngster Zeit passen ins Bild. Nach Angaben des DWD im „Klimamonitor Hamburg“ hat die Menge des Niederschlags in der Hansestadt seit 1881 über das Jahr verteilt zugenommen. Demnach beträgt der Zuwachs der Jahressumme in den vergangenen 140 Jahren bei uns etwa 112 Liter pro Quadratmeter. Zu dieser Zunahme trägt vor allem der Winter mit einem Plus von 65 Litern bei, gefolgt vom Herbst mit etwa 23 Litern. Für das Frühjahr fällt der Zuwachs mit 15 Litern kleiner aus. In den Sommermonaten zeigt sich mit einem Plus von acht Litern pro Quadratmeter die geringste Zunahme der Niederschlagsmenge.

Auch Hamburg spürt die Folgen der globalen Erwärmung. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist die Jahresmitteltemperatur in der Hansestadt um 1,7 Grad gestiegen, wie die Umweltbehörde jüngst bei der Präsentation des neuen Hamburger Klimainformationssystems hervorhob. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen.

Wetter Hamburg: Forscher erklären, wovon es abhängt, ob es regnet

Ob es regne, hänge allerdings stark von „dynamischen Faktoren“ ab, etwa davon, wie sich Hoch- und Tiefdruckgebiete verhalten und wie sich der Jetstream, ein Starkwindband, entwickele, sagt Professor Felix Ament, Leiter der Arbeitsgruppe Atmosphärenmessungen und Prozessmodellierung am Meteorologischen Institut der Universität Hamburg. Niederschlag sei Teil eines Transportprozesses; Winde und Zirkulation spielten eine enorme Rolle. „Durch den Klimawandel bekommen die Transportprozesse in der Atmosphäre mehr Energie“, sagt Ament.

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Ungewöhnlich feuchte Winter habe es schon früher gegeben. Niederschlagsmengen, wie sie aktuell auftreten, seien künftig allerdings häufiger zu erwarten. Gleichwohl dürfte es weiterhin auch Jahre mit trockenen Wintern geben. Der Klimawandel zeige sich nicht in einzelnen Jahren wie 2023 oder gar nur in Monaten, sondern in langfristigen globalen Entwicklungen, sagt Ament.

Auch wenn es im Mittel nasser geworden ist in der Hansestadt – mitunter variierte die Menge des Niederschlags erheblich. Der mit 409 Litern niedrigste Wert trat laut DWD im Jahr 1959 auf. Das Jahr 2018 war laut Wetterdienst das drittniederschlagsärmste Jahr in Hamburg seit 1881. Das zeigt: Auch wenn es tendenziell wärmer wird, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es in jedem Jahr viel Niederschlag gibt.